Anfang Juli 2022 war im Auftrag von Servus TV eine Episode von Bares für Rares Österreich aufgezeichnet worden, die nach ihrer Ausstrahlung Ende Jänner 2023 und anschließender Berichterstattung nicht ohne Folgen bleiben sollte. Denn der Anschein eines von Profis ausmanövrierten Privatbesitzers eines Bildes stand im Raum.

Konkret hatte Servus-TV-Experte Erich Tromayer ein Wilde Kaninchen im Grase betiteltes Gemälde des Künstlers Ferdinand von Rayski aufgrund des angeblich "sehr, sehr schlechten Zustands" und einer von ihm attestierten "unsachgemäßen Restaurierung" auf nur 500, allerhöchstens 600 Euro geschätzt. Das war nicht gerade die von Alexander S., einem 39-jährigen Familienvater aus Bad Vöslau, erhoffte Bewertung, die er als Laie jedoch zur Kenntnis nahm. Das Urlaubsbudget wollte aufgebessert werden.

Ein Servus-TV-Händler zahlte 550 Euro für ein Bild, das später im Dorotheum rund 43.500 Euro erzielte.
Foto: Screenshot Der Standard

Vom TV-Studio in den Auktionssaal

Das Interesse der Riege der Servus-TV-Händler hielt sich, mutmaßlich aufgrund des Befundes ihres Expertenkollegen, in Grenzen. Der im oberösterreichischen Hörsching angesiedelte Antiquitätenhändler Markus Kral bot ihm schließlich 550 Euro, und der Niederösterreicher willigte ein. Er konnte nicht ahnen, dass weder der monierte Zustand des um 1860 geschaffenen Werkes noch der geringfügige Wert einer korrekten Einschätzung entsprachen.

Den Beleg dafür lieferte das Dorotheum, wo das (unrestaurierte) Bild – noch vor der Ausstrahlung der Episode – Mitte Dezember mit einem Schätzwert von 3000 bis 4000 Euro bei einer Onlineauktion angeboten wurde. Vor allem das Interesse aus dem Herkunftsland des Künstlers erwies sich als enorm. Manch einer fühlte sich wohl an ein anderes Hasenbild Ferdinand von Rayskis im Bestand der Galerie Neue Meister in Dresden erinnert.

Satter Gewinn für Servus-TV-Händler

Prompt wechselte das Bild zu einem deutschen Privatsammler: für einen Nettozuschlag von 34.000 Euro (43.520 Euro inkl. Aufgeld) und damit einen Weltrekord für ein Werk des Künstlers, der überaus deutlich von der Schätzung des TV-Experten abwich. Wer sich über den Profit freuen durfte, war vorerst unklar. Auf STANDARD-Anfrage erklärte Markus Kral, er habe das Bild kurz nach der Aufzeichnung für 2000 Euro an einen Zwischenhändler abgetreten, der somit wohl an die 27.000 Euro verdient haben dürfte, wie er vorrechnete. Der Servus-TV-Händler musste es wissen, war er es doch selbst gewesen, der das Dorotheum keine drei Wochen nach der Aufzeichnung mit der Versteigerung beauftragt hatte, wie sich später herausstellte.

Außergerichtliche Einigung

Alexander S. entschloss sich zu rechtlichen Schritten und focht über einen Anwalt den Verkauf an: wegen Irrtums und wegen der "Verkürzung über die Hälfte" des "wahren Wertes" (Laesio enormis). Mit Erfolg, wie jüngst auf Anfrage bei dem Familienvater in Erfahrung zu bringen war.

Denn ein hinzugezogener Gutachter hatte dem Gemälde einen Verkehrswert in einer Größenordnung von 5000 bis 10.000 Euro bescheinigt. Ein darüberliegender Wert fiele dagegen in die Kategorie "besondere Vorliebe". Die Einigung mit dem Servus-TV-Händler erfolgte außergerichtlich. Zu Details wurde zwischen den Parteien Stillschweigen vereinbart. Dem Vernehmen nach soll der Niederösterreicher einen Betrag im oberen vierstelligen Bereich überwiesen bekommen haben. (Olga Kronsteiner, 22.5.2023)