Musiker Hubert von Goisern: "eine Spur der Verwüstung hinterlassen".

APA

Salzburg – Es war doch überraschend: Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) schlug eine Koalition mit FPÖ und SPÖ als "Allianz für Salzburg" vor. Die SPÖ lehnt dies wie auch jene von Haslauer vorgeschlagene "Nachdenkfrist" bis Dienstag ab. So rückt eine schwarz-blaue Koalition näher, die bereits in Niederösterreich zu Kulturprotesten geführt hat. In Salzburg?

Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) rief die SPÖ am Freitag dazu auf, noch einmal über ihre Absage an eine Dreierkoalition mit ÖVP und FPÖ nachzudenken.
DER STANDARD

Ex-Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler gibt auf Anfrage keinen politischen Kommentar ab. Während sich "Funktionsträger" wie der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, und der Leiter der Osterfestspiele, Nikolaus Bachler, gegenwärtig nicht zu Schwarz-Blau äußern wollten, zeigt sich etwa Karl-Markus Gauß entsetzt. Der Schriftsteller findet, diese Koalition wäre "empörend. Und für mich enttäuschend, kenne ich den Landeshauptmann doch als einen gebildeten Mann, mit dem man geistreiche Gespräche führen kann. Aber wenn die bürgerliche Partei in der Gefahr steht, Macht zu verlieren, ist ihr die Nobilitierung der Rechtsextremen eben doch lieber als die Zusammenarbeit mit dem 'roten Gsindl'. So wird auch aus Salzburg ein Labor, in dem eine andere Art von Österreich erprobt wird."

Keine Politik der Zukunft

Auch nicht amüsiert ist Musiker Hubert von Goisern: "Regierungsbeteiligungen der Freiheitlichen haben in unserem Land eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Das ist mit Sicherheit auch Herrn Haslauer nicht entgangen. Deshalb kann und will ich nicht glauben, dass er sich auf so eine Konstellation einlässt. Man kann doch mit einer rückwärts gewandten Partei keine Politik für die Zukunft machen! Ich wäre entsetzt und zutiefst enttäuscht von ihm, sollte es dazu kommen."

Auch Schriftstellerin Helena Adler reagiert. Sie inspirierte der Schreck zur literarischen Verarbeitung einer möglichen Blaufärbung Salzburgs: "Vor unseren geängstigten Augen: Blauschimmel überzieht die mit allen Weihwassern gewaschene Barockstadt, eine feuchte Versuchung all die modrigen Kirchenritzen, man verführt sich gegenseitig und verflucht sich anstandshalber. Bald aber stellt man den nächsten Maibaum auf und vermischt sich mit Blauem Blut. Gotteslob und Heimatland! Gatterjagd in Stiegelkellern. Was rauskommt, ist ohnehin längst verbreitet. Der blauschwarze Ölkäfer. Gedrungener Körperbau, gebückter Thorak-Torso, rechts: Ekzeme. Angereichert mit Toxinen vom Knackdirndlverbund. Seine Exkremente hinterlässt er auf haimischen Buchen oder im Waldhäusl, nachdem man ihm Schollen und Ackerkrumen für die Erhaltung seines Babyspecks kredenzt. Bald ist niemand mehr vor seinen giftigen Angriffen gefeit, die er geschickt als Avancen tarnt, am Ende frisst der Parasitoid seinen Wirt, Landbauer frisst Stadtmensch oder Landwirt gleichermaßen, ohne, dass es jemand groß merkt, da hilft weder Festspielfassade, noch Festung, weder Betonblöcke, Betablocker oder Gebets-Blockaden. Heilige Mutter des Schafbockes. Führe uns nicht in Verseuchung! Öliges Österreich."

Demnächst dürfte klar werden, welche Farbe der Koalitionskäfer annehmen wird. (Ljubisa Tosic, 2.5.2023)