Bratwürstln, Grillhendln, Gerstensaft und musikalisch leichte Kost von der John Otti Band beim Frühschoppen der FPÖ in Linz.

APA/WERNER KERSCHBAUMMAYR

Linz – Wenn sich Brathendlgeruch in die Frühlingsluft mischt, das Bier im Großgebinde reißenden Absatz findet und John Otti den Ton angibt, ja dann ist der Mai gekommen. Im blauen Jahreskalender ist das feuchtfröhliche Fest am Tag der Arbeit im großen Bierzelt am Linzer Urfahranermarkt ein Fixtermin. 5.000 Getreue griffen auch heuer wieder zur blauen "Uniform" – Lederhose, Dirndl, Österreich-Fahne –, um mit besonders viel Heimatgefühl dem gewohnt deftigen Watschentanz der Landes- und Bundespitze zu lauschen.

Eine Richtungsfrage

Spürbar war an diesem blauen Vormittag, dass die Partei – den Wahlerfolgen zuletzt in Niederösterreich und Salzburg sei's gedankt – mit einem enormen Maß an neuer Selbstsicherheit aktuell die politische Bühne bespielt. "Wir sind die Nummer eins. Herbert, du bist die Nummer eins. Die Richtung stimmt bei der FPÖ – wir werden immer stärker. Wobei: Die Richtung stimmt auch bei den anderen Parteien, die immer schwächer werden", stellte Oberösterreichs FPÖ-Chef und Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner klar.

Der blaue Landeschef ortet zudem "den ganz großen Saustall auf EU-Ebene", und der gehöre ausgemistet. Bürokratie, die Benachteiligung des ländlichen Raums, Insekten in Lebensmitteln und die "staatlich geförderten Transvestitenshows" in Wien, damit müsse man aufräumen. Dragshows seien etwas für Erwachsene, aber "Hände weg von unseren Kindern".

Haimbuchner: "Bei der FPÖ lesen Menschen in Frauenkleidern, die Mütter, Tante oder Großmütter sind. Wenn sich ein Mann im Bikini auf den Rasenmähertraktor setzt, soll er das tun. Nur kenn ich keinen, der das macht." Aber man müsse die Kinder vor "diesem rosa-lila Narrensaum in Wien schützen".

"Geschlossen" in Richtung Ballhausplatz

In Asylfragen setzte Haimbuchner einmal mehr auf volle Härte: "Wir wünschen uns eine asylfreie Zone. Litauen macht jetzt auch Pushbacks, und den Kroaten müsste man eigentlich einen Orden dafür verleihen." Man sei als FPÖ jedenfalls "stark, weil wir geeint sind und weil wir aus der Geschichte gelernt haben. Uns kann keiner auseinanderdividieren." Man marschiere geschlossen an die Regierungssitze: "Nicht Ibiza, nicht Knittelfeld wird uns einholen – unser Ort ist der Ballhausplatz."

"Da liegt Großes in der Luft"

Und dort sollte, im blauen Idealfall, Bundesparteichef Herbert Kickl auf dem Kanzlerstuhl sitzen. Dieser zeigte sich am Montag in Linz jedenfalls fast überbereit für diese Aufgabe: " Wir sind die einzige Partei, die auf der Seite der Österreicher, der arbeitenden Menschen steht."

Ein vollgestopftes Festzelt sei eben das echte Leben: "Es ist so schön, nein, es ist geil, wenn man so eine Unterstützung erfährt. Da liegt etwas Großes in der Luft, nicht das Bier und nicht das Hendl – sondern eine unglaublich positive Stimmung, eine Welle der Hoffnung, die die Bevölkerung der FPÖ entgegenbringt."

Und Kickl verspricht: "Es wird ein anderer Wind in diesem Land wehen – der wind of change. Wir gehen auf eure Seite und werden die Politeliten vom hohen Ross herunterholen."

Das Land brauche einen freiheitlichen Bundeskanzler, den er als "Volkskanzler" sehe, so Kickl, der der Bevölkerung diene und nach oben trete. Kickl verortete sich und seine Partei in der Mitte, "lasst euch von niemandem einreden, ihr seid der Rand der Gesellschaft", ermutigte er seine Anhänger. "2030 geht euch nichts mehr an, da gibt es einen anderen Bundeskanzler, und der weiß, was er zu tun hat", richtete er der schwarz-grünen Bundesregierung aus. Keine der anderen Parteien und auch nicht der Bundespräsident werde die FPÖ stoppen können.

Kickl serviert dann auch noch, begleitet von "Herbert, Herbert"-Rufen, eine ersten, wenig überraschenden Ausblick auf eine blaue Kanzlerschaft: "Zuerst sperren wir die Asylantenheime zu, und dann machen wir den Wahnsinn mit der ORF-Abgabe rückgängig." Selbst erste Postenbesetzungen werden angedacht: "Manfred hat eine indirekte Bewerbung als Innenminister abgegeben", kommentierte Kickl Haimbuchners Wunsch nach einer "Nullquote an illegalen Einwanderern in unser Land".

Mit auf den, für manche bereits beschwerlichen, Heimweg gibt es dann von Herbert Kickl noch eine eindringliche Botschaft: "Gehen wird doch ein Stück miteinander, ihr werdet es nicht bereuen." (Markus Rohrhofer, 1.5.2023)