In "Stranded: Alien Dawn" verschlägt es uns auf einen fernen Planeten.

Foto: Haemimont Games AD

Gute Nachrichten für alle, die dem Early-Access-Modell skeptisch gegenüberstehen: Mit "Wartales" und "Stranded – Alien Dawn" haben zwei empfehlenswerte Games in den letzten Tagen den Baustellenstatus abgelegt und sind final erschienen. Die beiden haben zu diesem Anlass sogar flugs die Verkaufscharts der Downloadplattform Steam gestürmt und sind ein weiterer Beweis dafür, dass das Modell gerade für kleine und mittelgroße Entwicklerstudios taugt, ihre Projekte erfolgreich umzusetzen.

Es folgen: sechs Indie-Games für einen verspielten Start in den Wonnemonat Mai. Viel Spaß.

IGN

Dredge

https://www.dredge.game/

Windows, Nintendo Switch, Playstation 4/5, Xbox One/Series X/S

24,99 Euro

Angel-Minispiele gibt’s in vielen Games, dieses grandiose "Fishing Adventure Game" bringt das Kunststück zustande, eine motivierende, eigentlich angenehm simple Angelsimulation mit Ressourcenmanagement und sanft-düsterer Horroratmosphäre zu verknüpfen. Jeder Fischzug auf schwarzer See bringt Geld für Reparaturen und neues Equipment mit sich – und immer seltsamer werdende Aufträge der Inselbewohner sowie zunehmend bizarre Geschöpfe, die in den Netzen oder am Haken zappeln.

"Dredge" hat aber auch seine Spielerschaft am Haken, denn der eigentlich simple Rhythmus einer minimalistischen Arbeitssimulation wird hier durch Story, Präsentation und einige Überraschungen aufs Wunderbarste zum Abenteuer, von dem man nur ungern wieder ablässt. Ein kleiner Überraschungshit.

IGN

Wartales

https://wartales.net/

Windows

34,99 Euro

Wer den deutschen Indie-Klassiker "Battle Brothers" kennt und folgerichtig vermutlich schon dutzende Stunden gespielt hat, wird dieses Spiel französischer Entwickler mit ebenso viel Freude wie Sorge willkommen heißen, denn auch "Wartales" zieht sein Publikum für längere Zeit in seinen Bann. Die Mischung aus Rundentaktik, Rollenspiel und Ressourcenverwaltung schnappt sich dessen Kern – die Leitung einer Söldnertruppe in einer fiktiven Mittelalterwelt –, poliert die Präsentation auf Hochglanz und gruppiert neue, gelungene Spielsysteme rundherum. Fertig ist der Freizeitfresser.

Nach eineinhalb Jahren Early Access ist das soeben final erschienene "Wartales" ein rundum gelungenes Strategierollenspiel, das den Fokus weniger auf epische Story und Fantasy denn auf Landsknechts(un)romantik und eine Art Realismus legt – am Ende des Tages am Lagerfeuer etwas zu essen zu haben ist hier eben relevanter als die aus sonstigen Spielen bekannten dunklen Prophezeiungen oder Prinzessinnenraube.

Dear Villagers

Fabledom

https://dearvillagers.com/project/fabledom/

Windows

15,99 Euro (Early Access)

Aber nichts gegen Prinzessinnen: Wer sich in der Märchenwelt von "Fabledom" als Städtebauer betätigt, bekommt es früher oder später mit den Avancen der königlichen Nachbarschaft zu tun. Das Early-Access-Spiel verbindet die knuddelige Aufbaustrategie der "Siedler" mit einer liebevoll gestalteten Märchenkulisse, die allerhand magische Elemente einfließen lässt. Dabei setzt das Spiel dänischer Entwickler auf Feelgood-Atmosphäre statt Stress und ist einfach unfassbar niedlich anzusehen.

"Fabledom" ist gerade erst in den Early Access gestartet. Das heißt, dass es bislang nur Content für ein paar kurzweilige Stunden gibt. Was schon zu sehen ist, ist ein eigenständiges Aufbauspiel für alle Altersklassen, das mit viel Charme und guten Ideen das Zeug dazu hat, sich von seinen zahlreichen Konkurrenten abzuheben.

Nintendo of America

Tin Hearts

https://wiredproductions.com/games/tin-hearts/

Nintendo Switch, ab 16. Mai auch für Windows und PS4/5

29,99 Euro

Originelle Puzzle-Games fordern unsere kleinen grauen Zellen heraus – "Tin Hearts" schafft es außerdem, uns emotional zu berühren. Das Spiel ehemaliger "Fable"-Entwickler ist nicht nur eine spielmechanisch sehr originelle Mischung aus den Rätselklassikern "Lemmings" und "The Incredible Machine", sondern erzählt zugleich eine bittersüß-melancholische Geschichte um das Leben eines genialen viktorianischen Spielzeugmachers, als dessen Geist wir hier am Grübeln sind.

Eigentlich sollen wir nur die Aufziehsoldaten zum Ausgang lotsen, doch das gestaltet sich von Raum zu Raum schwieriger. Der putzige Look und die stimmungsvolle Präsentation machen "Tin Hearts" zur Empfehlung für Rätselfreunde an der Switch; die Wurzeln als VR-Titel sieht man dem Spiel in seiner Liebe zum Detail, aber leider auch in etwas umständlicher Joycon-Steuerung an. Weitere Konsolen- sowie PC-Portierungen folgen in Kürze.

PRISMATIKA

Desktop Dungeon Rewind

https://www.desktopdungeons.net/desktop-dungeons-rewind/

Windows

19,49 Euro

"Desktop Dungeon" ist ein Indie-Kultklassiker, der die längste Zeit aus technischen Gründen im Dornröschenschlaf lag. Mit "Rewind" liefern die südafrikanischen Entwickler endlich eine aufpolierte Neufassung des cleveren Roguelike-Puzzlers, die auch auf modernen Bildschirmauflösungen Laune macht. Am Grundprinzip des zehn Jahre alten Originals wird dabei dankenswerterweise nicht gerüttelt, denn das ist zeitlos gut und immer noch originell.

Auch in "Desktop Dungeon Rewind" steigen wir mit einem Fantasy-Helden aus der Vogelperspektive in zufallsgenerierte Dungeons und bekämpfen böse Monster, doch das Wie ist entscheidend. Nur wer taktisch geschickt die richtige Reihenfolge der Kämpfe gegen die überlegenen Monster herausknobelt und dabei die Aufdeckung noch unerforschter Dungeon-Felder als Ressource nutzt, hat eine Chance, die Kerker lebend zu verlassen. Eine perfekte Taktik-Herausforderung für zwischendurch und immer wieder, jetzt in neuem Glanz.

IGN

Stranded – Alien Dawn

https://www.strandedaliendawn.com

Windows, PS4/5, Xbox One und Series X/S

34,99 Euro

Zugegeben: "Wie 'Rimworld', nur in 3D und hübsch" greift als Kurzbeschreibung für diese gerade aus dem Early Access final entlassene Survival-Simulations-Sandbox zu kurz, ist aber trotzdem ein nützlicher Wegweiser – und für sein rasant wachsendes Publikum Grund genug, hier eine Planetenbruchlandung hinzulegen. Wie im Colony-Sim-Vorbild geht’s hier auf einem Alien-Planeten an den Aufbau einer kleinen Siedlung mit Bewohnern, die immer wieder ihren eigenen Kopf haben.

Im Unterschied zu "Rimworld" behelligen uns hier keine Space-Banditen, stattdessen liegt der Fokus auf dem Überleben in einem fremdartigen Alien-Ökosystem. Begrenzte Ressourcen und die Notwendigkeit, durch Forschung voranzukommen, geben dem Spiel eine Eigenständigkeit, die weit über die schicke 3D-Optik hinausgeht. Verschiedene Szenarien und Biome sowie eine wachsende Mod-Community sorgen dafür, dass uns hier auch trotz weniger Umfangs als im 2D-Vorbild nicht so schnell langweilig wird. (Rainer Sigl, 29.4.2023)