Captain Gugg hat es geschafft.

Foto: Julia Eder

Vor Gericht und auf hoher See sind wir allein in Gottes Hand. Aber es hätte schon mit dem Teufel zugehen müssen, wäre Michael Guggenberger nicht am Freitag in aller Früh mit seiner Biscay 36 Masttop Ketch namens Nuri in den Hafen von Les Sables-d’Olonne an der französischen Westküste eingelaufen – nach genau 249 Tagen, 17 Stunden, 46 Minuten und 17 Sekunden alleine auf See.

Der 45-jährige Wiener wurde als Drittplatzierter des Golden Globe Race gefeiert, der spektakulärsten Regatta für Einhandsegler nonstop um die Welt. An die 30.000 nautische Meilen (55.565 Kilometer) hat "Captain Gugg" seit dem Auslaufen aus dem Zielhafen am 4. September 2022 zurückgelegt. Schneller als der Österreicher war die Südafrikanerin Kirsten Neuschäfer, die bereits am 27. April angekommen ist. Am 29. April legte Abhilash Tomy aus Indien als Zweiter an. Elf von 16 gestarteten Booten erreichten das Ziel nicht.

Das Golden Globe Race, das erstmals 1968/69 ausgetragen wurde, stellt die bekanntere Einhandregatta Vendée Globe insofern in den Schatten, als die Skipper reine Selbstversorger sind und nur in Notfällen auf modernste Technik wie Satellitennavigation zurückgreifen dürfen. Das Konstruktionsdatum der Boote muss vor 1988 liegen.

Strapazen

Funkverbindungen zur Rennleitung und Sprechgelegenheiten an den vorgeschriebenen Anlaufpunkten vor Lanzarote, Kapstadt, Hobart und Punta del Este waren für Guggenberger die wenigen Kontakte zur Außenwelt. Krisensituationen wie die Flutung seines Cockpits infolge eines Sturms im Atlantik, der ihn zuletzt gut eine Woche gekostet hatte, garnierten die normalen abnormalen physischen wie psychischen Strapazen der Weltumsegelung.

Guggenberger hat sein Abenteuer praktisch frisch angetreten. Er segelt erst seit zwölf Jahren. 2016 erwarb der gelernter Zimmerer, der als Kulissen- und Requisitenbauer, Gastronom, Musikveranstalter, DJ und Masseur wirkte, ein erstes eigenes Boot. Bei der Verwirklichung des Lebenstraums Golden Globe Race halfen neben den Eltern Ilse und Franz vor allem fünf kleinere Sponsoren und ein Produzent von in Österreich ungemein beliebtem Dosenfisch. Dessen portugiesische Ware segelte ebenso mit um die Welt wie Sauerkraut, eine Brotbackform oder eine Discokugel, die den Skipper dazu animierte, zur Ablenkung hie und da das Tanzbein zu schwingen.

Landbeine muss sich Captain Gugg nach mehr als acht Monaten auf See jetzt erst wieder zulegen. (Sigi Lützow, 12.5.2023)