3.700 Quadratmeter überdachter Bikepark wurden im Ötztal in Tirol realisiert.

Foto: Area 47 / John Haines

Flowlines, Pumptrack und Jumplines werden in der neuen Außen- bzw. Innenstelle der Bike Republic angeboten.

Foto: Steffen Kanduth

Rechts im Bild die beiden Flowlines, im Hintergrund die Jumplines und links der Pumptrack.

Foto: Steffen Kanduth

Der riesige, asphaltierte Pumptrack ist das Herzstück der neuen Anlage.

Foto: Steffen Kanduth

Hier werden Sie geholfen, wenn Sie keinen Wheelie oder Manual im Repertoire haben.

Foto: Steffen Kanduth

Die Weltmeisterin Frau Höll bei der Arbeit.

Foto: Area 47 / Florian Breitenberger

Szymon "Superman" Godziek hatte einiges zu tun, um der versammelten Ötztaler Slopestyle-Jugend noch Paroli bieten zu können.

Foto: Area 47 / Florian Breitenberger

Ötztal Bahnhof – Das ging schnell. Im Jänner stellte die Area 47, eine Art Action-Spielplatz für Erwachsene in Tirol, ihre Pläne für Österreichs ersten Indoor-Bikepark vor. Ende April, genauer gesagt am vergangenen Samstag, wurde bereits Eröffnung gefeiert. Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Auf gut 3.700 Quadratmetern Fläche ist eine veritable überdachte Alternative, etwa für die Wintermonate, entstanden. Vom asphaltierten Pumptrack, über zwei Flow- und zwei Jumplines, bis hin zum Technikparcours reicht das Angebot.

Unübersehbares Herzstück der Anlage ist der Pumptrack. Er nimmt mit gut 1.000 Quadratmetern auch fast ein Drittel des Platzes ein. Der schwarze Asphaltbelag und die roten Streifen sind das Markenzeichen der Schweizer Pumptrack-Manufaktur Velosolutions, die für dieses beeindruckende Machwerk verantwortlich zeichnet. Die Linienauswahl ist enorm, inklusive Transfers, Bowles und selbst einem eigenen Rundkurs für die Kleinsten. Wer will, kann hier ein paar kurzweilige Stunden verbringen. Sofern Schulter- und Brustmuskulatur es zulassen.

Go with the flow

Überraschend spaßig sind die beiden Flowlines ausgefallen, die auf jeweils gut 140 Metern Länge so etwas wie Trail-Gefühl aufkommen lassen sollen. Die Einfahrt erfolgt über eine Rampe, die man über ein paar Treppen erreicht. Zu Beginn stehen zwei Varianten zur Verfügung: links leicht, rechts etwas größer und damit herausfordernder. Die Tables sind allesamt so konstruiert, dass sie problem- und gefahrlos überrollt werden können, sollte sich der Flug in die Landung nicht ausgehen.

Im zweiten Teil der Flowlines geht es weiter über Tables und Hipjumps sowie großzügige Anlieger, die man – wie zuvor am Pumptrack geübt – mit möglichst viel Schwung durchfährt. Hier steht außerdem die Linienwahl frei, man kann zwischen beiden Strecken wechseln. Der Weg zurück an den Start dauert etwa ein, zwei Minuten und das Vergnügen kann von vorne beginnen.

Ganz am Ende der Halle befindet sich noch eine Technik Area mit mobilen Hindernissen, die zum Training für Kinder und Einsteiger genutzt werden können. Launiges Detail ist der Manual-Trainer – ein Radl, das in einem Holzkonstrukt derart verzurrt ist, dass man ohne Sturzgefahr darauf das Fahren am Hinterrad üben kann. Der nutzlosteste und überschätzteste Trick, den trotzdem alle können wollen. (Ja, der Autor dieser Zeilen arbeitet auch noch dran. Seit Jahren...)

Jump around

Wer Pumptrack und Flowlines (und Manuals) beherrscht, der kann auf die Actionsektion, die Jumplines wechseln. Zwei Slopestyle Kicker, die sich von der Größe und Anfahrtslänge her unterscheiden, führen auf einen kommoden Landingbag, einen mit Luft gefüllten und dadurch weichen Aufsprung. Die Verletzungsgefahr wird so minimiert, die Fahrerinnen und Fahrer können Tricks ausprobieren und an ihre Grenzen gehen, ohne Gefahr zu laufen, sich dabei schwer zu verletzen.

Wie hoch das Niveau mittlerweile ist, zeigten die Jugendlichen, die schon am frühen Nachmittag auf den Rampen Schlange standen. Der No Hander, also ein Sprung bei dem in der Luft die Hände kurz vom Lenker genommen werden, scheint in der Altersklasse U18 schon zum Standardrepertoire zu gehören. Überhaupt war es beeindruckend, den jungen Wilden zuzusehen: Tailwhips (der Radlrahmen wird in der Luft um das Steuerrohr gedreht, während Lenker und FahrerIn stationär bleiben), Barspins (Lenker wird in der Luft gedreht) und sogar Double Backflips (doppelter Rückwärtssalto) wurden quasi am laufenden Band gezeigt.

Ganzjährig geöffnet

Wer den Indoor Bikepark selbst ausprobieren will, hat über die kommenden Sommermonate jede Woche von Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 20 Uhr Gelegenheit dazu. Auch im Winter wird die Halle zur Verfügung stehen, die genauen Öffnungszeiten werden noch bekannt gegeben. Passende Räder sowie die entsprechende Schutzausrüstung können vor Ort entgeltlich geliehen werden. Natürlich darf man aber auch sein eigenes Rad und Equipment mitbringen, was sich preislich positiv niederschlägt. Denn es ist kein billiges Vergnügen, unter Dach zu biken. Die Tageskarte für Erwachsene gibt es ab 32 Euro, wer die ganze Halle inklusive Ausrüstung mieten will, kann dies für 880 Euro pro zwei Stunden machen. Ein Angebot, das sich an Gruppen, Firmen und Teams richtet.

Die bei der Eröffnung anwesenden Mountainbike-Stars, allen voran die amtierende Downhill-Weltmeisterin Valentina Höll, zeigten sich vom Indoor Bikepark jedenfalls angetan. Als Neo-Innsbruckerin – Höll verlegte Anfang des Jahres ihren Lebensmittelpunkt in die Tiroler Landeshauptstadt – werde sie diese ganzjährige Trainingsmöglichkeit sicher nutzen. Und auch der polnische Slopestyle- und Freeridestar Szymon Godziek hatte sichtlich Spaß in der Mountainbikehalle. Beide kannten das Prinzip eines Indoor Bikeparks bereits aus anderen Ländern, dass es nun auch in Tirol ein solches Angebot gibt, erachtet vor allem Höll als Mehrwert für die lokale Mountainbike-Szene. (Steffen Kanduth, 1.5.2023)