
Ottokar Gräbner: "Selbst an der Staffelei im Freien", Öl auf Leinwand.
Noch im vergangenen Landtagswahlkampf hatte der Salzburger ÖVP-Chef und Spitzenkandidat Wilfried Haslauer vor einem gesellschaftlichen und politischen Klima wie in den 1920er-Jahren gewarnt. Donnerstagabend eröffnete Haslauer in seiner Funktion als Landeshauptmann im Salzburger Privatmuseum Kunst der verlorenen Generation eine Ausstellung, die drastisch vor Augen führt, wohin dieses Klima führen kann. Tagsüber hatte Haslauer noch einen Regierungspakt mit der FPÖ verhandelt.
40 repräsentative Werke
Mit der Schau "Beyond Beckmann" präsentiert das von der Stiftung Heinz Böhme initiierte und auf während des Nationalsozialismus verfolgte, diffamierte und heute vergessene Maler und Malerinnen spezialisierte Privatmuseum rund 40 repräsentative Werke aus der Meisterklasse (1925–1933) von Max Beckmann an der Frankfurter Kunstschule. Es ist die erste Ausstellung in Österreich, die diesen Künstlern und Künstlerinnen gewidmet ist. Beckmann selbst durfte nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 nicht mehr ausstellen und ging ins Exil.
Sie alle sind durch den großen Namen ihres Lehrers Beckmann, die Zensur und die Diffamierung durch die Nationalsozialisten sowie auch durch die Zerstörung ihrer Werke weitgehend unbekannt geblieben. Die Werke bieten ein beklemmendes Bild, weniger wegen der ihnen innewohnenden Aussagen, mehr aufgrund der Lebensgeschichte ihrer Schöpfer: Selten wird auf derart gedrängtem Raum so deutlich, wie viel künstlerisches Potenzial durch den Irrsinn der Nazi und durch den von den Nazi entfesselten Weltkrieg zerstört worden ist.
Unbekannte Maler
Insgesamt hat Heinz Böhme in seiner über 600 Gemälde und Skulpturen umfassenden Sammlung der verlorenen Generation 101 Werke aus dieser Meisterklasse zusammengetragen. Die Ausstellung zeigt bisher unbekannte Beckmann-Schüler wie beispielsweise Ottokar Gräbner (1904–1972) oder Heinrich Friedich Steiauf (1908–1968).
Die Lebensgeschichten von Gräbner und Steiauf könnten stellvertretend für andere stehen: Gräbners Frühwerk ging zum Großteil verloren, seine Zeit in Frankfurt ist kaum rekonstruierbar – bis heute ist er nicht in den Kanon der modernen Kunstgeschichte eingegangen. Ähnlich auch Steiauf: Es ist wohl auch dem Museum Kunst der verlorenen Generation und den aufwendigen Archivarbeiten zu verdanken, diesen Künstlern eine Biografie zurückzugeben und wie im Fall Steiauf erstmals 25 seiner Bilder auch wieder in einen Sammlung zusammenzuführen. (Thomas Neuhold, 12.5.2023)