Die hohe Inflation lässt das Urlaubsbudget massiv schrumpfen. Die gestiegene Nachfrage treibt die Preise zusätzlich in die Höhe.

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Es sind immer noch deutlich weniger Flugzeuge unterwegs als vor Corona, wie man bei der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol feststellt: 9,3 Millionen Flüge waren es im Jahr 2022, das sind 83 Prozent des Aufkommens von 2019. Heuer sollen immerhin wieder 92 Prozent des präpandemischen Niveaus erreicht werden.

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Im Schnitt sind die Preise bei Tui Österreich und Ruefa um rund acht Prozent höher als im vergangenen Jahr.

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Selbst der Campingurlaub hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verteuert, wenn auch vergleichsweise moderat.

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Die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern: Der Sommerurlaub 2023 wird richtig ins Geld gehen. Schon im Jänner orakelte Helga Freund, Vorständin des Reiseveranstalters Ruefa, dass Reisen 2023 im Schnitt um acht Prozent teurer sein werden. Gottfried Math vom Konkurrenten Tui schlägt in die gleiche Kerbe: "Im Schnitt sind die Preise bei Tui Österreich über das gesamte Portfolio um rund acht Prozent höher als im vergangenen Jahr." Dabei waren, wir erinnern uns, die Preise schon 2022 teilweise absurd hoch. Heuer kommt es noch schlimmer.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Da wäre zunächst die nach wie vor hohe Inflation, die die Preise treibt und das geplante Urlaubsbudget (1.700 Euro sind im Schnitt pro Person für den gesamten Jahresurlaub budgetiert, 150 mehr als im Vorjahr) massiv schrumpfen lässt. Offenbar tut das der Reiselust aber noch keinen Abbruch. Neun von zehn Befragten wollen ein- bis zweimal verreisen, wie eine Umfrage im Auftrag der Ruefa zeigt. Das sind so viele wie vor der Pandemie. Alle wollen weg – ein zusätzlicher Preistreiber.

An der Preisschraube drehen

Das zeigt sich nicht zuletzt bei den Flugpreisen, die nicht nur von Kerosinpreis, Personalkosten etc., sondern auch von der Nachfrage bestimmt werden. Und die trifft auf ein nach wie vor zu geringes Angebot an Flügen. Es sind immer noch deutlich weniger Flugzeuge unterwegs als vor Corona, wie man bei der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol feststellt: 9,3 Millionen Flüge waren es im Jahr 2022, das sind 83 Prozent des Aufkommens von 2019. Heuer sollen immerhin wieder 92 Prozent des präpandemischen Niveaus erreicht werden.

Wer in jüngster Zeit seinen Urlaub geplant hat, wird feststellen, dass die Zeit des billigen Fliegens vorbei ist. Von der Lufthansa bis zu den Billiganbietern wie Wizz Air oder Ryanair drehen die Airlines an der Preisschraube. So kündigte Ryanair-Österreich-Chef Andreas Gruber Anfang April an, dass die Ticketpreise um über zehn Prozent steigen werden. Die Statistik Austria wiederum rechnet vor, dass sich die Flugtickets allein im März um 50,6 Prozent verteuert haben.

Türkei eher günstig

Aber wie schaut’s in den Sommermonaten aus? DER STANDARD hat beim Vergleichsportal Idealo nachgefragt, womit Österreichs Reisende rechnen müssen. Untersucht wurden die Preise für Flüge aus Österreich in beliebte Warmwasserziele in den Reisemonaten Juni, Juli, August, September 2022 im Vergleich zu 2023. Insgesamt wurden hierfür 145.000 Abfragen ausgewertet. Das Fazit: Flüge ab Österreich werden in den Sommerferien im Schnitt um 18,4 Prozent teurer.

Allein im Juli 2023 kostet ein Flug nach Ägypten satte 80,1 Prozent mehr als noch im Vorjahr, gefolgt von Griechenland (29,7 Prozent) und Italien (14,4 Prozent). Dabei schwanken die Zahlen von Monat zu Monat. Während Ägypten im August billiger wird, immerhin um 0,7 Prozent, und im September wieder teurer (7,5 Prozent), lässt sich für Italien feststellen, dass der Ticketpreis im Schnitt im August um 16,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sinkt, während es im September wieder steil bergauf geht, um 53,4 Prozent.

Griechenland eher teuer

Deutlich günstiger kommt man in die Türkei. Zwar steigen die Ticketpreise im Juni durchschnittlich um 4,1 Prozent, erreichen im Juli mit 15,2 Prozent den Höchststand, sinken dann aber im August und im September um minus 11,1 bzw. minus 17,6 Prozent. Dabei kommt es aber offensichtlich darauf an, welches Ziel man in der Türkei ansteuert. Denn wer im Juli ab Wien nach Antalya fliegt, zahlt 375,78 Euro pro Person. Das sind rund zehn Prozent weniger als noch im Juli 2022, damals kostete ein Ticket 418,42 Euro.

Auffällig ist, dass vor allem Griechenland, eines der beliebtesten Sommerreiseziele der Österreicherinnen und Österreicher, über den gesamten Untersuchungszeitraum teuer bleibt: Schon im Juni kostet der Flug um 16,1 Prozent, im August 22,8, im September dann gar 33,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Wir haben uns auch hier ein konkretes Beispiel ausrechnen lassen: Wer im kommenden Juli von Wien aus nach Heraklion auf Kreta fliegen möchte, der zahlt (Stand April) 357,84 Euro pro Person. 2022 waren es noch 267,25 Euro, was einer Preissteigerung von 33,9 Prozent entspricht.

Last-Minute-Schnäppchen gibt's nimmer

Das Problem bei solchen Erhebungen ist allerdings, dass die Flugpreise permanenten Schwankungen unterliegen. Denn in Zeiten unterschiedlichster Flug- und Buchungsklassen und täglichem Justieren der Tarife (im Branchenjargon nennt man das Yield-Management), sind präzise Angaben zur Veränderung von Reisepreisen gar nicht so leicht möglich. Nur die Tendenz stimmt, das zeigen auch die Recherchen der internationalen Presse, namentlich des "Spiegel" und der "NZZ": Es geht überall aufwärts.

Für Experten steht fest, dass Reisende je nach Buchungsdatum unterschiedlichste Preise bezahlen. Deren Höhe orientiert sich an der Auslastung im Flieger, und diese steigt, je näher das Abflugdatum rückt. Wer also auf ein Last-Minute-Schnäppchen gehofft hat, der wird enttäuscht sein. Für einige Experten wie Gregor Kadanka, Branchensprecher der Reisebüros, ist Last Minute sowieso mehr ein Werbeschmäh als eine echte günstige Buchungsform.

Teilweise drastisch teurer

Tui-Mann Gottfried Math stößt ins selbe Horn: Last-Minute-Schnäppchen, die man früher kannte, gebe es nicht mehr, sagte er gegenüber der "Kleinen Zeitung": "In der Tendenz gilt, je später gebucht wird, desto teurer wird es." Nur wer flexibel beim Reiseziel und -zeitraum sowie der Hotel-Klassifizierung ist, hat Chancen auf Schnäppchen in letzter Minute. Hat man allerdings einen ganz bestimmten Wunschurlaub im Sinn, sollte man nicht darauf spekulieren, lautet der Tenor in der Branche. Prinzipiell gelte: Je früher man bucht, desto günstiger wird es. Vor allem wenn man die Hauptsaison meidet: 15 bis 20 Prozent Ersparnis seien dann möglich, wie Ruefa-Geschäftsführer Michele Fanton betont.

Mit Blick auf Pauschalreisen für die Sommerferien 2023 hatte das Reisebuchungs- und Bewertungsportal Holidaycheck im Dezember auf Basis einer eigenen Preisanalyse schon verkündet, dass diese "teilweise drastisch teurer" werden. Wie weit man als vierköpfige Familie mit einem Urlaubsbudget von 4.000 Euro kommt, hat DER STANDARD vor kurzem ausgerechnet. Fazit: nicht allzu weit. Egal ob Badeurlaub in Griechenland oder Aktivurlaub in Österreich – es wird kein Sommer wie damals.

Dollar als zusätzlicher Preistreiber

Die Ruefa liefert ebenfalls Preisbeispiele für konkrete Urlaube in ausgewählten Hotels in vergleichbaren Reisezeiträumen. Auch hier ist das Ergebnis ernüchternd: So zahle ein Urlauber in Mallorca heuer im Sommer für eine Woche im Viersternehotel 3.331 Euro (pro Person im Doppelzimmer). Vor einem Jahr lag der Preis noch bei 2.392 Euro. Gegenüber dem Sommer vor der Corona-Pandemie erreichen die Preissprünge sogar 50 bis 60 Prozent.

Empfindlich teurer geworden ist etwa ein All-inclusive-Urlaub in einem Fünf-Sterne-Resort in der Türkei. Lag der Preis für eine Woche 2019 noch bei 3.440 Euro (für zwei Erwachsene und zwei Kinder), so sind es aktuell 5.533 Euro pro Familie. Drei Wochen Gran Canaria waren 2019 noch um 2.140 Euro zu haben, heuer muss man für die gleiche Reise mehr als 3.000 Euro einkalkulieren. Für den Preisschub verantwortlich sind laut Helga Freund alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette, wie sie dem "Kurier" sagte: "Fluglinien, Hotels, Transfers, Leistungsträger vor Ort – alle Partner haben die Preise erhöht." Treiber seien vor allem Rohstoffe, Wasser, Strom, Benzin und Personalkosten.

Auch Camping hat sich verteuert

Gottfried Math verortet in der Stärke des US-Dollars einen weiteren Preistreiber. Er teilt mit: "Während Urlaub in Tunesien nur zwei Prozent mehr kostet, sind Preise für USA-Reisen aufgrund des starken Dollarkurses zweistellig gestiegen." Der Dollar gilt als Leitwährung der Tourismusindustrie. Steht er hoch, wird es für Euro-Länder teurer. Zuletzt hat der Euro zwar wieder an Wert gewonnen, aber die Teuerungswelle im Sommer kann auch das nicht bremsen. "Trotzdem", hält Math fest, "sind die USA wie vor der Pandemie wieder das beliebteste Sommer-Fernreiseziel der Tui-Kunden."

Bei all diesen Schreckensmeldungen wird sich manche, mancher überlegen, gleich in der Heimat zu bleiben und in Österreich zu campen. Der Campingurlaub steht immerhin in dem Ruf, eine kostengünstige Alternative zu sein. Aber gilt das auch noch im Jahr 2023? Tatsächlich ist auch hier ein Preisanstieg zu vermerken, selbst wenn der nur sehr moderat ausfällt: Um 2,78 Prozent sind die Campingpreise in der Hauptsaison inklusive Stellplatz, Caravan, Strom und Ortstaxe hierzulande im Durchschnitt gestiegen. Das geht aus den Zahlen des Campingportals Camping.info hervor. Im europaweiten Vergleich gehört der Campingurlaub in Österreich – analog zum Vorjahr – zu den teuersten in Europa. Eine Nacht auf einem Campingplatz kostet im Durchschnitt 32,83 Euro. Im Bundesländervergleich sind Vorarlberg (36,52 Euro), Tirol (36,32 Euro) und Kärnten (35,83 Euro) besonders teuer. Am günstigsten campt man in den Bundesländern Oberösterreich (28,70 Euro), Steiermark (28,45 Euro) und Wien (24,50 Euro).

Moderate Erhöhung

"Grundsätzlich bieten die Campingplätze in Österreich ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Nicht nur inflationsbedingt, sondern auch durch die gestiegene Nachfrage und das wachsende Qualitätsniveau lässt sich die leichte Preissteigerung zum Vorjahr begründen", hält Maximilian Möhrle, Geschäftsführer des Reise- und Buchungsportals, fest. Um das Preisniveau schon bei der Urlaubsplanung einordnen zu können, liste Camping.info zu jedem Campingplatz auch einen Vergleichspreis für die Haupt- und Nebensaison, rührt Möhrle auch gleich die Werbetrommel für sein Portal.

Analog zu der Preisgestaltung von Flugtickets werden die Übernachtungspreise auf Campingplätzen mittlerweile oft nicht mehr für die gesamte Saison festgelegt, sondern je nach Auslastung und Nachfrage tagesaktuell angepasst. Möhrle rät Campern daher, den gewünschten Standplatz im früh zu buchen. "Camping in Österreich liegt absolut im Trend, was der Rekord von knapp acht Millionen Übernachtungen 2022 noch einmal bestätigt", sagt er. Wer sich seinen Standplatz zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis sichern möchte, sollte also spätestens jetzt buchen. "Spontanreisende müssen im Zweifel mit höheren Preisen oder sogar mit komplett ausgebuchten Plätzen rechnen", merkt er an. Wen es ins Ausland zieht, der sollte einen Campingurlaub in Moldawien, Türkei, Nordmazedonien oder Albanien in Betracht ziehen, dort zahlen Camperinnen und Camper für eine Nacht durchschnittlich weniger als 15 Euro.

Nachtzug oder ...

Nachgerade moderat haben auch die ÖBB ihre Ticketpreise erhöht – und zwar schon anlässlich des Fahrplanwechsels im vergangenen Dezember. So kosten die Fahrkarten in der zweiten Klasse um durchschnittlich 3,9 Prozent mehr. Wer am Tag der Abfahrt ein Zweite-Klasse-Ticket von Wien nach Salzburg löst, zahlt mit der Vorteilscard im Web oder in der App 28,30 Euro um 40 Cent mehr als bisher. Allerdings wird das dynamische Preissystem beibehalten: Je früher gebucht wird, desto günstiger wird die Reise. Wer 15 Tage oder früher vor der Fahrt ein Ticket am Schalter, beim Automaten, online oder in der App löst, zahlt genau den gleichen Preis wie bisher. Das wären auf der Strecke Wien–Salzburg 26,70 Euro.

Auch in der ersten Klasse ist es günstiger, früh und online zu buchen. Zusätzlich erhalten Kundinnen und Kunden der ersten Klasse eine inkludierte Reservierung, wenn sie ihr Ticket online, in der ÖBB-App oder am Ticketschalter kaufen. Der Preis für das Erste-Klasse-Ticket mit Vorteilscard steigt von 46,80 Euro auf 52,40 Euro. Allerdings ist hier die Reservierungsgebühr von drei Euro bereits inkludiert.

Interessant war die Mitteilung, dass mit 1. Jänner 2023 eine wesentliche Neuerung für Tickets im internationalen Fernverkehr kommt: Die Mehrwertsteuer für internationale Tickets fällt für den österreichischen Streckenteil weg. Die Tickets sollen in der Folge für alle günstiger werden.

... doch Flug?

Apropos Preis: Angenommen, wir möchten mit der gesamten Familie (zwei Erwachsene, zwei schulpflichtige Kinder, acht bzw. elf Jahre alt) das neue Nightjet-Angebot nach Genua nutzen und am 7. Juli starten. Los geht's also um 19.18 Uhr am Wiener Hauptbahnhof, am nächsten Morgen um 9.38 Uhr sollten wird dann – hoffentlich – gut ausgeruht in Genua Piazza Principe ankommen. Also die Daten auf der ÖBB-Website eingegeben ... 231,40 Euro (ohne Ermäßigungen) werden aufgerufen. Das klingt gut. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Plätze in einem Schlafabteil, sondern Sitzplätze im Abteilwagen zweiter Klasse. Klingt dann doch nicht so super – 14 Stunden und 20 Minuten sitzend zu verbringen. Immerhin: Die Sitzplatz-Reservierung ist dabei. Eine Liegewagen- bzw. Schlafwagen-Option scheint allerdings gar nicht erst auf, was den Schluss zulässt, dass schon alle Plätze vergeben sind.

Zwei Wochen später schaut es besser aus. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Abteil mit vier Liegen zu wählen. Was sich insgesamt mit 353 Euro zu Buche schlägt und sich als die beste Variante für unsere vierköpfige Familie entpuppt, denn im Schlafwagenabteil gibt es nur drei Betten. Das heißt, einer müsste ausziehen. Oder man bucht zwei Zweibettabteile, Kostenpunkt insgesamt 474,20 Euro für die Hinfahrt. Addiert man die Rückfahrt, ergibt das 948,40 Euro. Dieselbe Reise kostete im Dezember 2022 übrigens noch 984,40 Euro.

Entspannung bei Mietwagen

Noch ein kurzer Gegencheck: Wie schaut’s mit dem Flugzeug aus? Die AUA bietet einen Flug nach Genua ab Graz an, mit einem Zwischenstopp in München. Das allein ist schon unattraktiv, der Rückflug am 2. August beinhaltet gar zwei Zwischenstopps. Der Gesamtpreis beträgt für die vierköpfige Familie im Tarif Economy Classic satte 1.629,66 Euro (Stand: 26.4.2023). Der Direktflug von Ryanair Richtung Genua scheint es nicht mehr zu geben – das sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt.

Etwas entspannter als im Vorjahr ist die Lage heuer wohl beim Thema Mietwagen. Nach Jahren der extremen Schwankungen bei Nachfrage und Angebot nähern sich diese 2023 wieder an, lautet die Prognose beim Mietwagenanbieter Sunny Cars. Das werde das Preisniveau im Vergleich zu 2022 etwas senken, dieses werde aber dennoch über dem vor der Pandemie liegen, heißt es. Dabei sei die Preisentwicklung primär abhängig von der Verfügbarkeit, und so bleiben die Kosten speziell für Kleinwagen hoch. Auch innerhalb einzelner Länder schwanken die Preise möglicherweise je nach Region. Das höhere Niveau erklärt man bei Sunny Cars mit den deutlich gestiegenen Kosten der Vermietfirmen. Konkrete Zahlen werden allerdings nicht genannt. (Markus Böhm, 30.4.2023)