Die Voest in Linz ist eines der Unternehmen, die frühzeitig Maßnahmen zur Senkung des CO2-Fußabdrucks gesetzt haben.

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Die fortschreitende Erderwärmung treibt nicht nur Menschen auf die Straße und radikalisiert den Protest; die Klimakrise wird nun auch in den Chefetagen von immer mehr Unternehmen als Gefahr gesehen.

"Der Klimawandel zählt zu den am schnellsten wachsenden Bedrohungen für europäische Unternehmen", sagt Rudolf Krickl, Österreich-Chef der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, im STANDARD-Gespräch. "Das Thema ist als Risikofaktor in der Wahrnehmung von den hinteren Rängen mittlerweile weit nach vorne gerückt."

Europaweite Befragung

Krickl untermauert seine Einschätzung mit Daten aus einer kürzlich fertiggestellten Studie. Dazu hat PwC insgesamt 1254 CEOs aus 20 EU-Mitgliedsstaaten befragt, auch aus Österreich. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre bereitet der Klimawandel 24 Prozent der europäischen CEOs Kopfzerbrechen und rangiert damit auf Platz fünf der größten Sorgen. Davor liegen die hohe Inflation sowie geopolitische Konflikte, die jeweils 30 Prozent der Unternehmenschefs als Bedrohung sehen, vor der makroökonomischen Volatilität (29 Prozent) und Cyberrisiken (28 Prozent).

Rudolf Krickl, seit Juli 2022 CEO für PriceWaterhouseCoopers (PwC) in Österreich.
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In Österreich gehen 28 Prozent der befragten heimischen CEOs davon aus, dass ihre Unternehmen in den nächsten fünf Jahren stark oder sehr stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden. Sie befürchten erhebliche finanzielle Verluste durch den Klimawandel. Neun Prozent nehmen an, dass sie kaum von den Auswirkungen betroffen sein werden.

EU-Regulatorik als Treiber

"Die Pandemie hat eine Bewusstseinsänderung bewirkt. War Nachhaltigkeit zuvor ein Thema der Marketingabteilungen, ist es jetzt vielfach Chefsache", sagt Krickl. Das treffe insbesondere auf berichtspflichtige Unternehmen zu. Bei der Geschwindigkeit im Durchsetzen von mehr Nachhaltigkeit könnten und müssten manche Unternehmen aber noch einen Zahn zulegen. Es sei nicht zuletzt auch die EU-Regulatorik, die als Treiber in Richtung mehr Nachhaltigkeit und Transparenz der Prozesse wirke. Krickl: "Die Unternehmen müssen wissen, was und wie sie messen sollen, bevor sie möglichst effizient entsprechende Maßnahmen setzen können."

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, hätten bereits neun von zehn Unternehmen in Österreich Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen umgesetzt bzw. arbeiteten daran. Das ist mehr als im Jahr davor, als 79 Prozent der Befragten solche Maßnahmen bestätigten. Damit liegt Österreich aktuell über dem europäischen Schnitt (75 Prozent) und deutlich vor der Region Asia Pazifik (APAC, 70 Prozent) und den USA (59 Prozent).

Klimafreundlichere Produkte

Zudem setzen knapp drei Viertel (71 Prozent) der einheimischen Unternehmen auf die Entwicklung neuer klimafreundlicher Produkte oder Verfahren sowie datengestützte Nachhaltigkeitsstrategien, um Emissionen zu reduzieren und Klimarisiken abzumildern. Das geht vom Einsatz erneuerbarer Energien bis zur Überarbeitung der Produktionstechnologie, was unterm Strich ebenfalls hilft, den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Hier liegt Österreich gleichauf mit dem EU-Schnitt (71 Prozent), aber deutlich vor den USA (50 Prozent) und der APAC-Region (65 Prozent).

(Günther Strobl, 9.5.2023)