Die Wiener Austria holte einen verdienten Erfolg im Wiener Derby.

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Die Mütter und das Wiener Fußball-Derby trotzten am Sonntag dem Sauwetter, Mütter, die von ihren Söhnen oder Töchtern in die Generali Arena geladen (gezwungen) wurden, waren doppelbelastet. Austria gegen Rapid ist aber schon einen Ausflug wert, vor vier Wochen gab es in Hütteldorf ein spektakuläres 3:3.

Die 340. Auflage des Klassikers stand unter eher armseligen Vorzeichen. Die Wiener Großklubs sind bundesweit zu Mittelklubs verkommen, es ging um den vierten Platz, der das Tor zum Europacup und zu damit verbundenen Einnahmen öffnet, allerdings nur zur dritten Qualifikationsrunde der Conference League. Bescheidenheit ist keine Zier. Rapid hatte vor dem Beisammensein zwei Zähler Vorsprung, wobei die Grün-Weißen seit zehn Derbys sieglos sind.

Trainer Zoran Barisic musste die verletzten Jonas Auer und Thorsten Schick vorgeben, Marco Grüll saß nur auf der Bank. Bei der Austria tat dies Matthias Braunöder, er war von einer Grippe geschwächt. Sein Trainer Michael Wimmer erwartete "einen Gegner, der auch gewinnen will, der bissig und gierig ist". Barisic bestätigte diese These. Die Wahrheit liegt selbstverständlich auf dem Platz. Und manchmal im strömenden Regen.

Rasanter Beginn

Bereits in der ersten Minute wurde es vor 14.703 Zuschauern (nicht ausverkauft) fast dramatisch, der vom Austrianer Dominik Fitz getretene Ball traf im Strafraum den leicht ausgestreckten Arm des Rapidlers Oliver Strunz, Schiedsrichter Alexander Harkam und der VAR gaben keinen Elfmeter, das war Geschmackssache. Die Gastgeber fanden etwas besser in die Partie, wobei den ersten Hochkaräter der Gast verbuchte. 14. Minute: Kapitän Guido Burgstaller schießt frei stehend aus sieben Metern Austrias Goalie Christian Früchtl immerhin sehr fest an. 20. Minute: Keeper Niklas Hedl und Verteidiger Michael Sollbauer halten im Kollektiv Haris Tabakovic im Zaum. Aber nur für kurze Zeit.

23. Minute: Eckball Fitz, Tabakovic wächst und wächst, köpfelt aus dem dritten Stock das 1:0. Für den 28-jährigen Schweizer war es das 15. Saisontor, das 16. folgte gleich. 27. Minute: Ein schnell vorgetragener Angriff der Austria, Rapid ist überfordert, Fitz legt quer auf Tabakovic, der macht aus kurzer Distanz das 2:0. Rapids Tabakovic heißt Burgstaller, der weiß auch und fast noch besser, wie es geht. 36. Minute: Einen spektakulären Doppelpass mit Denso Kasius über das halbe Feld vollendet der 34-Jährige elegant zum 2:1, Saisontor Numero 19. Halbzeitfazit: rassiges Derby, spielerische Vorteile für die Austria, speziell Fitz geigte. Die Mütter mussten ihr Kommen jedenfalls nicht bereuen. Es sei denn, sie sind Rapidlerinnen.

Nach der Pause wurde Rapid notgedrungen munterer und initiativer, Früchtl entschärfte gut angetragene Schüsse von Patrick Greil (56.) und Nicolas-Gerrit Kühn (57.). Bernhard Zimmermann ersetzte den gespenstisch harmlosen Ferdy Druijf. James Holland und Tabakovic verpassten die Vorentscheidung zugunsten der Austria, Martin Moormann rettete knapp vor der Linie.

Die Veilchen blieben das bessere Team, Hedl konnte über Fadesse nicht jammern, der Hammer von Andreas Gruber war eine Prüfung (75.). Burgstaller vergab die Ausgleichschance (86.), Tabakovic setzte den Schlusspunkt zum 3:1 (96.). Rapid setzte somit den Anti-Lauf fort, nun sind es schon elf sieglose Derbys. Das ist eine Bilanz des Schreckens, für die Austria eine der Freude. Zumal man nun den Lokalrivalen überholt hat und mit einem Punkt Vorsprung Vierter ist. Rapids Türl zum Europacup ist angelehnt, aber nicht ganz verschlossen. (Christian Hackl, 14.5.2023)

Fußball-Bundesliga (29. Runde) – Meistergruppe (7. Runde):

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 3:1 (2:1). Wien, Generali Arena, 14.703 Zuschauer, SR Harkam

Tore: 1:0 (23.) Tabakovic, 2:0 (27.) Tabakovic, 2:1 (36.) Burgstaller, 3:1 (96.) Tabakovic

Austria: Früchtl – Mühl, Martins, Meisl – Ranftl, Holland (80. Braunöder), Fischer, Leidner – Gruber (77. Jukic), Tabakovic, Fitz (85. Dovedan)

Rapid: Hedl – Kasius, Sollbauer, Wimmer, Moormann (85. Bajic) – Kerschbaum, Greil – Strunz (32. Grüll), Druijf (58. Zimmermann), Kühn – Burgstaller

Gelbe Karten: Holland, Fitz, Tabakovic bzw. Greil, Kühn, Kerschbaum