Es ist der größte Parfum-Werbedeal, den ein männlicher Promi bisher an Land ziehen konnte. Rund 20 Millionen Dollar soll die Luxusmarke Dior dem Hollywoodstar Johnny Depp zahlen. Dafür wird er drei weitere Jahre in Werbekampagnen für das Parfum Sauvage zu sehen sein. Seit 2015 ist er das offizielle Gesicht für den Topseller-Duft von Dior. Nur während des medial begleiteten Gerichtsprozesses gegen Ex-Frau Amber Heard, in dem sich die beiden gegenseitig missbräuchliches Verhalten vorwarfen und Johnny Depp schließlich freigesprochen wurde, pausierte Dior die Kampagne mit dem Schauspieler.

Trotz Freispruchs für Depp hat dessen Image ordentlich gelitten. Die Cancel-Culture ist anscheinend aber doch nicht so weit verbreitet, wie das von manchen Menschen oft behauptet wird. Denn sonst hätte sich Dior wohl einen neuen Werbeträger für Sauvage gesucht. Aber die zur LVMH-Gruppe gehörende Marke bleibt ihrem Testimonial treu. Der Name des Duftes bedeutet auf Deutsch übrigens "Wild". So gesehen passt Johnny Depp mit diversen Eskapaden rund um Alkohol- und Drogenmissbrauch und dem öffentlich ausgetragenem Rosenkrieg ja ganz gut.

Johnny Depp.
Foto: Patricia DE MELO MOREIRA / AFP

Androgynes Männerbild

Weniger wild geht's bei der Konkurrenz zu. Auch Chanel ging vor kurzem einen Parfum-Werbedeal mit seinem Superstar ein. Timothée Chalamet wird Testimonial für den Duft Bleu de Chanel. Der US-amerikanisch-französische Schauspieler ist bekannt für seinen androgynen Look. Zugegeben, auch Johnny Depp bedient sich gerne femininer Attribute, schminkt seine Augen zum Beispiel immer wieder mit viel Kajal.

Aber Timothée Chalamet geht noch einige Schritte weiter, tritt auf dem Roten Teppich in Paillettenbesetzten Sakkos oder rückenfreien Oberteilen auf. Von einem Paradigmenwechsel im Männerbild der Luxusmarken ist in einigen Medien zu lesen. Und tatsächlich: Everybody‘s Darling und Gucci-Testimonial Sänger Harry Styles spielt modisch gerne mit Geschlechterzuschreibungen, und Brad Pitts Tage toxischer Männlichkeit à la "Fight Club" sind längst vorbei. Heute trägt er auch schon mal Röcke.

Wie weitgreifend die Auswirkungen auf den Alltag tatsächlich sind, bleibt abzuwarten, und Männer dürfen sich natürlich auch weiterhin konventionell kleiden und klassische Herrendüfte wie Sauvage tragen. Keine Sorge, liebe Männer, Sie werden deswegen nicht gecancelt. (red, 22.5.2023)

Timothée Chalamet.

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