Hallstatt am gleichnamigen See: Noch ist es idyllisch beschaulich an diesem Tourismushotspot. Im Sommer könnte es wieder eng werden.

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Der vergangene Winter hat Urlaubshungrigen in Österreich einen Vorgeschmack dessen geliefert, was sich heuer im Sommer fortsetzen wird: teilweise deutlich zweistellige Prozentsätze an Preissteigerungen, die Unterkunft und Logis stark verteuern. Auch typische Nebenausgaben am Urlaubsort inklusive Shopping ziehen preislich mit oder sind schon nach oben geschnalzt. Der Reisefreude scheint das aber keinen Abbruch zu tun.

Laut einer Befragung, die noch in Verantwortung der mittlerweile aus privaten Gründen ausgeschiedenen früheren Chefin der Österreich Werbung (ÖW), Lisa Weddig, in den zehn wichtigsten Tourismusherkunftsmärkten gemacht wurde, planen über 70 Prozent heuer einen Sommerurlaub in Österreich. Die Nachfrage sei gegenüber dem Sommer 2022 sogar gestiegen, sagte Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) zur Amtseinführung der neuen ÖW-Chefin Astrid Steharnig-Staudinger.

Frischer Wind für die ÖW

Die 45-jährige Kärntnerin ist aus einem mehrstufigen Auswahlverfahren als bestgeeignete Person für den Spitzenjob in der ÖW hervorgegangen. Steharnig-Staudinger hat nach Absolvierung der Tourismusschule in Villach internationale Betriebswirtschaft studiert und war mehrere Jahre bei Wien Tourismus im Destinationsmarketing für Zentral- und Osteuropa sowie Skandinavien verantwortlich. Zuletzt leitete Steharnig-Staudinger die Agentur Linking Brands by team4tourism.

Die neue Chefin der ÖW, Astrid Steharnig-Staudinger.
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Steharnig-Staudinger selbst bezeichnet sich als kooperationsorientiert und umsetzungsstark. Sie wolle den Kontakt zu den Landestourismusorganisationen verbessern und alle auf ein Ziel einschwören: Österreich touristisch nachhaltig weiterzubringen. Ihr Vertrag geht bis 2028.

Ungeachtet der höheren Preise, die nach Bekunden von Wirtschaftsforschern in Tourismusbetrieben stärker gestiegen sind, als durch diverse Kostensteigerungen für Personal, Energie und Lebensmittel argumentierbar wäre, ist sowohl die Buchungsnachfrage als auch die Buchungslage für diesen Sommer gut. "Wir haben in Österreich nach wie vor ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis", sagte Staatssekretärin Kraus-Winkler.

Anschluss an Vor-Corona-Zeit

Bei den Nächtigungen werde man heuer aller Voraussicht nach an die Rekordzahlen von 2019/20 anschließen und die Umsätze des Vor-Corona-Jahres sogar übertreffen können. Daraus zu schließen, dass sich auch die Ertragslage der Betriebe verbessert habe, sei jedoch ein Trugschluss.

Könnte das Drehen an der Preisschraube zu einem Problem werden, weil sich möglicherweise eine steigende Zahl an Menschen einen klassischen Urlaub in Österreich nicht mehr leisten kann? Das glauben weder Kraus-Winkler noch Steharnig-Staudinger. Es gebe ein breites Angebot – vom Ferienapartment über Urlaub am Bauernhof bis zum Vier-Sterne-Superior-Hotel.

Auch Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer befürchtet keinen Nachfrageeinbruch. Das Problem für viele Betriebe sei vielmehr, ausreichend Personal zu finden, um ihre Dienstleistungen die ganze Woche hindurch anbieten zu können.

Steuerliche Anreize

Über steuerliche Anreize sollten jüngere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu freiwilliger Mehrarbeit animiert und ältere, in Pension befindliche Personen zur Weiterarbeit motiviert werden. Durch gezielte Einwanderungspolitik sollten aber auch Personen mit touristischen Vorkenntnissen aus Drittstaaten angeworben werden. Ohne gehe es auf Dauer sicher nicht, sagte Mahrer.

Hoffnungsfroh stimmt die Branchen jedenfalls, dass nach der pandemiebedingten Pause auch der Reisemarkt China zu erwachen scheint und auch US-Touristen wieder verstärkt nach Österreich drängen. (Günther Strobl, 3.5.2023)