Kinder unter sechs Jahren dürfen auch einmal probieren. Aber man sollte sie nie ohne Aufsichtsperson auf dem Trampolin lassen. Ihre koordinativen Fähigkeiten sind noch nicht ausgereift genug, deshalb ist die Verletzungsgefahr größer als bei älteren Kindern.

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Kinder wollen sich bewegen. Sie kicken den Fußball, spielen Fangen oder springen auf dem Trampolin. Das macht ihnen Spaß – außerdem ist tägliche und vor allem unterschiedliche Bewegung essenziell für das Großwerden. Es fördert die koordinativen Fähigkeiten, das Körperbewusstsein und auch den Gleichgewichtssinn. Außerdem powern sich die Kleinen dabei aus. Und ganz ehrlich, auch die Eltern sind froh, wenn der Nachwuchs abends müde ins Bett fällt und gleich schläft. Damit man nicht erst mühsam irgendwo hinfahren muss, haben viele Familien das Trampolin im eigenen Garten – auf dem Land hat man das Gefühl, dass auf fast jeder Wiese vor dem Haus gehüpft wird.

Auf den ersten Blick bringt so ein Outdoor-Trampolin auch viele Vorteile mit sich. Ist es einmal aufgebaut, hat man kaum noch Arbeit damit, die Kinder haben einen riesigen Spaß, und sie bewegen sich an der frischen Luft. Aber das Trampolinspringen birgt auch einige Risiken. Zahlen des Robert-Koch-Instituts in Deutschland zeigen, dass es eine der häufigsten Unfallquellen in Verbindung mit einem Sportgerät bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren ist. Aber auch die Älteren sind vor Verletzungen nicht gefeit. Bei den Elf- bis 13-Jährigen geht jede dritte Sportverletzung auf das Konto eines Trampolins.

Langsam beginnen

Das muss aber nicht unbedingt sein. Damit der Hüpf-Spaß nicht im Krankenhaus endet, können Eltern auf einige Dinge achten. Allen voran spielt das Alter eine wesentliche Rolle, erklärt der Kinderorthopäde Ulrich Scheibl aus Wien: "Ich würde so ein Trampolin erst für Kinder ab sechs Jahren empfehlen. Die koordinativen Fähigkeiten sind erst ab diesem Alter so weit, dass die Verletzungsgefahr deutlich sinkt." Das heißt nicht, dass die Kleineren nicht auch einmal probieren dürfen, aber dann ist es ratsam, dass immer eine erwachsene Person beim Trampolin steht und aufpasst.

Aber auch die größeren Kinder sollten nicht einfach wild drauflos hüpfen. Scheibl sagt: "Häufig passiert es, dass die Kids, gerade wenn das Trampolin neu ist, gleich mal zwei Stunden lang durchspringen. Das kann auch bei Kindern bereits zu Rückenschmerzen und anderen Beschwerden führen." Der Grund: Die untrainierte Rückenmuskulatur wird durch die ungewohnte Hüpfbewegung überbeansprucht. Dennoch kann der Orthopäde in diesem Fall beruhigen: "Bei Kindern sind dadurch keine bleibenden Schäden zu erwarten. Man muss einfach daran denken, dass auch das Trampolinspringen ein Training ist, das die Muskeln beansprucht. Und mit jedem Training sollte man langsam beginnen." Rund 20 Minuten sind zum Anfangen ideal.

Aufwärmen nicht vergessen

Um die Verletzungsgefahr so gering wie möglich zu halten, sollte immer nur ein Kind allein auf dem Trampolin springen. Und auch die Eltern sollten sich zurückhalten. "Ich habe auch schon gesehen, dass Erwachsene, die gemeinsam mit den Kids springen, auf den Arm des Kindes gefallen sind und dieser dann gebrochen war", sagt der Experte. Zu den häufigsten Unfallursachen durch das Trampolin zählen laut Scheibl Knochenbrüche, Gehirnerschütterungen und Prellungen. Wichtig sei auch, dass alles so gut wie möglich gesichert ist. "Ich empfehle auf jeden Fall ein Trampolin, das mit einem Netz rundherum vor dem Rausfallen schützt. Viele Knochenbrüche entstehen, weil die Kinder von einem hohen Trampolin herunterstürzen."

Trotz aller Gefahren betont der Kinderorthopäde, dass ein Trampolintraining durchaus positive Auswirkungen hat. "Ich habe mich lange gewehrt, aber mittlerweile haben wir auch so ein Gerät im Garten stehen. Wenn man es regelmäßig nutzt, verbessert sich die Gelenksmobilität, die Körperhaltung wird aufrechter, weil die Rückenmuskulatur gestärkt wird, und auch Koordination und Balance der Kinder werden auf spielerische Weise geschult." Wer dann mit seinen Kindern noch ein kleines Aufwärmprogramm macht, kann die Verletzungsgefahr zusätzlich reduzieren. (Jasmin Altrock, 18.5.2023)