Matthias Jaissle und seinen Bullen fehlt nur noch ein Sieg für das nächste Halleluja. Der zehnte Meistertitel en suite kann bereits am Sonntag mit einem Erfolg gegen Sturm fixiert werden.

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Bundesliga, Meistergruppe im Ticker: Rapid vs. LASK und Klagenfurt vs. Austria, So., 14.30 Uhr – Salzburg vs. Sturm ab 17 Uhr

Salzburg/Graz/Wien – In Wals-Siezenheim steigt am Sonntag (17.00 Uhr/live ORF 1, Sky) das vorweggenommene Finale um die österreichische Fußball-Meisterschaft. Gewinnt Red Bull Salzburg das Heimspiel gegen Sturm Graz, ist dem Titelverteidiger der zehnte Triumph en suite nicht mehr zu nehmen. Setzen sich die Grazer durch, besteht für sie noch die Chance auf das Double. "Wir haben es uns hart erarbeitet, den Sack am Sonntag zumachen zu können", sagte Salzburg-Trainer Matthias Jaissle.

"Wir haben die Chance, mit einem Sieg frühzeitig Meister zu werden. Die Vorfreude ist riesig", stellte der Deutsche klar und ergänzte: "Ich hoffe, dass wir an die Trainingswoche anknüpfen können. Die Jungs sprühen vor Energie." Für Salzburg wäre es der insgesamt 17. Titel, die nationale Serie würde mit zehn Meisterschaften fortgeschrieben werden. "Zehn Titel in Folge zu gewinnen, wäre schon eine herausragende Geschichte", meinte Sportdirektor Christoph Freund.

Aktuell haben die Bullen drei Zähler Vorsprung auf den Cupsieger aus der Steiermark. "Es gibt nicht oft in Österreich so ein Spiel, dass der Erste gegen den Zweiten im direkten Duell so kurz vor Schluss aufeinander trifft und die Möglichkeit besteht, dass eines der Teams Meister werden kann. Jetzt wollen wir uns für die letzten Wochen und Monate am Sonntag belohnen", sagte Freund. Salzburg ist seit 40 Heimpartien in der Liga ungeschlagen. Der Meistersekt sei trotzdem noch nicht eingekühlt, beteuerte Freund.

Die Saisonbilanz spricht für den Herausforderer, feierte Sturm doch inklusive Cup-Semifinale bisher zwei Siege und holte ein Unentschieden. Bewerbsübergreifend haben die Grazer von den vergangenen fünf Partien gegen den Dauer-Champion nur eine verloren – das war das 0:2 in Graz beim jüngsten Aufeinandertreffen am 23. April. Eine Niederlage am Sonntag, und das Rennen wäre vorzeitig beendet. Denn selbst wenn die Jaissle-Truppe die sechs Punkte Vorsprung in den zwei Schlussrunden noch herschenken würde, Salzburg würde am Ende wegen der nach dem Grunddurchgang erfolgten Abrundung vorgereiht.

Besonderen Druck empfinde er vor dem Spitzenspiel keinen, betonte Jaissle und sagte: "Es ist ein Privileg, um die Meisterschaft spielen zu können." Grundvertrauen in die Fähigkeiten seiner Mannschaft bezieht der 35-Jährige auch daraus, dass Salzburgs 1:2-Niederlage gegen Sturm in der 2. Runde am 30. Juli 2022 die einzige in der Bundesliga-Saison blieb. Seit damals sind die Mozartstädter ungeschlagen. Und ohne Punkteteilung hätte man 70 Zähler auf dem Konto und sieben Punkte Vorsprung auf die Grazer, wie Freund erinnerte.

Fest steht, dass Salzburg auch in der entscheidenden Phase der Meisterschaft einen wegen zahlreicher Verletzungen ausgedünnten Kader kompensieren muss. Immerhin kehren am Wochenende die zuletzt gesperrten Strahinja Pavlovic und Nicolas Capaldo zurück. Andreas Ulmer ist zwar fit, wird den Part des Linksverteidigers aber wohl Bernardo überlassen. Hinter der Sechser-Position steht noch ein Fragezeichen, da Lucas Gourna-Douath unter der Woche mit Oberschenkelproblemen kämpfte. Sturm-Trainer Christian Ilzer hat dagegen nahezu die ganze Mannschaft an Bord.

"Positive Energie" bei Rapid

Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge und sechs sieglosen Partien muss Rapid am Sonntag (14.30 Uhr) im Heimspiel gegen den LASK zurück in die Spur finden – ansonsten droht eine Saison-Verlängerung oder sogar das Verpassen des internationalen Geschäfts. Drei Runden vor Schluss liegen die Hütteldorfer nur auf Platz fünf, der das Antreten im Europacup-Play-off und damit zwei weitere Spiele bedeutet.

Sollte Grün-Weiß in der Meistergruppe noch auf Rang sechs abrutschen, könnte man sich 2023/24 ausschließlich auf nationale Aufgaben konzentrieren. Nicht zuletzt deshalb war Trainer Zoran Barisic bemüht, Optimismus zu verbreiten. "Wir werden versuchen, unseren Plan durchzuziehen. Wir wollen gewinnen, dabei eine gute Leistung bringen und die Fans positiv und gut unterhalten", kündigte der Wiener an.

Über 17.000 Fans haben sich bisher Tickets für das Duell mit dem Tabellendritten gesichert. Es erscheint durchaus möglich, dass einige von ihnen ihr Missfallen über die jüngsten Auftritte äußern. Zuletzt gab es nach dem 1:3 im Derby "Wir haben die Schnauze voll"-Rufe. "Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft voll unterstützt wird", sagte Barisic.

Die Niederlage gegen die Austria sei aufgearbeitet worden, es herrsche wieder eine "positive Energie" innerhalb des Teams. "Wir wissen, dass wir zuletzt zu Hause immer sehr gute Leistungen gezeigt haben. Wir werden mit sehr viel Mut und Zuversicht an das Spiel herangehen", meinte Barisic und betonte: "Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft den Turnaround erwischt hat."

Der 52-Jährige kann wieder auf die genesenen Jonas Auer und Thorsten Schick zurückgreifen, beim LASK kommt der zuletzt beim 0:1 gegen Red Bull Salzburg gesperrt gewesene Robert Zulj retour. Die Linzer wären schon bei einem Punkt am Sonntag zumindest Dritter und damit fix in einer Europacup-Gruppenphase.

Trainer Dietmar Kühbauer hat sich an seiner alten Wirkungsstätte viel vorgenommen. "Im Saisonfinish gilt's jetzt noch einmal alles abzurufen, was wir im Tank haben. Wir freuen uns am Sonntag auf ein Spiel vor toller Kulisse und wollen aus Hütteldorf etwas mitnehmen. Wir haben in dieser Saison schon oft bewiesen, dass wir in solchen Partien bestehen können – das wollen wir auch diesmal wieder bestätigen", erklärte der Burgenländer.

Austria sinnt auf Revanche in Klagenfurt

Mit dem Derby-Erfolg im Gepäck geht die Austria im Hoch in die entscheidenden Runden. Der von Rapid eroberte vierte Tabellenplatz – gleichbedeutend mit dem Start in der Qualifikation zur Conference League – soll nicht mehr abgegeben werden. In der drittletzten Runde sind die Favoritner am Sonntag (14.30 Uhr) bei der Austria aus Klagenfurt zu Gast. Die Austria ist gewarnt: Der Namensvetter entschied das jüngste Duell in Wien mit 2:1 für sich.

"Wir müssen das Selbstvertrauen und die Energie aus dem Derbysieg nach Klagenfurt mitnehmen", sagte Austria-Trainer Michael Wimmer. Die in letzter Minute per Elfmeter kassierte Heimniederlage gegen Klagenfurt soll sich nicht wiederholen. Haris Tabakovic und Dominik Fitz waren gegen die damals wie heute sechstplatzierten Kärntner aufgrund von Sperren nicht dabei. Das Offensivduo zauberte die Veilchen jüngst zum 3:1 gegen Rapid, Tabakovic schoss alle drei Tore. Der bei 17 Saisontoren haltende Schweizer traf auch in jedem der fünf letzten Auswärtsspiele der Austria.

Für Peter Pacult ist die Ausgangslage deshalb nun eine andere als vor vier Wochen. "Damals haben ihnen mit Tabakovic und Fitz wichtige Leute gefehlt. Jetzt kommen sie mit einer breiten Brust", meinte Klagenfurts Trainer. Pacult erinnerte in diesem Zusammenhang an den Frühjahrsauftakt. Beim 1:3 seiner Elf gegen die Austria kam Tabakovic in der 23. Minute für den verletzten Fitz aufs Feld und legte mit einem Doppelpack den Grundstein zu seiner Torserie im neuen Jahr.

Klagenfurt ist Sechster, hat aber noch alle Chancen, als Fünfter ins Europacup-Play-off vorzustoßen. Selbst Platz vier wäre mit einem Heimsieg gegen die Austria noch möglich. Auch Rapid wird in der letzten Runde noch am Wörthersee Halt machen. Zwischen den Spielen gegen die Wiener Großklubs ist Klagenfurt in Salzburg im Einsatz.

Pacult wollte noch nicht allzu weit nach vorne blicken. Sein Team mache es "für unsere Möglichkeiten ganz ordentlich", stellte er grundlegend fest. Verbesserungspotenzial gebe es im Spiel nach vorne. Gegen die Austria könnten Standardsituationen wieder wichtig werden. 19 Tore hat Klagenfurt in dieser Saison aus ruhenden Bällen geschossen – Höchstwert in der Liga. Austrias Wimmer ist sich dieser Gefahr bewusst. Die Wiener wollen "zielstrebig nach vorne spielen und das Tempo hoch halten". (APA, red, 19.5.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu den Spielen der 30. Fußball-Bundesliga-Runde (live auf Sky Sport Austria):

Meistergruppe (8. Runde) – Sonntag:

SK Rapid Wien – LASK (Wien, Allianz Stadion, 14.30 Uhr, SR Hameter). Bisherige Saisonergebnisse: 1:2 (a), 1:0 (h), 1:3 (a)

Rapid: Hedl – Schick, Sollbauer, K. Wimmer, Auer – Kerschbaum, M. Oswald – Grüll, Greil, Kühn – Burgstaller

Es fehlen: Querfeld (Bänderriss im Knie), Hofmann, Dibon (beide rekonvaleszent bzw. im Aufbautraining), Pejic (angeschlagen)

LASK: Schlager – Stojkovic, Ziereis, Luckeneder, Renner – Horvath, Michorl – Flecker, Zulj, Nakamura – Mustapha

Es fehlen: Anselm, Boller, Letard, Taoui, Wiesinger (alle verletzt bzw. im Aufbautraining)

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SK Austria Klagenfurt – FK Austria Wien (Klagenfurt, 28 Black Arena, 14.30 Uhr, SR Jäger). Bisherige Saisonergebnisse: 3:3 (h), 1:3 (a), 2:1 (a)

Klagenfurt: Menzel – Gkezos, Mahrer, N. Wimmer – Blauensteiner, Demaku, Wernitznig, Cvetko, Schumacher – Irving, Soto

Es fehlen: Benatelli (gesperrt), Binder (Adduktoren), Arweiler (im Mannschaftstraining)

Austria: Früchtl – Mühl, Martins, Meisl – Ranftl, Braunöder, Fischer, Leidner – Fitz – Gruber, Tabakovic

Es fehlen: Galvao (im Mannschaftstraining), El Sheiwi, Huskovic, Wustinger (alle rekonvaleszent), Raguz (Reha)

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FC Red Bull Salzburg – SK Sturm Graz (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 17.00 Uhr/live Sky und ORF 1, SR Altmann). Bisherige Saisonergebnisse: 1:2 (a), 0:0 (h), 2:0 (a). Cup-Viertelfinale: 1:1 n.V., 4:5 im Elferschießen (h)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Bernardo – Seiwald – Capaldo, Koita, Kameri – Adamu, Sesko

Es fehlen: Sucic, Guindo, Onguene (alle Knie), Fernando, Omoregie (beide Rücken), Okafor (Mittelfuß), Tijani (Schulter)

Fraglich: Gourna-Douath (Oberschenkel)

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg – Gorenc-Stankovic – T. Horvat, Kiteishvili, Prass – Sarkaria, Emegha

Es fehlen: Ajeti, Borkovic (beide Muskelverletzungen), Ingolitsch (Wadenbein)

Fraglich: Schnegg (Schulter)