Eine Woche nach der Krönung von King Charles in London hat das Ereignis politische Folgen auf der anderen Seite des Planeten: der Außenminister Papua-Neuguineas ist am Freitag zurückgetreten. Justin Wayne Tkatchenko reagierte damit auf die heftig geführte Debatte über die Kosten, die der Besuch einer Delegation aus Papua-Neuguinea bei der Krönungsfeier verursacht hatte. Tkatchenko sagte, dass er in Rücksprache mit Premier James Marape zurücktrete, sein Parlamentsmandat aber behalte. Marape werde das Ministeramt vorerst selbst übernehmen.

Zwar wünsche er, dass die "Fehlinformationen und Lügen korrigiert" würden, doch wolle er sicherstellen, dass die Angelegenheit nicht zur Beeinträchtigung für die offiziellen internationalen Besuche Papua-Neuguineas in den kommenden Wochen werde, sagte Tkatchenko. Am 22. Mai sollen US-Präsident Joe Biden und Indiens Premierminister Narendra Modi einem Gipfeltreffen in Port Moresby beiwohnen. Bei dem Treffen wird auch der neuseeländische Premier Chris Hipkins anwesend sein. Für den seit Jänner regierenden Hipkins bedeutet der Termin die erste Amtsreise mit einem Fokus auf den Pazifik und auch das erste persönliche Treffen mit Biden.

Justin Wayne Tkatchenko ist infolge der Krönungsfeier von King Charles zurückgetreten.
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Dreißigköpfige Delegation

Bill Toraso, der leitende Beamte des Generalgouverneurs Papua-Neuguineas, dementierte vor zwei Tagen Berichte, wonach das Büro des Generalgouverneurs für die Reise nach London drei Millionen Kina (rund 755.000 Euro) ausgegeben habe. Zehn Mitarbeiter des Büros seien aber zusätzlich zu den zehn offiziellen Gästen nach London gereist. Zwei Beamte des Außenministeriums begleiteten Tkatchenko, der von Marape gebeten worden war, Papua-Neuguinea an seiner statt zu vertreten. Die insgesamt dreißigköpfige Delegation wurde von Generalgouverneur Bob Bofeng Dadae angeführt. Die Mitglieder der Delegation erhielten jeweils 50.000 Kina (rund 7.500 Euro), um die Kosten für Hotel und Flugtickets zu decken.

Ministertochter zelebriert Luxus

In den Fokus der medialen Berichterstattung über die Reisekosten geriet Tkatchenkos älteste Tochter Savannah, die ihn auf der Reise anstelle ihrer Mutter begleitete. Die in Queensland in Australien lebende Ministertochter – ihr Vater stammt ursprünglich aus Melbourne – hatte die Reise auf ihren Social-Media-Accounts zelebriert und damit den öffentlichen Zorn auf sich gezogen. Auf Tiktok postete sie ein Video über Luxuseinkäufe und den Flug nach Europa.

Das Video der Ministertochter ist auf Tiktok nicht mehr zugänglich, auf Youtube jedoch noch vorhanden.
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Ihr Vater hatte daraufhin in einem Interview mit dem australischen Sender ABC die Kritiker seiner Tochter als "primitive Tiere" bezeichnet. Seine Tochter habe in den im Video gezeigten Geschäften nichts gekauft. "Meine Tochter ist jetzt völlig am Boden zerstört. Sie ist traumatisiert von einigen der lächerlichsten und nutzlosesten Kommentare, die ich je gesehen habe", sagte er. "Eifersucht ist ein Fluch. Und wissen Sie, diese Menschen zeigen deutlich, dass sie in ihrem Leben nichts zu tun haben."

"Schlechte Wortwahl"

Marape erklärte am Freitag, diese Aussagen hätten auch ihn beleidigt und seien eine "schlechte Wortwahl" gewesen, doch Tkatchenko habe sich entschuldigt. Der Premier sagte in einer Stellungnahme am Freitag, er werde nun die Aufsicht über die Vorbereitungen für den Besuch von Biden, Modi und mehr als einem Dutzend Staatschefs der pazifischen Inseln übernehmen. Seinem Ex-Minister zollte er Lob für die Bereitschaft, das nationale Interesse an erste Stelle zu setzen. Er sprach an Tkatchenkos Familie gerichtet eine Entschuldigung für "die traumatische Erfahrung der letzten Tage" aus. "Keine Frau hat es verdient, so behandelt zu werden, wie Savannah in den letzten Tagen behandelt wurde", erklärte der Premier.

Die Krönung King Charles' wurde übrigens auch in Papua-Neuguinea gefeiert: In einem Stadion in Port Moresby fand eine abendliche Militärparade statt, um das neue Staatsoberhaupt zu ehren. Ganz nach britischer Tradition war die Veranstaltung in Port Moresby ebenso ein Opfer des Regens wie jene in London.

In Port Moresby wurde am Abend der Krönung Charles' eine Zeremonie für das neue Staatsoberhaupt abgehalten.
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Debakel um Luxusautos für Apec-Gipfel

Die Debatten um luxuriöse Verschwendung haben in Papua-Neuguinea eine längere Vorgeschichte. Für einen Apec-Gipfel im Jahr 2018 wurden mehrere Hundert Luxusautos für den Transport der Staatsgäste angeschafft, darunter auch vierzig Maserati Quattroporte und zahlreiche Luxusgeländewagen. Ein Großteil des Fuhrparks war nach Ende des Gipfels verschwunden. Die Maseratis waren zwar noch vorhanden, sorgten dennoch weiterhin für Streit: Schließlich erwiesen sie sich als Ladenhüter.


Für einen Apec-Gipfel im Jahr 2018 wurden vierzig Maseratis angekauft.
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Die auffälligen Viertürer waren für den Transport der Staatsgäste bestimmt.
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Der ursprünglich für die Planung des Apec-Gipfels zuständige Minister hieß übrigens Justin Tkatchenko. Er gehörte schon der Regierung unter Marapes Amtsvorgänger Peter O'Neill an. Um die Empörung der Öffentlichkeit wegen der Anschaffung der Luxuswagen zu beschwichtigen, erklärte Tkatchenko damals, die Fahrzeuge würden sich "wie die warmen Semmeln" verkaufen, doch drei Jahre später hatte die Regierung erst zwei der Autos anbringen können.

Gegen Pekings Hegemoniebestrebungen

Ein Besuch Bidens wäre der erste eines amtierenden US-Präsidenten in Papua-Neuguinea. Er hat auch einen persönlichen Aspekt: Schließlich waren zwei seiner Onkel im Zweiten Weltkrieg hier stationiert, einer von ihnen starb 1944 bei einem Flugzeugabsturz.

Ein Blick auf die Geschichte des pazifischen Kriegsschauplatzes zeigt die strategische Bedeutung der Lage Papuas. Auf die chinesische Expansionspolitik blickt auch die australische Regierung mit großer Sorge.

Joe Bidens Besuch in der Region ist Teil einer größeren diplomatischen Offensive der USA, um dem wachsenden Einfluss Pekings entgegenzutreten.
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Verteidigungsbündnis

Washington will in der Region seine diplomatischen Aktivitäten verstärken, um damit dem sich stetig ausbreitenden chinesischen Einfluss entgegenzutreten. Biden soll bei dem Besuch ein neues Verteidigungsbündnis mit Papua-Neuguinea unterzeichnen. In die Verhandlungen für den Vertrag war Tkatchenko eng eingebunden. Für Papua-Neuguinea bedeutet der Deal auch eine Verdoppelung der Entwicklungshilfe auf 32 Millionen US-Dollar, von denen 25 Millionen für Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels vorgesehen sind. In einer weiteren Vereinbarung wird der US-Küstenwache erlaubt, gemeinsam mit Vertretern Papua-Neuguineas an Bord Patrouillenfahrten in dem Gebiet durchzuführen. Ein weiterer Punkt ist die Nutzung der Satellitenüberwachung der Region, was es Port Moresby ermöglicht, gegen illegale Fischerei vorzugehen.

Erst im Vorjahr hat China ein Sicherheitsabkommen mit den benachbarten Salomonen abgeschlossen, die danach ein Moratorium über Schiffe der US-Küstenwache in ihren Gewässern verhängten.

Zu Washingtons diplomatischer Offensive gehören auch neue Botschaften auf den Salomonen und Tonga, weitere Botschaften in Vanuatu und Kiribati sollen folgen. Bidens Treffen mit den Staatschefs der Region soll die angekratzte Vertrauensbasis zwischen Washington und den Pazifikstaaten wiederherstellen. (Michael Vosatka, 12.5.2023)