Mladen Mijatović vom Diversitätsreferat der Polizei erzählt jüdischen Jugendlichen von seinem Beruf.

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Die Wiener Polizei will diverser werden. Im Jüdischen Berufsbildungszentrum (JBBZ) im 20. Bezirk präsentierte die Landespolizeidirektion (LPD) daher am Freitag rund 80 Jugendlichen den Polizeiberuf. Hans Golob von der LPD begrüßte die jungen Menschen mit dem Satz: "Lasst uns gemeinsam eine bessere Welt bauen."

Im Speisesaal des JBBZ lauschten Jugendliche, die hier verschiedene Berufe erlernen, unter anderem Mladen Mijatović, dem stellvertretenden Chef des Diversitätsreferats. Die Arbeit der rund 6.700 Polizistinnen und Polizisten wurde grob umrissen, und es wurde erklärt, was man braucht, um zu der zweijährigen Ausbildung zugelassen zu werden. Bevor man am Bewerbungsverfahren, das an drei Tagen stattfindet, teilnehmen kann, muss man 18 Jahre alt sein, die österreichische Staatsbürgerschaft, einen B-Führerschein sowie den Fahrtenschwimmerausweis besitzen und darf keine Vorstrafen, ideologisch fragwürdige oder überhaupt beim Tragen der Uniform sichtbare Tattoos haben. Wer tätowiert ist, muss Fotos der Tattoos bei der Bewerbung mitschicken. Abbildungen, die zum Beispiel mit dem "NS-Verbotsgesetz oder verbotenen Vereinen" zu tun hätten, seien nicht gestattet, erklärt man den Schülerinnen und Schülern.

Die Wahrscheinlichkeit für solche Tätowierung oder Tätowierungen überhaupt dürfte in der jüdischen Community allerdings wohl gegen null gehen.

Cobra und Klimakleber

Nach den Vorträgen gab es viele Fragen aus dem jugendlichen Publikum. Wie man zur Cobra kommt, fragt ein Mädchen. Antwort: Man muss erst drei Jahre Außendienst machen. Wie das mit den Klimaklebern sei, will ein Schüler wissen – und bekommt die Wichtigkeit des Demonstrationsrechts in der Verfassung erklärt. Auch viele "persönlichkeitsbildende Seminare" und der Schutz der Menschenrechte seien ein zentrales Thema der Ausbildung, hören die Jungen einen Beamten erzählen.

Schüler vom JBBZ machen sportliche Tests und Selfies mit einer Beamtin der LPD Wien.
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Er selbst mache keine Demo-Einsätze, erzählt Mijatović später dem STANDARD, während Schülerinnen und Schüler im Saal sportliche Übungen machen oder Uniformen anprobieren. Aber er habe Erfahrung als Diversitätsexperte, spricht er doch Kroatisch, Serbisch und Bosnisch. Das helfe ihm oft im Arbeitsalltag. Er selbst wurde in Sarajevo geboren und kam als Sechsjähriger nach Österreich. BKS- und türkischstämmige Personen seien am stärksten an der Diversität der Beamtenschaft beteiligt. Er wisse aus eigener Erfahrung, dass es einen Unterschied mache, wenn junge Leute mit Migrationshintergrund ihn in einer Uniform vor sich stehen sehen. Jedoch: "Ich kenne persönlich noch keinen jüdischen Polizeibeamten", sagt Mijatović.

Gemütliche Uniformen

Der 18-jährigen Violetta passt die Uniformjacke samt Kappe wie angegossen. Ob sie sich vorstellen könne, Polizistin zu werden? "Ich weiß es noch nicht", sie lerne Bürokauffrau, habe die Vorträge aber interessant gefunden. Doch sie störe, wie die Polizei Schwarze behandle, "die Übergriffe in Amerika, aber manchmal auch hier". Der 16-jährige Olivier fand besonders interessant, "dass man als Polizist gut schwimmen können muss". "Gemütlich" fand der 15-jährige Nik den Polizeianorak, er glaubt aber "eher nicht", dass er zur Polizei gehen werde.

Das Probieren von Uniformen machte den jungen Frauen und Männern besonders viel Spaß.
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Zumindest ein Schüler wollte sich nach der Veranstaltung am Freitag bei der Polizei bewerben, erzählt JBBZ-Chef Dezoni Darawaschwili: "Der Response war viel besser, als ich erwartet habe." Auch er kenne keine jüdischen Polizisten: "Normalerweise ist Interaktion mit der Polizei etwas Unangenehmes, deshalb waren sie am Anfang etwas reserviert, aber je länger sie zugehört und gefragt haben, desto besser wurde es." (Colette M. Schmidt, 5.5.2023)