2007 streikten Drehbuchautoren für 100 Tage – was der Unterhaltungsindustrie in Los Angeles rund zwei Milliarden US-Dollar kostete.

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Ein ungewöhnliches Bild bietet sich gerade im Arbeitsbienenstock Hollywood: Streik! Die Stifte niedergelegt haben am Dienstag tausende Drehbuchautorinnen und -autoren, nachdem es in Gehaltsverhandlungen mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), die die wichtigsten TV-, Streaming- und Filmstudios vertritt, zu keiner Einigung gekommen war. An der Spitze des Streiks steht die mächtige US-Autorengewerkschaft Writers Guild of America (WGA). Diese teilte über Twitter mit, dass die Angebote der Studios "angesichts der existenziellen Krise, mit der unsere Autoren konfrontiert sind, völlig unzureichend gewesen" seien.

Die derzeitige Post-Covid-Situation ist insofern paradox, als Studios wie Warner Bros. Discovery einerseits mit Schuldenbergen belastet sind, andererseits aber der Streamingsektor boomt wie nie zuvor. Der Gewerkschaft zufolge sind jedoch trotz des Booms und der Inflation die Gehälter gleich geblieben oder gesunken, weshalb viele der Autoren und Autorinnen an der Gehaltsuntergrenze arbeiten würden.

Auch die Beschäftigungszeiten in der Serienproduktion seien kurzlebiger geworden. Die AMPTP argumentierte dagegen, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Kosten gesenkt werden müssten. Disney etwa steht vor einem Abbau von 7000 Stellen.

Autorinnen und Autoren fordern Gewinnbeteiligung

Angesichts des Streamingbooms fordern die Drehbuchautoren fairere Arbeitsbedingungen und eine höhere Gewinnbeteiligung. Bisher erhalten sie von den Plattformen ein fixes Jahresgehalt – selbst wenn sich Serien zu weltweiten Millionenerfolgen entwickeln. Vonseiten der WGA wird jedoch betont, dass es vor allem darum gehe, das Berufsbild vor dem Prekariat zu bewahren.

Auch der Koregisseur Joe Russo von "Avengers: Infinity War" konterte auf die Vorschläge des Studios mit Sarkasmus.

Da es bis 1. Mai zu keiner Einigung kam, haben die Mitglieder der Autorengewerkschaft mit einer überwältigenden Mehrheit von knapp 98 Prozent für einen Streik gestimmt. Zu spüren bekommen das zuerst die Talk- und Comedy-Shows, hieß es in der New York Times. Late-Night-Shows wie Saturday Night Live würden als Erstes ausfallen. Andere Formate hätten dagegen mehr Vorlauf – um deren Produktionen zu verzögern, müsste der Streik lange andauern.

Marktumbrüche

Streiks in Hollywood entstehen immer dann, wenn sich Marktumbrüche abzeichnen. Während des Aufkommens des Home-Video-Markts 1988 streikten die Drehbuchautoren ganze 153 Tage. 2007 entbrannte der Streit an der Zweitverwertung über DVDs und neue Medien. 100 Tage legten damals die Autoren und Autorinnen die Feder nieder, was die Unterhaltungsindustrie in Los Angeles etwa zwei Milliarden Dollar kostete. (Valerie Dirk, 3.5.2023)