Das Kameramodul sieht ein wenig wie ein Pandabärgesicht aus – mit viel Fantasie.

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Bei den Anschlüssen gibt es keine Überraschungen. Zwei Lautsprecher sorgen für Stereo-Sound.

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Floristen werden sich über gelungene Makroaufnahmen freuen.

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Müde Redakteure macht auch eine hochauflösende Selfie-Kamera nicht munter. Zumindest passt die optische Qualität für das mäßige Ausgangsmaterial.

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Der eindrucksvolle Zoom bleibt lange qualitativ hochwertig. Zieht man sich ein Fenster eines Hochhauses näher heran, muss man mit einer Verpixelung rechnen.

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Die EMUI-Oberfläche ist übersichtlich und bietet auf kurzen Wegen die nötigsten Einstellungen.

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Nachtaufnahmen sehen wirklich eindrucksvoll aus und lassen bei einer Basisbeleuchtung wunderschöne Bilder zu.

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Keine Werbung, einfach der Beweis, dass sogar die Reflektionen im Glas klar erkennbar sind.

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"Best Photo Smartphone of 2023" darf sich das neue Huawei P60 Pro laut der Technical Image Press Association (TIPA) schon vor dem offiziellen Start nennen. Für knapp 1.200 Euro bekommt man tatsächlich ein hervorragendes Smartphone mit einer außergewöhnlichen Kamera. Ob das über die erneut nur über Umwege verfügbaren Google-Services und die fehlende 5G-Unterstützung hinwegtrösten kann?

Der Star: Die Kamera

Im P60 Pro ist in der Hauptkamera die bisher größtmögliche Blendenöffnung einer Smartphone-Objektivs verbaut. Die Blende lässt sich dynamisch zwischen f/1.4 und f/4.0 regeln, womit sie in ihrer größten Einstellung sehr viel Licht auf den Sensor lässt. Oftmals ist es so, als hätte man einen zusätzlichen Scheinwerfer vor das zu fotografierende Objekt gestellt. Fotos werden farbecht und auch bei größeren Zoom-Stufen bleiben Details erhalten.

Flankiert wird die Hauptkamera im wahrsten Sinne des Wortes von einer 13 Megapixel Weitwinkelkamera und einer 48 Megapixel Telephoto-Kamera. Diese verrichten je nach Kameraeinstellung souverän ihren Dienst und zaubern damit Fotos mit durchwegs hoher Qualität auf das Smartphone. Die Selfie-Kamera an der Vorderseite löst mit 13 Megapixel auf und lässt ebenfalls in allen Belangen überzeugende Fotos zu.

Auch bei der Software hat man nachgebessert und so kann man jetzt mit nur einer Hand gut in die Pro-Einstellungen, um etwa Filter dazuzuschalten oder den Kameraraster einzublenden.

Verglichen mit ähnlichen Flagship-Kameras schneidet das P60 Pro sehr gut ab. Egal bei welchen Bedingungen, egal in welcher Zoom-Stufe – das Huawei-Gerät braucht sich weder vor der Samsung- noch vor der Apple-Konkurrenz zu verstecken. Vor allem die Makro-Kamera fängt Details ein, wie man sie selten zuvor in Smartphone-Aufnahmen finden konnte. Eine Ameise auf dem Weg zu ihrem Bau kann genauso scharf festgehalten werden, wie eine Biene am Weg zur nächsten Blume.

Speziell in lichtschwachen Umgebungen bleiben Fotos schärfer und klarer als bei der aktuellen Konkurrenz. Sogar im 10-fachen Zoom kann man noch klare Konturen erkennen, was bei anderen Kameras so nicht möglich war.

Auch bei Videos wird aus den Vollen geschöpft und unterstreicht die Stärke des Smartphones in allen Dingen, die mit dem Kamerasystem verbunden sind. Gefilmt wird mit einer Auflösung von 3.840 × 2.160. Die Bildstabilisierung funktioniert jedoch am besten bei niedrigeren Auflösung als 4K. Features wie Zeitlupe und ähnliches sind selbstredend vorhanden.

Sogar bewegliche Objekte werden in Fotos scharf festgehalten.
Foto: Michael Furtenbach
Das Smartphone liegt dank der abgerundeten Ecken gut in der Hand, aufgrund der überschaubaren Breite kommt man für viele Einsatzgebiete mit einer Hand aus.
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Design generell

Eine schicke Designsprache kann man dem P60 Pro wirklich nicht absprechen. Abgesehen von dem Kamera-Modul, das wie ein abstrakt gezeichneter Pandabär aussieht, haben wir das für die Serie gewohnte Quad-Curve-Display, welches kaum noch Ränder erkennen lässt. Ob man die dadurch sehr dünnen Seitenränder des Smartphones für die Finger schmeichelnder empfindet als sonst übliche, etwas kantigere Seiten, hängt wohl vom persönlichen Geschmack ab. Ähnliches gilt für das abseits von mattem Schwarz erhältliche Rococo Pearl. Das gemusterte Weiß schimmert und ist – sofern man mutig genug ist, keine Hülle zu benutzen – tatsächlich ein Hingucker. Beide Farben lassen zudem keine grauslichen Fingerabdrücke sichtbar werden.

Die Vorderseite wird durch Huaweis Kunlun Glas geschützt, welches laut Herstellerangaben auch Stürze aus bis zu anderthalb Meter gut überstehen soll. An den Seiten finden sich die gewohnten Tasten, etwa Einschaltknopf und Lauter-und-leiser-Wippe. Lautsprecher finden sich an Ober- und Unterseite, was das Klangvergnügen beim Schauen von Videos oder dem Spielen von Games zu einem eben solchen werden lässt.

Die Frontkamera ist wie gewohnt ein kleines Punch-Hole, das dezent im Glas verbaut ist und eine verlässliche und schnelle Gesichtserkennung zulässt. Auch der unter dem Display versteckte Fingerscan funktioniert ohne Verzögerung und bietet so eine gute Alternative für den Entsperrungsprozess.

Geladen wird mit dem mitgelieferten 88-Watt-Netzteil.
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Wichtige Fakten

200 Gramm wiegt das gute Stück und liegt damit in guter Gesellschaft ähnlicher Geräte. Mit Abmessungen von 161 × 74,5 × 8,3 Millimeter fällt vor allem die Dünne des Geräts auf. Das OLED-Display ist 6,67 Zoll groß und unterstützt QHD+ sowie 120 Hz. Als maximale Auflösung sind 2.700 × 1.220 Pixel möglich. Dank Schutzklasse IP68 ist das Smartphone gegen Wasser und Staub gut geschützt.

Auf dem Testgerät installiert ist EMUI 13.1.0. Die von Huawei auf Android draufgestülpte Oberfläche bietet mittlerweile viele Komfortfeatures und übersichtliche Menüs. Weder beim Spielen noch bei anderen Anwendungen hatte man das Gefühl, Kompromisse eingehen zu müssen und das, obwohl mit dem Snapdragon 8+ der ersten Generation das Vorjahresmodell im P60 Pro fuhrwerkt. Puristen mag das stören, auch dass erneut keine 5G-Verfügbarkeit gegeben ist, grundsätzlich reicht die Leistung allerdings und konnte im Test überzeugen. Bei im Netz zu findenden Benchmarkt-Tests zeigt sich die zweite Generation aber in zahlreichen Kategorien um bis zu 30 Prozent stärker.

Der Akku ist mit 4.815 mAh ein starkes Stück, das auch viel beschäftigte Nutzerinnen und Nutzer gut durch den Tag bringt. Mit dem beigelegten 88 Watt Netzteil – ja, ein Netzteil ist beigelegt – lädt man das Smartphone mit dem dazuschaltbaren Turbo-Modus in nur zehn Minuten bis zu 50 Prozent auf. Praktisch ist auch, dass das Netzteil sowohl einen USB-C- als auch einen USB-A-Anschluss bietet. Zwei Geräte gleichzeitig können trotzdem nicht geladen werden, aber es gibt eine gewisse Flexibilität.

Alternativ zu dieser extravaganten Lösung wird das P60 Pro auch in mattem Schwarz angeboten. Beide Rückseiten verzeihen fettige Finger.
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Die Sache mit dem G-Store

Wie in der Einleitung erwähnt, bleibt der Google Play Store nur über Umwege erreichbar. Dazu kommen wir gleich. Als alternativer App Store für Huawei Smartphones hat sich in der Zwischenzeit die App Gallery etabliert, die durch Kooperationen zunehmend umfangreicher wird. So finden sich mittlerweile alle relevanten Social-Media-Apps dort, genau wie die großen heimische Banken, Fluglinien oder Amazon. Dennoch ist der Umfang nicht annähernd so groß wie beim Google Play Store, und das wird sich in naher und auch ferner Zukunft kaum ändern.

Was, wenn man sich aber in den neuen Rococo-Stil des P60 pro verliebt hat und fragt, ob man denn gar nicht an Google Services herankommen kann? Während in der Vergangenheit die fragwürdige App Gspace auf diversen Online-Seiten empfohlen wurde, geistert derzeit im Netz die kostenlose App Gbox als valide Möglichkeit herum. In beiden Fällen wird von der App ein virtuelles Android-System mit integrierten Google Apps erstellt. Im Gegensatz zu Gspace blendet Gbox auch keine Werbung ein.

Installiert wird die App einfach über die Herstellerwebsite. Warum die App kostenlos ist, wird schnell klar. Gbox erfragt zahlreiche Freigaben und Berechtigungen. In die App eingeloggt wird mit den eigenen oder neu erstellten Google-Zugangsdaten. Da die App, genau wie Gspace, weder über eine vertrauenserweckendes Impressum verfügt, noch über sonstige Hintergrundinformationen zur Firma dahinter, wird wird dieser Weg aufgrund von Datenschutzbedenken also nicht empfohlen.

Erscheinungsdatum und Preis

Das P60 Pro erscheint in Österreich am 17. Mai mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.199 Euro für die 256-GB-Variante. Wer zwischen 17. Mai und 5. Juni das Smartphone kauft, bekommt eine Huawei Watch GT3 (46 Millimeter) in der Farbe Schwarz kostenlos dazu. Auf diesem Weg spart man sich die aktuell im Handel verlangten 170 Euro für die Uhr.

Das hier besprochene Gerät wurde dem STANDARD für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt.

Fazit

Wenn ein Hersteller vorab Spiele und unzählige Apps auf mein Smartphone installiert oder zumindest gefüllte Ordner mit Vorschlägen für mich anlegt, dann bin ich – sagen wir – in meiner Euphorie zum Start schon schaumgebremst. So sind es die üblichen Nervigkeiten am P60 Pro, die sich bei Tests von Huawei-Smartphones alle paar Monate wiederholen. Fehlende Google-Services, keine 5G-Verfügbarkeit und das Gefühl, das Smartphone einmal von unnötigem Müll befreien zu müssen.

Was die Hardware selbst angeht, ist eigentlich nur der nicht ganz aktuell Prozessor anzukreiden, der verbaut wurde. Bei einem derart teuren Smartphone, einem Flagship, wäre das wünschenswert. Das Design ist schick und schmeichelt Auge und Hand. Die Kameras sind top und die Akkulaufzeit völlig ausreichend.

Das P60 Pro ist ein wunderbares Smartphone, und hätte Ex-Präsident Trump im Jahr 2020 nicht ausgerechnet Huawei als technisiertes Böses auserkoren, wäre das P60 Pro mit Leichtigkeit im Rennen um eines der beliebtesten Smartphones in diesem Jahr. (Alexander Amon, 9.5.2023)

Im Vergleich mit dem iPhone 13 Pro Max ...
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... ist bis auf die etwas kräftigeren Farben kaum ein Unterschied zu erkennen.
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Auch beim Weitwinkel bleiben Details erhalten, jedoch ...
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... ist beim iPhone 13 Pro Max die Wolkendecke besser identifizierbar und auch die Farbgebung mehr der Realität entsprechend.
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