Picasso auf der Hüpfburg: Der Australier Brook Andrew hinterlegt klassische Werke von Picasso oder Oto Logo mit einem typischen Aborigines-Muster.
Foto: www.kunst-dokumentation.com

Nur kurze Zeit nachdem ein schweres Erdbeben 1963 die nordmazedonische Stadt Skopje im damaligen Jugoslawien erschüttert hatte, wurden bereits Pläne für die Rekonstruktion gefasst. Als zentrales kulturelles Element dieses Wiederaufbaus galt das Museum für zeitgenössische Kunst (MoCA) Skopje. Damals spendeten Künstler und Künstlerinnen aus aller Welt – einem Aufruf der Vereinten Nationen folgend – der betroffenen Stadt tausende Kunstwerke.

Darunter befanden sich Größen wie Pablo Picasso, Niki de Saint Phalle, David Hockney und der österreichische Bildhauer Alfred Hrdlicka. Erst durch diese Schenkung konnte eine beeindruckende Sammlung aus der Hochphase des Modernismus entstehen. Bis heute stiften Kunstschaffende nach Skopje.

Fotografin Elfie Semotan porträtiert die Stadt Skopje, darunter auch das Museum of Contemporary Art Skopje.
Foto: Elfie Semotan

Kontext mit Rahmenhandlung

Diesem Akt der internationalen Solidarität, dem Wiederaufbau der Stadt und dem so entstandenen Dialog zwischen Ost und West widmet die Kunsthalle Wien nun die Ausstellung No Feeling Is Final. The Skopje Solidarity Collection in der großen Halle im Museumsquartier.

Ein zentraler Informationsteil liefert die nötigen Fakten über das Erdbeben und dessen verheerende Auswirkungen – ohne mit Horrorbildern zu schockieren. Ein Fotoalbum beinhaltet Originalfotos. Weiters erklärt das Kapitel mittels Modellen und Videos die Errichtung der Stadt, vor allem über die Architektur erfährt man einige Details.

Dazu passend finden sich in der ganzen Ausstellung aktuelle Bilder von Skopje der österreichischen Fotografin Elfie Semotan, die die Stadt 2022 besuchte. Darunter finden sich das ehemalige osmanische Viertel und Kultureinrichtungen wie die Nationaloper oder natürlich das MoCA selbst.

Dieses eröffnete dann 1970 auf einem Hügel Skopjes. Die dokumentarischen Eindrücke des Hauses in der Kunsthalle begleiten Werke aus der Sammlung wie solche von Alexander Calder, Georg Baselitz und Sheila Hicks.

Künstlerin Gülsün Karamustafa kombiniert Werke eher unbekannter mazedonischer Künstler Porzellan-Nippes. Welchen Wert messen wir Objekten bei und warum?
Foto: www.kunst-dokumentation.com

Zeitgenössisches trifft Zeitkapsel

Die eigentliche Ausstellung aber fügt sich wie ein Rahmen um diesen Kontext-Teil. Das wirkt auf den ersten Blick vielleicht etwas voll und unübersichtlich, ist es aber eigentlich nicht. Ein Lageplan und ein vereinfachtes Booklet navigieren durch die Schau. Wie die Museumssammlung selbst wurde die Auswahl der nun in Wien präsentierten Werke von Kunstschaffenden getroffen – und mit ihren eigenen Arbeiten kombiniert. Dazu lud man fünf zeitgenössische Positionen ein.

Darunter die aus der Türkei stammende Gülsün Karamustafa, die in ihrem Beitrag kleine Gemälde eher unbekannter mazedonischer Künstler mit einer Installation aus Porzellan-Nippes zusammenbringt. Welchen Wert messen wir Objekten bei und warum?

An anderen Stellen in der Ausstellung, an denen der Kontext nicht ganz so klar ist, muss ebenfalls nachgelesen werden. Sitzmöglichkeiten gibt es dafür genügend. Zum Beispiel die Installation des Australiers Brook Andrew. Dieser hinterlegt klassische Werke von Picasso oder Oto Logo mit einem typischen Aborigines-Muster und bietet zugleich eine Art Hüpfburg zum Verweilen an. (Katharina Rustler, 6.5.2023)