Das Forum Kultur Ende Februar im Volkstheater wurde von knapp 800 Personen besucht. Die hohen Kosten u.a. für Gratis-Catering sorgen nun für Kritik.

Foto: BMKÖS/Johannes Zinner

Wien – Am 28. Februar dieses Jahres luden Kulturminister Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (beide Grüne) zu einem als "Forum Kultur" betitelten Branchentreffen ins Wiener Volkstheater. Einen Tag lang wurden bei Podiumsdiskussionen kulturpolitische Herausforderungen der Gegenwart diskutiert und Impulsvorträge gehalten. Künstlerische Beiträge rundeten das Programm ab. Das Ziel: In einem seit längerem laufenden Diskussionsprozess, den Andrea Mayer mit Vertreterinnen und Vertretern der Kulturbranche gestartet hat, sollten weitere Schritte in Richtung einer Kulturstrategie des Bundes gemacht werden, das heißt: Leitlinien ausformuliert werden, wohin sich die heimische Kulturpolitik entwickeln soll.

800 Besucherinnen und Besucher

Rund 4.000 Personen im ganzen Land, die sich im Rahmen dieses Dialogs beteiligt haben, erhielten schriftliche Einladungen für den Event, aber auch Interessierte, die keine Einladung erhielten, konnten sich im Netz gratis dafür anmelden. Rund 800 Personen folgten der Einladung und besuchten über den Tag verteilt das für die Veranstaltung angemietete Volkstheater. Zu Wort kamen dort neben Kogler und Mayer Leute aus Kulturmanagement, Wissenschaft, Kunst und Kultur. Für eine Keynote-Speech war der Starpianist Igor Levit zu Gast, künstlerische Beiträge kamen etwa von den Science Busters, dem Volkstheater oder dem Wiener Schmusechor.

186.000 Euro Kosten, davon 53.000 für Catering

Die hohen Kosten von 186.000 Euro thematisierte DER STANDARD schon damals. Nun wurde durch die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos an Kogler eine genauere Kostenaufstellung publik, die für Kritik sorgt. Während die Miete im Volkstheater mit rund 30.000 Euro noch moderat erscheint, sorgen vor allem die Kosten von 53.000 Euro für Catering im hauseigenen Café Liebling für Stirnrunzeln. Auch die Summen für die Moderation des Events – der Kabarettist Hosea Ratschiller und die Rapperin Yasmin Hafedh, bekannt als Yasmo, erhielten je 6.000 Euro – und die Beiziehung der Agentur section.a für Konzeption und Abwicklung des Events, die mit 37.000 Euro zu Buche schlug, stoßen den Kritikern auf.

Aufstellung der Kosten für das "Forum Kultur" in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung.
Foto: Screenshot Parlamentarische Anfragebeantwortung

Auf STANDARD-Nachfrage im Kulturstaatssekretariat heißt es, die Kosten hätten sich im Rahmen des Üblichen bewegt. Mit 53.000 Euro für Catering – immerhin 66 Euro pro Besuchenden – habe man durchaus kalkuliert. Verwiesen wird darauf, dass es sich um Verpflegung für einen ganzen Tag bis spätabends mit mehreren Mahlzeiten und Erfrischungen während der Pausen gehandelt hat. Die Entscheidung, Essen und Getränke gratis auszugeben, sei bewusst getroffen worden, um der durch die Pandemie geplagten Branche, die das Forum auch als Vernetzungstreffen wahrnahm, entgegenzukommen.

Angebote im "mittleren Bereich"

Bei den Kosten für die Moderation habe man mehrere Leute angefragt und verschiedene Angebote eingeholt. Mit 6.000 Euro pro Person habe man sich für ein Angebot entschieden, das sich im "mittleren Bereich bewegt" habe, heißt es. Die Agentur section.a sei ebenfalls nach dem Vergleichen verschiedener Angebote engagiert worden. Das Ministerium arbeite immer wieder mit der Agentur zusammen, wenn es darum gehe, Events zu organisieren, die vom Ressort allein neben der alltäglichen Arbeit nicht bewältigt werden könnten. Konkret sei section.a sehr stark mit der Auswahl, Anfrage und Betreuung der Künstler und Podiumsteilnehmerinnen befasst gewesen.

Die Kritik werde man zwar ernst nehmen, heißt es aus dem Staatssekretariat, betont wird aber, dass das Forum Kultur auch in Zukunft wieder stattfinden soll. Die Ergebnisse des Events werden derzeit ausgewertet und sollen in die Ausarbeitung der Kulturstrategie einfließen. (red, 12.5.2023)