Schon jetzt wird an der Börse mit KI gearbeitet.

Dieses Symbolbild wurde mit der Bilder-KI Midjourney generiert.

Foto: DER STANDARD/Pichler/Midjourney

38 Firmen hat sich die Text-KI ChatGPT in ihr theoretisches Portfolio gezogen und war damit erfolgreicher als die zehn erfolgreichsten Aktienfonds in Großbritannien. Dazugesagt werden muss, dass es sich für diesen Test lediglich um ein acht Wochen dauerndes Zeitfenster gehandelt hat, was die Aussage – speziell in Zeiten wie diesen – stark relativiert.

Der von der KI zusammengestellte Fonds erreichte in den acht Wochen ein Plus von 4,93 Prozent. Die Vergleichsfonds machten in dieser Zeit ein durchschnittliches Minus von 0,78 Prozent. In 34 der 39 Börsentage war der KI-Fonds vorn. Initiiert wurde der Test von der Finanz-Website finder.com.

Tech-lastiges Portfolio

In dem Portfolio von ChatGPT waren die drei Top-Performer Meta, Microsoft und Intel mit jeweils 30, 20 beziehungsweise 18 Prozent Plus. Andere von der KI gewählte Firmen waren beispielsweise Nvidia, Netflix und Visa. Als Vorgaben lieferte die Finanz-Website der KI etwa, sich an den Prinzipien erfolgreicher Fonds zu orientieren. Die Warnung der KI, dass sie keine konkreten Investmenttipps geben dürfe, wurde für den Test übergangen.

"Die große Frage ist ja, wie schlecht die Idee eigentlich ist, ChatGPT als Investmentberatung zu nutzen", erklärt Jon Ostler von Finder. Große Fonds würden seit Jahren KI nutzen, aber die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehende KI, die seit September 2021 eigentlich kaum konkrete Informationen enthält, solle man jedoch für solche Zwecke besser nicht nutzen.

Auslöser für den Test war unter anderem, dass laut einer Umfrage 19 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien mit dem Gedanken spielen, sich Finanztipps von ChatGPT geben zu lassen. Acht Prozent gaben zu, dies bereits zu machen. Im Gegensatz dazu sagten mehr als ein Drittel der Befragten, dass sie nicht einmal genau wüssten, was ChatGPT eigentlich sei.

KI der Zukunft

Zu bedenken sei in jedem Fall, dass sich Menschen immer Rat suchen würden. Laut einer 2021 durchgeführten Umfrage holt sich bereits die Hälfte der an Investitionen interessierten Menschen in Großbritannien auf Social Media Tipps. So gesehen könnte laut Ostler eine KI zu fragen sogar schlauer sein als einen "unqualifizierten Tiktok-Star".

"Es wäre der sicherere und empfehlenswertere Ansatz, Zeit mit der Recherche über bekannte Primärquellen oder einen qualifizierten Berater zu verbringen", sagte der Experte, "aber das muss nicht für immer der Fall sein." (red, 5.5.2023)