Irgendetwas hat die Aufmerksamkeit von Willow erregt, der Katze von Joe und Jill Biden im Weißen Haus in Washington, D.C. Doch wie gelingt das am besten, auch bei nichtpräsidentiellen Stubentigern?

AFP

Katzen sind wahre Meisterinnen darin, menschliche Aufmerksamkeit zu erregen: Sie können auf unüberhörbare und mitunter unerträgliche Weise miauen, sich auf die Computertastatur fläzen, wenn Herrchen oder Frauchen gerade damit arbeitet, oder sich schnurrend und mit der Nase stupsend an die Unterschenkel der mutmaßlich futterspendenden Person schmiegen – um nur ein paar der geläufigsten Strategien zu erwähnen.

Simon's Cat

Umgekehrt ist die Sache – insbesondere im Vergleich zu Hunden – nicht ganz so einfach. Denn trotz Jahrtausenden der Domestizierung haben sich die Stubentiger eine gewisse Unabhängigkeit vom Menschen behalten, was sie aus Sicht der Wissenschaft zu "unabhängigen Opportunisten" macht. Entsprechend ist es für Menschen eine nicht ganz triviale Aufgabe, mit einer fremden Katze in Kontakt zu kommen.

Die meisten hier lesenden Katzenfreundinnen und -freunde haben gewiss eigene Strategien entwickelt, um in den Genuss feliner Aufmerksamkeit zu kommen oder gar in Interaktion mit den eigenwilligen Haustieren zu treten. Wie vermutlich aus eigener Erfahrung bekannt, sind dabei Signale, die bei Hunden oftmals ausreichen, bei Katzen eher wenig zielführend. Was aber wirkt dann am besten?

Pilotstudie an 18 Katzen

Um die verschiedenen Arten der Kontaktaufnahmen wissenschaftlich zu evaluieren, haben die Verhaltensforscherin Charlotte de Mouzon und ihr Kollege Gérard Leboucher (beide Université Paris Nanterre) eine kleine Pilotstudie durchgeführt, deren Ergebnisse dieser Tage im Fachblatt "Animal" veröffentlicht wurden. Als Versuchstiere dienten 18 Hauskatzen (acht Weibchen und zehn Männchen), die seit mindestens drei Jahren in einem Katzencafé "arbeiten". Je die Hälfte der Katzen kam aus Cafés in Toulouse und Bordeaux.

An ihnen testeten die beiden Fachleute insgesamt drei verschiedene Methoden, um die Aufmerksamkeit einer Katze zu erregen: mit visuellen Signalen, mit stimmlichen Signalen oder mit beidem. Zur Kontrolle wurde auch getestet, was ohne alle menschlichen Kommunikationsangebote passierte.

Widerlegte Hypothese

Ausgangshypothese der Forschenden war, dass bei Katzen eher akustische als visuelle Kommunikation zum Erfolg führt, da die Stubentiger für die Interaktion mit Menschen ja auch spezifische Vokalisationen entwickelt haben. Diese Vermutung konnte zumindest bei den Versuchen mit den 18 Versuchskatzen nicht bestätigt werden.

Die vierbeinigen Probandinnen und Probanden reagierten auf visuelle sowie kombinierte (also sowohl visuelle als auch akustische) Kommunikation deutlich schneller als auf rein akustische Signale. Bei den Kontrollversuchen, bei denen keinerlei Kontaktaufnahme versucht wurde, kam es übrigens besonders oft zu Schwanzwedeln. Sprich: Es scheint den Katzen Stress zu machen, wenn sie ignoriert werden und der Mensch es wagt, nicht mit ihnen kommunizieren zu wollen. (tasch, 11.5.2023)