Elektroautos spielen bei der CO2-Reduzierung eine große Rolle. Potenzial liegt vor allem in der Umstellung gewerblicher Fuhrparks. Private greifen weniger oft zur E-Variante, da diese noch teurer ist als Verbrenner.

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spielen auf dem Weg zur CO2-Reduzierung eine große Rolle. Doch noch gibt es bei der grünen E-Mobilität mehrere Hürden. Abgesehen vom Abbau der seltenen Erden für die Batterien fehlt es an flächendeckender Ladeinfrastruktur, und wie ausrangierte Batterien recycelt werden, ist auch noch offen. Dennoch wird auf E-Autos viel Hoffnung gesetzt. Verbrenner sollen in ein paar Jahren in der EU ja der Vergangenheit angehören.

Doch das weltweite Wachstum des Marktes für reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) verliert aufgrund geopolitischer Spannungen sowie erster Sättigungseffekte an Fahrt und bildet ein stabiles Plateau. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen "Electric Vehicle Sales Review" von der Strategieberatung PwC. Für den Report wurden die Neuzulassungszahlen in weltweit 19 ausgewählten Märkten ausgewertet. Im ersten Quartal 2023 wurden demnach weltweit 24,3 Prozent mehr BEVs zugelassen als im Vorjahreszeitraum.

Stabiles Niveau

In Österreich hat sich der Absatz von E-Autos nach einer Jahresendrally wieder entlang des langfristigen Aufwärtstrends eingependelt. Noch im Vorjahr verzeichnete Österreich mit insgesamt 34.165 verkauften reinelektrischen Fahrzeugen lediglich einen Zuwachs von 2,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Angesichts der deutlich spürbaren Erhöhung der Kaufprämien für BEVs wurden hierzulande allein im ersten Quartal 2023 um 56,8 Prozent mehr reinelektrische Autos verkauft als im Vorjahresquartal – dies entspricht einer Neuzulassung von 11.235 BEVs.

Vor allem in den österreichischen Fuhrparks setzen sich E-Fahrzeuge zunehmend durch. Die Zahl an gewerblich zugelassenen E-Autos ist besonders hoch: Mit rund 77,1 Prozent zählen Gewerbekunden wie Unternehmen und Gebietskörperschaften zu den häufigsten Besitzern von E-Autos – lediglich 22,9 Prozent entfallen auf Private.

"Allein im vergangenen Quartal wurden in Österreich mehr als drei Viertel aller E-Autos an Gewerbekunden verkauft. Fuhrparks sind damit wesentliche Stellschrauben für die österreichische Mobilitätswende und ein wichtiger Markt für die europäischen Autobauer", sagt Johannes Schneider, Partner bei PwC Strategy & Österreich.

Dass Privatpersonen noch selten zum E-Auto greifen, liegt auch am Preis. Denn die E-Fahrzeuge kosten noch immer deutlich mehr als Verbrenner. Hier möchte vor allem VW nun für Veränderung sorgen. Der Autohersteller hat angekündigt, einen preiswerten E-VW anbieten zu wollen, der rund 20.000 Euro kosten soll. "Ich halte das für eine lohnende Überlegung und ein sinnvolles Ziel für die Marke VW", sagt VW-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume zur Bild am Sonntag. Das günstigste VW-Elektroauto ist derzeit der Kleinwagen e-Up, dessen Listenpreis bei 30.000 Euro beginnt.

Modellvielfalt

"Für eine weitere Beschleunigung der E-Zulassungen wäre es wichtig, dass die Modellvielfalt wächst und die Autos schneller verfügbar sind", sagt Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich, zum STANDARD. Bei gewerblichen Kunden sei laut Reiter aktuell nämlich auch eine Zurückhaltung spürbar – das liege auch daran, dass es etwa noch enorme Angebotslücken im Segment der Kombis gibt, die sich im Job genauso gut nutzen lassen wie im Familienurlaub. "Auch offene Fragen bei steuerlichen Vorteilen und der weitere Ausbau der Infrastruktur seien Themen, die im Segment der gewerblichen Fuhrparks für längere Überlegungen sorgen. Doch das ist nicht der einzige Punkt, bei dem Reiter Aufholpotenzial sieht. "In Europa braucht es mehr Förderungen für die Batterieentwicklung, das würde den Markt beleben."

Markt fragmentiert sich

Weltweit zeichnet sich aufgrund protektionistischer Tendenzen eine immer stärkere Fragmentierung des E-Mobilitäts-Marktes ab. Südkorea etwa stützt heimische Hersteller mit Kaufprämien, Indonesien fördert regionale Marken mit steuerlichen Anreizen, und die USA stärken die heimische Autoindustrie über den Inflation Reduction Act. China weitet seine marktbestimmende Position immer mehr aus und manifestiert seine Unabhängigkeit von amerikanischen oder europäischen E-Auto-Herstellern.

Während die deutschen Autobauer ihre E-Neuzulassungen in China im ersten Quartal 2023 um 25 Prozent steigern konnten, blieben ihre Marktanteile im dortigen Markt mit vier Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konstant. Zugleich drängen chinesische Hersteller immer stärker auf den europäischen Markt. "Wichtig wäre es daher, Förderungen richtig einzusetzen, um Kunden die europäischen Hersteller schmackhaft zu machen und das Hereindrängen anderer Anbieter zu verzögern", fasst Reiter zusammen. (Bettina Pfluger, 15.5.2023)