Das humane Papillomavirus löst Gebärmutterhalskrebs aus, ebenso wie Vaginal- und Peniskrebs. Impfen schützt.

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Es ist eine ganz klare Erfolgsgeschichte: Seit in Australien im Jahr 2007 die Impfung gegen das humane Papillomavirus (HPV) eingeführt wurde, sind rund 80 Prozent der Bevölkerung zwischen elf und 26 Jahren immunisiert. Die Fälle von Gebärmutterhalskrebs haben sich in der Folge drastisch reduziert, nun macht man sich berechtigte Hoffnung, dass das Zervixkarzinom durch die Kombination von Impfung und Früherkennung bis zum Jahr 2028 vollständig eliminiert werden kann.

Fünf weitere Krebsarten können durch HPV ausgelöst werden: Vulva-, Vaginal-, Penis-, Anal- und Rachenkarzinom. Gebärmutterhalskrebs ist nach Brustkrebs die zweithäufigste Krebsform bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. Pro Jahr erkranken in Österreich rund 400 Frauen neu daran, zwischen 130 und 180 sterben wegen des Karzinoms. Und auch die Vorstufen davon sind nicht zu vernachlässigen. Abgesehen vom psychischen Stress, den ein positiver PAP-Abstrich – er zeigt Veränderungen am Gebärmutterhals an – auslöst, ist auch die Behandlung nicht folgenlos. Bei der sogenannten Konisation wird das betroffene Stück der Zervix kegelförmig herausgeschnitten. Das verändert Form und Weite des Muttermunds und kann sich negativ auf eine spätere Schwangerschaft auswirken. Aus diesen Gründen, und weil das Beispiel Australien so herausragende Erfolge zeigt, wurde die Impfung im Februar 2023 auch in Österreich ins Gratisimpfprogramm aufgenommen, für alle Mädchen und Buben unter 21 Jahren.

Mittlerweile gibt es auch mehrere wissenschaftliche Studien, die die Wirkung der Impfung bestätigen. Eine schwedische Studie aus dem Jahr 2020 mit Daten von mehr als 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen zwischen zehn und 30 konnte zeigen, dass Frauen, die vor dem 17. Geburtstag geimpft wurden, ein um 88 Prozent geringeres Risiko hatten, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als ungeimpfte Mädchen und Frauen. Eine britische Studie aus dem Jahr 2021, die im New England Journal of Medicine erschienen ist, zeigt, dass sich bei geimpften jungen Frauen zwischen 20 und 30 Jahren die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs signifikant reduziert hat im Vergleich zu ungeimpften Frauen der gleichen Altersgruppe. Die Reduktion fiel umso größer aus, je jünger die Mädchen zum Zeitpunkt der Impfung waren.

Buben mitschützen

Gespritzt wird dabei ein Neunfach-Impfstoff, in diesem sind die Hochrisikostämme 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 enthalten sowie zwei Stämme, die Genital- und Anuswarzen auslösen. "Diese Stämme sind für 90 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich", erklärt Christine Bekos, Gynäkologin in der Wiener Praxisgemeinschaft Santé femme. Studien zeigen, dass die Schutzwirkung enorm ist, "vorausgesetzt, die Impfung wird vor dem ersten sexuellen und damit potenziellen Kontakt mit dem Virus verabreicht".

Aber auch wenn man bereits Kontakt mit dem Virus gehabt hat, schützt die Impfung, nur ist ihr Schutzeffekt dann nicht mehr ganz so stark. Beinahe jede sexuell aktive Person infiziert sich irgendwann im Laufe des Lebens mit HPV, viele auch mehrfach, in den allermeisten Fällen kann das Immunsystem das Virus erfolgreich eliminieren. Ist das nicht der Fall, erkennt man das – je nach Virusstamm – an Genital- oder Anuswarzen oder an Veränderungen an der Zervix.

Wichtig ist für einen breiten Schutz, dass Mädchen und Buben immunisiert werden. Denn auch Buben können ein durch HPV verursachtes Karzinom bekommen. Zahlen deuten darauf hin, dass HPV-positive Karzinome im Rachenraum bei Männern mittlerweile in der westlichen Welt häufiger sind als HPV-positive Zervixkarzinome. Und sie sind Überträger des Virus. "Nur wenn beide Geschlechter immunisiert sind, kann sich die volle Schutzwirkung entfalten", weiß Bekos.

Seit zwölf Jahren Sicherheit

Der Impfstoff gilt dabei als extrem sicher, so hat ihn auch die Weltgesundheitsorganisation bereits 2017 eingestuft. Er basiert auf virusähnlichen Partikeln, die von HPV-Oberflächenkomponenten gebildet werden. "Sie ähneln dem natürlichen Virus sehr und stimulieren den Körper zur Produktion von Antikörpern. Bei einer künftigen Konfrontation mit HPV binden sie das Virus und hindern es daran, die Zellen zu infizieren", erklärt Bekos. Die Partikel sind aber nicht infektiös, da ihnen die Virus-DNA fehlt. Trotzdem kursieren immer wieder Warnungen zu potenziellen Gefahren, wie etwa zu eingeschränkter Fruchtbarkeit.

"Es gibt umfassende Daten, die nach der Zulassung des Impfstoffs generiert wurden und die alle zeigen, dass das Vakzin sicher ist", betont Bekos. Immerhin zeigen mehr als zwölf Jahre Sicherheitsüberprüfung die extrem gute Verträglichkeit ohne schwerwiegende Nebenwirkungen. "Es besteht auch kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten bei Frauen, die nach der Impfung schwanger wurden, ebenso ist die Rate von Autoimmunerkrankungen wie etwa Multipler Sklerose nach der Impfung nicht erhöht im Vergleich zu Ungeimpften." Die häufigsten Probleme sind, wie auch bei anderen Impfungen, Schmerzen und lokale Symptome an der Einstichstelle. (Pia Kruckenhauser, 19.5.2023)