Der oberösterreichische Sender Auf1 ist bekannt für Desinformation und Verschwörungstheorien.

Foto: Screenshot/Auf1.at

Wien – Ob Corona-Pandemie, Ukrainekrieg oder Klimakrise: Der rechte Verschwörungssender Auf1 (Alternatives und unabhängiges Fernsehen) lässt kaum ein Thema aus, um Desinformation und Verschwörungsmythen zu verbreiten. Und erreicht damit ein beträchtliches Publikum. Alleine der Telegram-Kanal des oberösterreichischen Onlinemediums kommt auf 240.000 Abonnentinnen und Abonnenten. Mit einem eigenen in Berlin eröffneten Büro hat Auf1 auch Deutschland im Visier.

Auf1 droht jetzt allerdings in Österreich Ungemach: Die Medienbehörde KommAustria kommt zu dem Schluss, dass Auf1 rechtswidrig Inhalte beim oberösterreichischen Lokalsender RTV ausgestrahlt habe. Der Bescheid wurde am Freitag veröffentlicht – der STANDARD berichtete zuvor über die Prüfung.

Auf1-Nachrichtensendung bei RTV

Konkret geht es um einen Verstoß gegen das Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetz (AMD-G), dessen Einhaltung die KommAustria kontrolliert. Auf1 sendete vom 16. März bis 28. November 2022 unter dem Sendungstitel "Auf1 Nachrichten" täglich auf dem oberösterreichischen Sender RTV eine Nachrichtensendung, ohne eine Zulassung dafür zu haben. Das könnte Auf1 bis zu 40.000 Euro kosten, berichtet die Rechercheplattform Correctiv, die das rechte Netzwerk und den rechtsextremen Hintergrund von Auf1-Gründer Stefan Magnet in einer ausführlichen Recherche unter die Lupe genommen hat.

Das Urteil der KommAustria ist nicht rechtskräftig. Auf1 hat die Möglichkeit, sich ans Bundesverwaltungsgericht zu wenden. Das werde er "selbstverständlich" auch tun, sagte Auf1-Gründer Stefan Magnet auf STANDARD-Anfrage. Die Medienbehörde prüft laut Correctiv vice versa auch, ob RTV das Gesetz gebrochen hat, weil der Sender Auf1 Programmplätze zur Verfügung gestellt habe. Auch hier drohe eine Strafe in der Höhe von 40.000 Euro.

Große Schnittmenge in Oberösterreich

Auf1 gilt als Sprachrohr der Corona-Leugner und -Verharmloserinnen, der STANDARD berichtete mehrfach darüber. Und stößt mit dieser inhaltlichen Ausrichtung nicht nur in Oberösterreich auf viel Zustimmung, wo es mit dem mittlerweile eingestellten Rechts-außen-Magazin "Wochenblick" und dem rechtsextremen "Info-Direkt" mediale Sammelbecken für Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme gibt. Nach der Einstellung des "Wochenblicks" heuerten einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Auf1 an.

Auf auf1.at ist in den "Nachrichten" regelmäßig von einer "Corona-Diktatur", dem "großen Genexperiment der Globalisten", einem "Bevölkerungsaustausch" und "kriminellen Kinderimpfungen" die Rede. Kürzlich lautete ein Sendungstitel "Covid-geimpft und noch zu retten?". Leute wie der deutsche Mediziner Sucharit Bhakdi, der zur Ikone der Corona-Verharmloser wurde und etwa auch Stammgast bei Servus TV war, werden bei Auf1 gefeiert.

Auf1-Betreiber- und -Chefredakteur Stefan Magnet hat eine lange Geschichte in der rechtsextremen Szene – DER STANDARD berichtete. Magnet war Mitglied des neonazistischen Bundes freier Jugend (BfJ) und trat gemeinsam mit dem Neonazi und regelmäßigen Corona-Demonstranten Gottfried Küssel auf. Über seine Werbeagentur lukrierte Magnet Aufträge der oberösterreichischen Landesregierung, wie "Profil" berichtete. (omark, 28.4.2023)