Sonnenschäden aus jungen Jahren können können sich sogar Jahrzehnte später bemerkbar machen. Deshalb ist Sonnenschutz von klein auf so wichtig.

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Wenn aus einem Muttermal Hautkrebs entsteht und man das rechtzeitig entdeckt, kann es reichen, die Stelle einfach herauszuschneiden, und man ist geheilt. Doch leider ist die Behandlung nicht immer so simpel. Vor allem wenn sich schon Metastasen, Ableger des Tumors, in wichtigen Organen gebildet haben, kann die Erkrankung lebensgefährlich werden.

Die gute Nachricht: Die Forschung in diesem Bereich hat enorme Fortschritte gemacht, immunbasierte Behandlungsmethoden lassen auf ein längeres und gesünderes Leben hoffen.

Überlebenschance enorm gestiegen

Das Melanom wird durch eine bösartige Veränderung der Zellen, die den Hautfarbstoff Melanin bilden, verursacht. Ein Melanom, auch schwarzer Hautkrebs genannt, gilt als besonders aggressiv, da es dazu neigt, schon früh Metastasen zu bilden. In Österreich erkranken daran laut Statistik Austria jährlich rund 1.500 Menschen, 370 sterben infolge dessen – das sind 90 Prozent der Hautkrebstode.

Christoph Höller von der Universitätsklinik für Dermatologie der Med-Uni Wien erklärt, dass Melanome im Aussehen sehr unterschiedlich sein können. Typischerweise seien sie jedoch flach, unregelmäßig gefärbt und schnell wachsend. Farblich befinden sie sich auf einem breiten Spektrum vom seltenen Weiß bis zu häufigem Schwarz und Dunkelbraun.

Im Idealfall kann ein Melanom einfach chirurgisch entfernt werden. Schwieriger gestaltet es sich, wenn es bereits Metastasen gebildet hat. Haben sich diese zu weit ausgebreitet, ist manchmal ein chirurgischer Eingriff nicht mehr möglich. Inoperabler Hautkrebs war noch vor 15 Jahren in 95 Prozent der Fälle ein Todesurteil binnen ein paar Jahren. Mit den heutigen Immuntherapien sind mittlerweile siebeneinhalb Jahren nach Therapiebeginn noch über die Hälfte der Betroffenen am Leben, berichtet Höller.

Tumore beinträchtigen oft die körpereigene Immunantwort. Mithilfe der Immuntherapie wird das Immunsystem wieder reaktiviert, die natürlichen Killerzellen und T-Zellen sind wieder einsatzbereit. Diese bekämpfen dann die Krebszellen aktiv. Diese Immuntherapien werden regelmäßig über Infusion verabreicht.

Schutz vor Rückfällen

Aber nicht nur bei inoperablen Tumoren kann die Immuntherapie helfen. Nach der Operation soll sie Rückfälle verhindern. Dies gelingt in der Hälfte der Fälle, weiß Höller. Seit Herbst 2022 steht sie für Patienten und Patientinnen mit einem erhöhten Rückfallrisiko zur Verfügung.

Eine neue Behandlungsart sieht außerdem vor, schon vor der Operation die ersten Dosen der Immuntherapie zu verabreichen. Anstatt 18 Dosen nur nach der Operation zu verabreichen, werden drei davon schon davor gegeben. Das soll die Rückfallquote gegenüber der postoperativen Methode um 20 Prozent senken. Derzeit ist die Methode noch nicht offiziell zugelassen, sie wird jedoch in Phase-III-Studien überprüft. Ebenfalls wird eine präventive Anwendung für Patienten und Patientinnen mit hohem Risiko erforscht.

Nebenwirkungsfrei ist diese Immuntherapie aber nicht, es kann zu ungewollten Immunreaktionen kommen. Typisch sind Symptome wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Gelenksschmerzen oder auch Probleme mit der Verdauung. Sehr selten kommt es außerdem zu einer Herzmuskelentzündung, berichtet Höller. Deshalb werden bei jeder Behandlung die Blut- und Organwerte fortlaufend überprüft, um eventuell mit entzündungshemmenden Medikamenten gegenzusteuern oder im Notfall auch die Behandlung abzubrechen.

Weißen Hautkrebs nicht unterschätzen

Der schwarze Hautkrebs ist der häufigste, doch es gibt auch die weiße Variante. Unter diese Kategorie fällt jede Art außer das Melanom. Meist wird weißer Hautkrebs als weniger gefährlich beschrieben, da er selten Metastasen bildet. Aber unentdeckt und unbehandelt kann er genauso verheerend wie der schwarze Hautkrebs sein. Rainer Kunstfeld, ebenfalls von der Universitätsklinik für Dermatologie der Med-Uni Wien, erklärt, dass besonders ältere Menschen an ihm erkranken, wenn die Folgen jahrelanger Sonnenbestrahlung ans Licht kommen.

Die zwei häufigsten Erscheinungsformen sind das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom. Das Basalzellkarzinom sei der am häufigsten diagnostizierte Tumor, erwähnt Kunstfeld. Es handelt sich hierbei meist um hautfarbene bis rote Knoten mit einem perlschnurartigen Rand. In der Regel kann das einfach operativ entfernt entfernen. War die Entfernung erfolgreich, liegt die Heilungschance bei 99 Prozent.

Bleibt das Basalzellkarzinom lange unentdeckt oder befindet es sich an einer ungünstigen Stelle, muss man jedoch zu anderen Behandlungen greifen, erklärt Kunstfeld. Eine Option ist eine lokale Strahlentherapie oder eine lokale Kryochirurgie, die den Tumor wegbrennt oder vereist. Eine weitere lokale Anwendung, die momentan in Studien überprüft wird, sei das Injizieren eines abgeschwächten, nicht mehr ansteckenden Herpesvirus in den Tumor. Dieses bringt den Tumor zum Schrumpfen, damit er leichter entfernt werden kann. Beim Melanom ist die Behandlung übrigens schon im Einsatz.

Ebenfalls gibt es bereits eine orale Behandlung für das Basalzellkarzinom. Die sogenannten Hedgehog-Inhibitoren blockieren einen Signalweg, der den Zellen des Tumors einen Wachstumsstimulus gibt. Spricht eine Patientin oder ein Patient nicht auf einen Hedgehog-Inhibitor an, ist auch eine Immuntherapie möglich.

Die zweithäufigste Art des Weißen Hautkrebses, das sogenannte Plattenepithelkarzinom, zeigt sich in verschiedenen Farben, Größen und Formen. Kunstfeld erklärt: "Sie können als schuppige rote Flecken, offene Wunden, raue, verdickte oder warzenartige Haut oder erhöhte Wucherungen mit einer zentralen Vertiefung auftauchen." Manchmal jucken sie außerdem, verkrusten oder bluten sogar.

Auch hier können neben der Operation ähnliche Verfahren wie bei dem Basalzellkarzinom angewendet werden. Kryotherapie, Strahlentherapie, lokale Immuntherapien in Form von Cremen sowie herkömmliche Immuntherapien sind in diesem Bereich im Einsatz.

Seltene Erkrankungen

Das beschreibt den Großteil der Hautkrebserkrankungen. Doch es gibt noch einige weitaus seltenere Arten von Tumoren, die gerne übersehen werden. Nicht nur weil sie so selten sind, sondern auch weil sie so unscheinbar aussehen. Etwa das Merkelzellkarzinom, ein halbkugelförmiger, glänzender rötlicher Tumor, der oft als eine normale Warze interpretiert wird.

Weiters gibt es Angiosarkome der Haut, das sind aggressive und besonders schnell wachsende Tumore. Christian Posch, Leiter der Dermatologischen Abteilung der Klinik Hietzing, erklärt, dass sich Betroffene anfangs über einen blauen Fleck beschweren, aber woher er stamme, wüssten sie nicht. Diese Tumore sehen tatsächlich aus wie blaue Flecken, die immer größer werden.

Schließlich gibt es noch sogenannte Kutane Lymphome, die häufigste Form des Hautlymphoms. Dieses wirkt so, als wäre die Haut einfach ein wenig irritiert, man hat rote Schrammen und kreisförmige Irritationen, die nicht mehr verschwinden. Diese Tumore wachsen sehr langsam, die Erkrankung erstreckt sich oft über Jahrzehnte.

Im Bereich der Forschung finden Hautkrebserscheinungen wie diese nur wenig Raum. Immuntherapien bergen jedoch auch hier Potenzial, beispielsweise für das Merkelzellkarzinom, berichtet Posch. Das Gesamtüberleben von Betroffenen habe sich durch diese Therapie deutlich verbessert.

Es gibt keine gesunde Bräune

Hautkrebs könnte man übrigens in vielen Fällen gut verhindern, einfach indem man direkte Sonneneinstrahlung vermeidet. Expertinnen und Experten pochen darauf, dass es keine gesunde Bräune gibt. Christian Posch warnt vor Sonnenbränden und betont: "Sie verbrennen ja Ihren Frühstückstoast nicht, warum verbrennen Sie dann Ihre Haut? Diese Bräune rächt sich in der zweiten Lebenshälfte." Rötung und auch Bräunung der Haut sind als Warnsignale zu verstehen. Die Experten empfehlen, sich im Schatten aufzuhalten, sich mit hohem Schutzfaktor einzucremen und sich auch mit entsprechender Kleidung vor der Sonne zu schützen.

Außerdem betonen sie, man solle jedes Jahr zur Dermatologin oder zum Dermatologen gehen und sich von Kopf bis Fuß untersuchen lassen. Man könne sich so viel Leid ersparen, betont Höller. (Laura Schnetzer, 28.4.2023)