Unternehmensgründer Daniel Duarte hat die ersten 18 Jahre seines Lebens in Kolumbien verbracht. "Dort trinken viele Erwachsene jeden Tag Kakao. Ich bin auch so gepolt."

Foto: Jakub Kaliszewski

Diese Unternehmensgeschichte beginnt mit einem bitteren Beigeschmack. Vor mehr als zehn Jahren saß Daniel Duarte in seiner damaligen WG-Küche in Köln und wünschte sich, es gäbe einen Kaffeeersatz. Denn Duarte und seinem Mitbewohner und späteren Geschäftspartner Heiko Butz schmeckte Kaffee so gar nicht. Dennoch wollten die beiden ehemaligen Studenten, um beim Lernen für die Uni fit und munter zu bleiben, nicht auf Koffein verzichten.

Das Ergebnis der Überlegungen findet man heute in deutschen Supermärkten und hierzulande bisher in rund 390 DM-Filialen: Unter der Marke Koawach bietet der in Kolumbien aufgewachsene Gründer Duarte verschiedene Schokoladenprodukte an, in denen sich auch die Tropenpflanze Guaraná befindet. Deren Samen sind koffeinhaltig.

Das Unternehmen hinter den Koawach-Produkten ist die Koakult GmbH in Berlin. Im deutschen Markt reicht das Sortiment des Start-ups von Pulver (für Trinkschokolade) und Fertigdrinks bis zu Riegeln und Keksen.

Bitteres Grundprodukt

In Österreich sind seit April 2022 im stationären Handel bisher je drei Sorten Fertigdrinks und Riegel erhältlich. Zu trinken gibt es hierzulande die Sorten Weiße Schoko, Schoko/Mandel und Hafer/Banane, Letztere beiden sind vegan. Die Riegelvarianten in Österreich sind Erdnuss/Karamell/Meersalz, Haselnuss-Crunch und Cashew/Himbeere. "Guaraná schmeckt sehr bitter und pur tatsächlich nicht gut", erzählt Duarte dem STANDARD. "Durch die Mischung mit Kakao haben wir aber ein leckeres Produkt, das auch munter macht."

Der Kolumbianer Duarte kam mit 18 Jahren nach Deutschland. Die Versuche, mit der von ihm und seinem Kompagnon Butz gegründeten Koakult GmbH in die deutschen Supermarktregale zu kommen, seien zunächst mühselig gewesen. Die ersten Shops, die Duartes Kakao-Guaraná-Pulver im Jahr 2014 führten, waren drei Kaiser’s-Tengelmann-Filialen in Berlin. Butz ist heute noch Gesellschafter, aber aus dem operativen Geschäft ausgeschieden.

Diese drei Ready-to-go-Drinks mit Guaraná gibt es derzeit im österreichischen Handel.
Foto: Koakult GmbH

Expansion in die Spar-Regale

Einen Schub gab ein Auftritt in der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen". Das half, im Jahr 2015 erstmals die Millionengrenze im Umsatz zu knacken. Heute bekommt man Koawach-Produkte in Deutschland an 9.000 Standorten, darunter Filialen großer Einzelhändler wie Edeka, Rewe und Kaufland.

Für 2023 strebt Duarte einen Umsatz von 11 bis 12 Mio. Euro an, davon eine Mio. in Österreich. Demnächst soll Koawach auch in die Regale einer österreichischen Supermarktkette kommen. Welche es ist, will Duarte noch nicht verraten. Auf dem Karriereportal Linkedin ist allerdings ein reger Austausch zwischen Duarte und dem heimischen Handelsriesen Spar zu bemerken.

Kolumbiens Kakaokultur

Duarte kann kenntnisreich über die Kakaokultur in seiner Heimat erzählen. Kakaotrinken gehöre dort viel mehr zum Alltag. "In Deutschland und Österreich treffen sich die Familien am Wochenende zu Kaffee und Kuchen. In Kolumbien kommt man beim Kakao zusammen und reicht dazu salziges Gebäck", sagt der 34-Jährige.

Mit dem Basisprodukt, dem Schoko-Guaraná-Pulver in Sorten wie Karamell/Meersalz oder Zimt/Kardamom, macht die Koakult GmbH mittlerweile nur mehr ein Drittel des Umsatzes, mit Riegeln weitere 20 Prozent, sagt Duarte. Seine Firma erziele bereits rund 45 Prozent des Geschäfts mit Fertigdrinks in den Kühlregalen, auch dank Kampagnen in sozialen Medien wie Tiktok.

Rund 20 Prozent vom Gesamtumsatz macht die Koakult GmbH mit muntermachenden Schokoriegeln.
Foto: Koakult GmbH

Getränk der Generation Z

Koawach sei auch ein Getränk für die Generation Z, meint Duarte: "Viele, die uns kaufen, sind 15 bis 27 Jahre alt. Meinungsstarke Leute, die online unterwegs sind und einen Beitrag zu einer nachhaltigen Welt leisten wollen."

Der Kakao für Koawach komme aus Peru, der Dominikanischen Republik und Sierra Leone, das Guaraná aus Brasilien. Beide Rohstoffe zu Fair-Trade-Bedingungen, sagt Duarte. Durch das Fördern von Klimaschutzprojekten verspricht man zudem, in Summe klimaneutral zu produzieren.

Kaffeeähnliche Wirkung

Fest steht, Koawach ist tatsächlich ein Muntermacher, keine Mogelpackung. Schwangere und stillende Frauen sollen die Produkte ausdrücklich nicht konsumieren.

Duarte sagt zum Gesundheitsaspekt offen: "Drei Tassen Koawach am Tag sind völlig unbedenklich, sechs Tassen oder Drinks wären zu viel." Er selbst konsumiere im Schnitt drei Produkte am Tag, morgens am liebsten die Pulverversion "Pur", die keinen zugesetzten Zucker hat, gemixt mit Hafermilch.

Guaraná-Konkurrenz

Mittlerweile sind auch andere Hersteller auf den Guaraná-Trip aufgesprungen. Der Münchner Smoothie-Produzent Innocent führt eine Sorte namens "Energise" mit einem Spritzer Guaraná-Extrakt. Auch Almdudler hat einen Energydrink mit Mate und Guaraná im Angebot. Von Corny gab es bis 2022 Müsliriegel mit den wachmachenden Samen.

Duarte sieht die Experimente der Konkurrenz entspannt. "Wenn große Player Produkte mit Guárana auf den Markt bringen, hilft uns das, den Rohstoff zu etablieren", sagt er.

Nach Österreich sei eine Expansion in die Schweiz und in die Benelux-Staaten vorstellbar. Für den deutschen Heimatmarkt ist unterdessen ein Müsli geplant. Koakult-Gründer Duarte zeigt sich optimistisch, dass das Wachstum mit dem Wachmacher so weitergeht: "Es gibt ja auch keinen Grund, warum Erwachsene keinen Kakao trinken sollten." (Lukas Kapeller, 7.5.2023)