Dirigent Adam Fischer sorgte für tolle Momente.

Szilvia Csibi

Wien – Alle lieben Adam Fischer. Als kundigen Interpreten von Wagner-Opern und als Wiederbelebungsaktivist des klassischen Repertoires natürlich sowieso. Aber auch insgesamt. Wenn der Ungar in seiner rastlosen Art ein Podium betritt oder nach bejubelten Aufführungen wieder von diesem hinfort eilt, so grenzt dessen komödiantische Hektik an Slapstick. Und auch beim Dirigieren gibt Fischer den Springinsfeld und Dynamo. Bei seinem Auftritt mit den Wiener Symphonikern im Musikverein rüttelte der 73-Jährige mehrfach am rückwärtigen Geländer seines Podiums und riss dieses beinahe aus der Verankerung.

Gewohnt mitreißend waren auch die Interpretationen der klassischen Symphonien am Samstagabend im Großen Saal. Im Tempo fluid, in Sachen Gefühl behutsam das Adagio von Beethovens Vierter. Unterhaltsam das Hase-Igel-Spiel der Streichergruppen im Scherzo-Satz, verunsichert-suchend die Auf- und Abgänge der verminderten Septakkorde. Der Finalsatz dann ganz federleichter Frohsinn, die Sechzehntelpassagen irgendwo zwischen Uhrwerkticktack und Geschnatter.

Großes Drama

Weniger Geschnatter, mehr großes Drama dann nach der Pause bei Joseph Haydns "Scena di Berenice". In der 1795 für London geschriebenen Konzertkantate gab Lea Desandre dem emotionalen Wigelwagel der ägyptischen Prinzessin mit einem drahtigen, durchsetzungsfähigen Sopran Ausdruck; die Symphoniker begleiteten die Französin auf ihrer Achterbahnfahrt der Gefühle rasant.

Auch bei Mozarts Jupiter-Symphonie wurde Fischer wieder zum Feuerstein, aus dem das Orchester die Funken der Erregung schlug. Im flammenden Finalsatz wurden die Streicher von der Vitalität ihrer Achtelpassagen förmlich durchgeschüttelt, die Bratschengruppe fand in Roman Bernhart, dem stellvertretenden Solobratscher des Orchesters, einen zupackenden Anführer. Jubel für die Künstler und den klassischen Dreier im Musikverein. (Stefan Ender,1.5.2023)