Jens Harder zeigt Höhlenmalerei als Vorboten moderner Kunst.

Mamuz

Rudi Hurzlmeiers Cartoon Alter Meister (1999) trifft das Thema auf den Punkt. Nackt und bärtig, aber mit Tschick im Anschlag, führt ein Steinzeitkünstler die betuchte Kundschaft durch seinen Höhlenmalerei-Showroom. Die Dünkel des Vernissagenbetriebs – schlechter Sekt, Brötchen, Sehen und Gesehenwerden – treffen auf die Anbetung primitiver, Pardon, genialischer Strichmännchen.

Karikatur und Urgeschichte? Das hat nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Wer allerdings ein wenig tiefer gräbt, merkt bald, wie verzahnt die Disziplinen sind. Das Urgeschichtemuseum Mamuz in Asparn an der Zaya (NÖ), normalerweise auf die Präsentation archäologischer Funde spezialisiert, hat sich nun in einer erstmaligen Kooperation mit dem Karikaturmuseum Krems der Sache angenommen: Die Ausstellung Aufgezeichnet! Von der Höhlenmalerei zum modernen Comic im Schloss Asparn zeigt, auf wie vielen Ebenen Kunst und Archäologie Hand in Hand gehen.

Urgeschichte als Projektionsfläche

Da ist zum einen die Urgeschichte als Projektionsfläche für Kommentare zur Zeit: Karikaturisten wie Gerhard Haderer, Sokol, Michael Pammesberger oder Rudi Klein greifen immer wieder auf das Steinzeitmotiv zurück, wenn es darum geht, politische Beharrungskräfte oder Verirrungen modernen Konsumverhaltens bloßzustellen.

Der Steinzeitmensch in freier Wildbahn einst und heute.
Foto: Mamuz

Die Flintstones –lange Zeit erfolgreichste US-Zeichentrickserie, bis sie in den 1990er-Jahren von den Simpsons abgelöst wurde – entstand als Satire auf die amerikanische Mittelklasse der 1960er-Jahre. Silex in the City liefert einen Aufguss des Familie-Feuerstein-Motivs mit Themen des 21. Jahrhunderts. Aus beiden Werken sind Originalzeichnungen und Filmausschnitte zu sehen.

Der Dino aus den "Flintstones" apportiert Knochen wie ein Haushund. In Wahrheit lagen zwischen den Dinosauriern und dem Aufkommen des Menschen freilich 65 bis 230 Millionen Jahre Evolution.
Foto: Warner Bros

Graphic Novel und Rekonstruktion

Die Ausstellung zeigt, wie das Thema Urgeschichte die zeitgenössische Graphic Novel beschäftigt. Jens Harder zeichnet Kulturgeschichten auf einen Blick: den Weg von der Höhlenmalerei zur abstrakten Kunst oder von der Jagdprärie in den Supermarkt. Andere wie Katharina Kubin verarbeiten ihre Erfahrungen in der Wissenschaft künstlerisch und spinnen Archäologie zu fantastischen Indiana Jones-Geschichten weiter.

Dass die Archäologie selbst immer eine sehr bildhafte Disziplin war, zeigen Fundskizzen und Rekonstruktionszeichnungen, die möglichst wissenschaftlich korrekt darstellen sollen, wie Menschen vor 10.000 Jahren lebten. Ein spannender Einblick in ein weites Feld, zum Schmunzeln und mit wissenschaftlichem Mehrwert. (Stefan Weiss, 25.4.2023)