Salzburg hat 156.621 Einwohner und die Festung Hohensalzburg, Graz 298.512 und den Uhrturm, Linz 210.165 und die Dreifaltigkeitssäule, Wien 1,982.442 und das Riesenrad.

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Eine von vielen Stationen Roman Wallners war Red Bull Salzburg. Mit den Bullen holte er zwei Meistertitel (2010 und 2012).

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Beim SV Grödig beendete Wallner 2019 seine bei Sturms Junioren 1988 gestartete Karriere als Fußballer. Seit 2019 arbeitet er als Trainer beim Salzburger AK 1914.

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Die Tabelle lügt nicht. Fans der Wiener Großklubs sind nicht zu beneiden, zum Leiden verdammt. Sowohl Rapid als auch die Austria spielen nicht mehr jene Rolle wie in – teils längst – vergangenen Tagen. Aktuell liegen die Hütteldorfer als Vierter mit nur 20 Punkten 15 Zähler hinter Red Bull Salzburg (35), die Austria hat 19, einen mehr als Meistergruppen-Schlusslicht Klagenfurt. Das ist zu wenig für die Ansprüche der Hauptstadtklubs. Deutlich besser läuft es für Sturm Graz (30) und den LASK (27). Dass nach dem Grunddurchgang die Punkte halbiert wurden, ist quasi strafverschärfend.

Einer, der all diese Vereine auch von innen kennt, ist Roman Wallner. Der gebürtige Grazer hat es als Einziger überhaupt geschafft, für Sturm (1998-1999), Rapid (1999-2004), Austria (2006-2007), LASK (2009-2010) und Salzburg (2010-2012) auf Torjagd zu gehen. Insgesamt war der mittlerweile 41-Jährige sogar bei sieben Bundesligisten engagiert, er hat in 370 Spielen 112 Tore erzielt.

Woran also hapert es bei den Wiener Vereinen? Wallner, seit drei Jahren als Trainer bei Salzburgs ältestem Fußballverein SAK 1914 engagiert, attestiert sowohl Rapid als auch der Austria einen "Durchhänger". "Es gibt immer wieder ein, zwei Saisonen, in denen es nicht so gut läuft, und dann erfängt man sich meistens wieder. Aktuell sieht man das auch bei den Bayern. Das gehört einfach dazu", sagt Wallner. Freilich sei es auch für ihn schwer, von außen die aktuellen Strukturen zu beurteilen, aber wahrscheinlich fehle es an Kontinuität ("Trainerwechsel") und Ruhe ("hunderttausend Randthemen"). "Man merkt halt, dass immer etwas los ist, und das ist nicht optimal", sagt Wallner und denkt diesbezüglich etwa an die Lizenzprobleme bei der Austria und die vielen Meinungen bei Rapid.

Stränge und Süppchen

Es brauche auf jeden Fall gute Strukturen und Geduld. "Viele Kleinigkeiten sind wichtig. Spieler, die geholt werden, müssen funktionieren. Gibt es Rückschläge, muss man weiter daran glauben." Und man müsse auch offen dafür sein, "in gewissen Situationen ein bissl nach links oder rechts auszuweichen, ohne Ziel und Identität zu verlieren". Es müsse ein Wir-Gefühl entstehen. "Gerade bei Rapid gibt es sehr viel Einfluss von außen. Aber es müssen wie in jeder Firma alle an einem Strang ziehen. Es ist nicht gut, wenn einige ihr eigenes Süppchen kochen."

Für Sturm spreche die große Fanbasis und dass es weniger dramatische oder medial interessante Nebengeräusche gebe. "Außerdem passt die Kombination aus Sportchef Andreas Schicker und Trainer Christian Ilzer. "Es gehört auch ein gutes Händchen bei den Transfers dazu. Man merkt, dass da eine Idee und Kontinuität dahinter ist."

Den LASK zeichne "Konstanz und eine gewisse Ruhe" aus. Über kurz oder lang trage das dazu bei, dass man erfolgreich sein und dem Serienmeister näher kommen kann. Die Salzburger seien natürlich auf einem anderen Niveau. "Allein schon im Nachwuchsbereich gehören sie zu den Topadressen in Europa." Hinsichtlich professioneller Arbeit müsse sich aber keiner der Spitzenvereine verstecken. Generell rät Wallner sowohl den Grünen als auch Violetten, die Nachwuchsarbeit noch stärker zu forcieren und Geduld für die Jungen aufzubringen. Vom Spielerischen her würden Rapid und Austria ohnehin guten Fußball zeigen.

Österreichs Liga habe sich gut entwickelt. Das Niveau sei im Sog der Salzburger gestiegen, auch dank verbesserter Infrastruktur. "In moderne Stadien kommen mehr Leute, die Spiele werden attraktiver." Österreich sei als Markt durch Salzburgs Auftritte in Europa und durch Transfers interessanter geworden, auch für Spieler. "Zudem kommt auch die zentrale Lage in Europa und dass von der Lebensqualität keinem etwas fehlt."

Fehlerquote und Sparkurs

Am Mittwoch empfängt Rapid die Salzburger, die Austria besucht Sturm Graz. Das schreit förmlich nach einer Bestätigung des vierten Platzes im Städteranking. Rapids Trainer Zoran Barisic stellt klar: "Salzburg ist die Übermannschaft, steht über allen." Von Sturm und LASK sei man nicht so weit weg, wie es die Tabelle vermuten ließe. "Wir sind auf Augenhöhe mit ihnen, aber auch auf Augenhöhe mit Klagenfurt und Ried." Diese Selbsteinschätzung klingt zumindest nicht uninteressant, Ried ist Qualifikationsgruppenletzter. Barisic: "Wir sind in der Lage, Außergewöhnliches zu leisten. Dann wiederum sind wir nicht gefestigt, ist die Fehlerquote zu hoch." Die Hütteldorfer haben das zweitgrößte Budget, stehen wirtschaftlich gut da. Warum Sturm und LASK erfolgreicher sind? "Wir fuhren einen Sparkurs. Ich bin überzeugt, dass Fußballer in Linz mehr verdienen."

Rapid war 2008 zum letzten Mal Meister, die Austria 2013. Seither regiert Salzburg. Rapid bestreitet am 30. April in Klagenfurt das Cupfinale gegen Sturm. Zumindest in diesem Bewerb könnte Graz überholt werden und Wien sogar Platz eins belegen. (Christian Hackl, Thomas Hirner, 26.4.2023)