Schlecht positionierte, unförmige Biologger beeinträchtigen die Gleit- oder Höhenflugfähigkeit der Waldrappe, wie Forschende nun im Windkanal herausgefunden haben. Die Flugtracker zwingen die Vögel dazu, den energetisch viel anspruchsvolleren Schlagflug häufiger durchzuführen.
Foto: AP/Markus Unsöld

Um die Wanderungen von Zugvögeln zu erforschen, setzen Forschende auch sogenannte Biologger ein. Diese an den Tieren befestigten Geräte sammeln wichtige wissenschaftliche Daten, können die Vögel aber auch erheblich beeinträchtigen, wie ein Team der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed-Uni) in Wien nun im Fachjournal "Animal Biotelemetry" berichtet. Die Gruppe ließ für ihre Studie Waldrappe – eine vom Aussterben bedrohte Vogelart – im Windkanal fliegen. Die Untersuchung lieferte auch Hinweise darauf, wie man durch aerodynamische Optimierungen und die richtige Positionierung am Körper die Nachteile der Biologger deutlich reduzieren kann.

Das Team um Ortal Mizrahy-Rewald vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie brachte Tieren in der Waldrapp-Aufzucht- und Forschungsstation in Seekirchen am Wallersee (Salzburg) bei, in einem Windkanal zu fliegen. Mit der Wiederansiedlung von Waldrappen (Geronticus eremita) in Österreich beschäftigen sich die Forscher schon seit längerem. Bekannt wurde die Arbeit vor allem dadurch, dass Wissenschafterinnen und Wissenschafter die Tiere mit Ultraleicht-Fliegern auch wieder lehrten, ihre alten Zugrichtungen über die Alpen nach Italien zu fliegen.

40 Gramm schwere Geräte

Nicht nur den Flügen von Waldrappen folgen Forscher gerne mittels Biologgern. Was das für den Energieverbrauch der Vögel bedeutet, wurde bisher allerdings noch kaum erforscht. Zwar wurde viel beim Gewicht der Sensoren eingespart – bei der Studie trugen die Tiere Geräte mit knapp 40 Gramm. Bei der Form der zwölf mal fünf mal drei Zentimeter großen, rechteckigen Geräte wurde aber nicht auf den Luftwiderstand geachtet, wie die Forscher in ihrer Arbeit schreiben.

Während die rund 1,3 Kilogramm schweren Vögel in dem experimentellen Setting dahinflogen, maßen die Wissenschafter deren Herzfrequenz und Beschleunigung, um den Energieverbrauch abzuschätzen. "Unsere Daten belegen, dass die Position von Biologgern die Flugdistanzen und die Form den Energieverbrauch erheblich beeinflussen. Ungünstige Form und Positionierung wirken sich nicht nur auf den Kraftaufwand beim Schlagflug aus. Der energetisch wahrscheinlich wichtigere Effekt besteht darin, dass die Geräte die Gleit- oder Höhenflugfähigkeit des Vogels beeinträchtigen und ihn so dazu zwingen, den energetisch viel anspruchsvolleren Schlagflug häufiger durchzuführen", so die Studien-Erstautorin Ortal Mizrahy-Rewald.

Kleine Anpassungen, große Wirkung

Wurden die Geräte auf wilden Waldrappen bei ihren Frühjahrszug relativ weit oben auf dem Rücken angebracht, flogen diese signifikant kürzere Strecken am Stück. Besser erging es den Tieren, wenn die Biologger weiter unten am Rücken saßen. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter rundeten im Rahmen ihrer Studien in der Folge auch das Gehäuse der Aufzeichnungsgeräte ab. Die aerodynamischere Form reduzierte unter bestimmten Bedingungen die Belastung der Tiere weiter. Letztlich könne man mit relativ einfachen Anpassungen den Vögeln das Tragen der Forschungsgeräte deutlich erleichtern, schreiben die Wissenschafter. (APA, red, 9.5.2023)