Die Strafe beläuft sich auf insgesamt acht Jahre Gefängnis, davon drei für die Anfertigung von Deepfakes, die Kindesmissbrauch beinhalten.

Dieses Symbolbild wurde mit der Bilder-KI Midjourney generiert.

Foto: DER STANDARD/Pichler/Midjourney

Wegen der Anfertigung von Darstellungen von Kindesmissbrauch mit Deepfake-Technologie wurde ein 61-jähriger Kanadier zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Das Gericht der Provinz Quebec legte das Strafmaß für Steven Larouche auf drei Jahre fest. Der Mann hatte sich geständig gezeigt und für schuldig befunden. Zumindest sieben Videos und 86.000 Bilder wurden von ihm angefertigt und weiter verbreitet.

Laut Richter Benoit Gagnon dürfte es sich um den ersten Fall in Kanada handeln, in dem Deepfakes von Kindesmissbrauch vor Gericht gelandet sind. Er fürchte, dass Täter in Zukunft Bildmaterial aus sozialen Medien nutzen könnten, um beliebige Minderjährige in Missbrauchsszenen zu montieren. Das wiederum heize die Nachfrage nach solchen Inhalten an und könnte letztlich auch zu mehr körperlichen Übergriffen führen, zitiert die CBC.

545.000 Aufnahmen gespeichert

Angesichts der steigenden Verbreitung und Zugänglichkeit von Werkzeugen für den Umgang mit dieser KI-gestützten Technologie, könnte das Urteil bald Präzedenzwirkung für künftige Fälle entfalten. "Deepfake" beschreibt die Anwendung von KI, um etwa Gesichter möglichst glaubwürdig auf andere Körper zu montieren oder auch Stimmen zu fälschen. Dem zugrunde liegen große Datenmengen aus Bild- und Tonmaterial, mit dem die eingesetzte KI trainiert (Deep Learning) wird.

Das dürfte auch für Larouche zutreffend sein. Denn weitere viereinhalb Jahre Haft wurden für den Besitz von mehr als 545.000 einschlägigen Aufnahmen verhängt. Diese soll er teilweise auch mit anderen geteilt haben. In seinem Datenbestand sollen auch persönliche Informationen von mindestens einem der Kinder gefunden worden sein.

Seine Anwälte hatten für ein niedrigeres Strafmaß mit dem Argument plädiert, dass er selbst keine Kinder missbraucht habe und für die Herstellung der Deepfakes kein Kind körperlich zu Schaden gekommen sei. Dem hielt der Richter allerdings entgegen, dass diese Videos eine erneute Verletzung der sexuellen Integrität der Abgebildeten seien. Kanadische Gesetzgebung verbietet sexuell explizite Abbildung von Personen unter 18 Jahren.

Erschwerte Ermittlungen

Seitens der Polizei war der Vorwurf erhoben worden, dass die Deepfakes Ermittlungen und Verhinderung der Weiterverbreitung der Aufnahmen erschwert hätten. Bekanntes Material kann durch seinen "digitalen Fingerabdruck" erkannt werden, die Veränderung mittels Deepfake hebelt dies aus.

Stephen Sauer von der kanadischen Online-Missbrauchs-Hotline Cybertip hofft auf Präzendenzwirkung und warnt bei "CBC" auch vor den unterschätzten Risiken solcher Deepfakes. In der Szene gibt es auch Personen, die nicht davor zurückschrecken, Nachforschungen über die hineinmontierten Kinder anzustellen, um deren Identität und Wohnort herauszufinden.

Larouches Strafe beläuft sich insgesamt auf acht Jahre Haft. Da er bereits seit längerem in Haft sitzt, muss er davon noch fünf Jahre und elf Monate verbüßen. Laut Berichterstattung ist das Urteil rechtskräftig. (gpi, 30.4.23)