Am Lichtmesstag waren 500 russische Offiziere aus dem Konzentrationslager Mauthausen ausgebrochen, die in den Tagen danach von der SS und der Zivilbevölkerung wie die "Hasen" gejagt wurden.

Heribert Corn

Linz –In den Tagen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, am 2. Februar 1945, Mariä Lichtmess, um 0.50 Uhr wagten rund 500 russische Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen einen organisierten Ausbruch – den größten in der Geschichte der NS-Konzentrationslager. Es waren sogenannte K-Häftlinge, auf die der sichere Tod wartete, stand doch das K für Tod durch Kugel.

Die für den Betrieb des Konzentrationslagers zuständige SS startete daraufhin die zynisch als " Mühlviertler Hasenjagd" bezeichnete mörderische Hetze auf die geflohenen Insassen. Den Sicherheitskräften und der Bevölkerung in der Umgebung wurde mitgeteilt, es seien 500 Schwerverbrecher aus dem KZ ausgebrochen, die eine große Gefahr darstellten. Sie müssten sofort "unschädlich" gemacht werden. Keiner dürfe lebend in das KZ zurückgebracht werden. Schon in der ersten Stunde nach dem Ausbruch waren 240 Häftlinge ermordet. Nur acht Geflüchtete überlebten. Zwei davon waren die russischen Offiziere Nikolaj Cemkalo und Michail Rybtschinskij.

Mahnende Lebensaufgabe

Beide fanden Zuflucht auf dem Hof von Maria Langthaler und ihrem Mann in Winden bei Schwertberg. Drei Monate hielten sie die beiden auf dem Heuboden versteckt, ohne zu wissen, wann der Krieg zu Ende sein würde. Jeden Tag in Todesangst. Unermüdlich trägt die Tochter von Maria Langthaler, die heute 92-jährige Anna Hackl, seit Jahrzehnten diese Familiengeschichte voller Mut mahnend in die Welt hinaus.

Vor allem aber ist es dem 1995 erschienenen Film Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen des Welser Regisseurs Andreas Gruber zu verdanken, dass dieses unfassbare Zusammenspiel von Nazigräuel und mangelnder Zivilcourage auch international bekannt wurde.

Gruber ist es auch, der nun das dunkle Kapitel oberösterreichischer Zeitgeschichte für die Theaterbühne adaptiert hat. Beauftragt von der Waldaistbühne – einer Kooperation der Theatergruppe Tragwein und der Theaterrunde Gutau – entstand das Stück "Das Menschenmögliche". Die Premiere geht am 2. Juni, inszeniert von der Pabneukirchnerin Eva Stockinger, auf der Burg Reichenstein in der Gemeinde Tragwein über die Bühne.

Mutmenschen

"Die Familie Langthaler ist heute ein Feigenblatt in der Erzählung dieser Tage", sagt Manfred Wolf von der Waldaistbühne. "In diesen dunklen Zeiten ist Maria Langthaler keinen Millimeter von ihrem inneren moralischen Kompass abgewichen. Sie hat geholfen, obwohl sie um ihr Leben und das ihrer Familie fürchten musste. Dieser Mut ist beeindruckend." (Markus Rohrhofer; 24. 4.2023)