"SpaceMosque" von Saks Afridi entstand 2017.

KHM-Museumsverband

Dass Männer und ihre Raketen von jeher ein eigenes Kapitel sind, ist allgemein bekannt. Nicht nur der in Nordkorea stationierte "Rocket-Man" (in den Worten Donald Trumps) lässt regelmäßig von sich hören, zuletzt sorgten auch zwei Milliardäre mit ihren Eigenbau-Senkrechtstartern für Aufsehen: Jeff Bezos ließ sich in einer Rakete mit der Form eines männlichen Gemächts ins All schießen, Elon Musks dicker Brummer explodierte hingegen nach dem Start. Ups!

Der Künstler Saks Afridi ist der Angeberei mit phallischer Omnipotenz unverdächtig. Seine SpaceMosque, eine Rakete in Form eines islamischen Minaretts, die er im Wiener Theseustempel installiert hat, soll vielmehr zum Nachdenken anregen. Der in Pakistan geborene New Yorker hat das Objekt erstmals 2017 kreiert und seither mehrfach ausgestellt. In Wien ist die Installation Teil der Ausstellung Science Fictions im Weltmuseum.

Detailansicht der "SpaceMosque", die im 3D-Druck-Verfahren in Wien entstand.
Foto: KHM-Museumsverband

SpaceMosque, im 3D-Drucker hergestellt, greift Elemente islamischer Kunst auf und verknüpft sie mit technischem Firlefanz des Raumfahrtzeitalters. Rund um das Werk hat Afridi eine Geschichte gestrickt über eine angebliche Sichtung eines solchen Objekts in islamischen Ländern und darüber, wie Menschen begonnen hätten, ihre Gebete daran zu heften.

Deutungen sind viele möglich: In Katar, wo das Objekt bereits ausgestellt war, wird es der Vision eines Islams im Einklang mit Hochtechnologie gerecht; an Recep Tayyip Erdoğans Satz "Die Minarette sind unsere Bajonette" darf man sich allerdings auch unangenehm erinnert fühlen.

Für Afridi, der dem Sufismus und Afrofuturismus nahesteht, erzählt das Objekt ein modernes Märchen. Es soll danach fragen, worauf wir alle unsere Wünsche und Gebete richten. (Stefan Weiss, 26.4.2023)