Mit der Trennung der Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland vom Stromnetz endete in der Nacht vom 15. April die Ära der kommerziellen Stromerzeugung mit Atomkraftwerken in Deutschland.
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Deutschland schaltet gerade seine letzten Atommeiler ab. Das klingt eigentlich nicht ganz logisch angesichts des zunehmenden Bedarfs an elektrischem Strom, einerseits zur Versorgung der stark wachsenden Elektromobilität mit Energie, andererseits als Ersatz von Erdgas. Gleichzeitig werden Kohlekraftwerke weiter betrieben.

Nicht wirtschaftlich

Da wäre es doch nur konsequent, im Sinne der Klimarettung die weitgehend CO2-freie Atomkraft weiter zu nutzen. Die meisten Atomkraftwerke in Europa gehen aber dem Ende ihrer geplanten Nutzungsdauer entgegen oder sind schon drüber hinaus. Das macht sie gefährlich. Zugleich ist eine sicherheitstechnische Aufrüstung extrem kostspielig.

Aber allein aus marktwirtschaftlicher Sicht hat Atomkraft keine Zukunft: Sie ist die teuerste Art der Energiebereitstellung, nur mit extrem viel Steuergeld überhaupt bezahlbar. Das Interesse privater Investoren ist gering. Keine Versicherung will sie versichern.

Keine Erfolgsgeschichte

Nimmt man das Geld und steckt es in die Weiterentwicklung anderer Energieformen und Energiesparmaßnahmen, ist es möglich, wesentlich schneller den CO2-Ausstoß zu senken als mit der Aufrüstung alter und dem Bau neuer Atomkraftwerke.

Und eine Erfolgsgeschichte ist Atomkraft sowieso nicht: Trotz gewaltiger Lobbys im Hintergrund liegt ihr Anteil an der globalen Energieversorgung nur bei fünf Prozent. Das Einzige, was hier Strahlkraft hat, ist der Atommüll, den wir für Jahrtausende hinterlassen. Außerdem: Mit zunehmender Trockenheit wird es immer schwieriger, Atomkraftwerke zu kühlen. (Rudolf Skarics, 19.5.2023)