Tayyip Erdoğan eröffnet ein Atomkraftwerk, 27. April.

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Istanbul/Ankara – Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan führt seinen Wahlkampf nach einer Erkrankung schon den dritten Tag in Folge nur eingeschränkt fort. Der 69-Jährige verzichtete am Freitag auf einen persönlichen Auftritt bei der Einweihung einer Brücke im südtürkischen Adana, wie aus seinem Programm hervorging. Er sollte sich aber per Video aus seinem Büro zuschalten. Erdoğan wirbt bei Einweihungen und Eröffnungen in der Regel für seine Wiederwahl am 14. Mai.

Der 69-jährige war am Dienstagabend, gut zwei Wochen vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen, erkrankt. Er musste zunächst ein Fernsehinterview wegen Magenproblemen unterbrechen, anschließend legte er eine Wahlkampfpause ein.

Am Donnerstag zeigte er sich dann in einer Videoschaltung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, in der er blass wirkte. Anlass war die Zeremonie zur Anlieferung von Brennstäben für das erste türkische Atomkraftwerk im südtürkischen Akkuyu. Die Veranstaltung hätte einer der Höhepunkte von Erdogans Wiederwahlkampagne werden sollen.

Magen-Darm-Entzündung

Gesundheitsminister Fahrettin Koca berichtete am Donnerstag, dass sich Erdoğan eine Magen-Darm-Entzündung zugezogen habe, nun aber auf dem Weg der Besserung sei. Umfragen zufolge zeichnet sich bei den Wahlen ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Erdoğan und seinem stärksten Herausforderer, dem Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu ab. Erdoğan betrieb bisher einen intensiven Wahlkampf und absolvierte in der Regel drei Auftritte vor Publikum an einem Tag.

Am Donnerstag startete die Stimmabgabe für die gut drei Millionen Auslandstürken, bei denen Erdoğan und seine islamisch-konservative AK-Partei traditionell starken Rückhalt haben. In Österreich sind nach Angaben der türkischen Botschaft rund 108.000 Personen stimmberechtigt.

Botschafter Ozan Ceyhun zeigte sich am Donnerstag im APA-Gespräch zuversichtlich, dass diesmal mehr als die Hälfte der in Österreich lebenden türkischen Staatsbürger ihre Stimme abgeben werden. Bei der Präsidenten- und Parlamentswahl im Juni 2018 hatte die Wahlbeteiligung in Österreich rund 49 Prozent erreicht und lag damit deutlich niedriger als im Mutterland. (APA, 28.4.2023)