Jamal Musiala muss mit Bayern um die Meisterschaft bangen.

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Berlin – Der FC Bayern hat den deutschen Meistertitel nicht mehr in eigener Hand. Die Münchner mussten sich am Samstag am 33. Spieltag RB Leipzig mit 1:3 geschlagen geben. Borussia Dortmund, derzeit einen Punkt hinter Bayern, kann damit am Sonntag (17:30 Uhr) mit einem Sieg in Augsburg Platz eins übernehmen. Am letzten Spieltag trifft dann der BVB daheim auf Mainz, Bayern gastiert in Köln.

Serge Gnabry (25.) brachte die Münchner plangemäß voran. Aber ÖFB-Legionär Konrad Laimer erzielte in der 65. Minute den Ausgleich. Christopher Nkunku (76.) und Dominik Szoboszlai (86.) fixierten jeweils per Elfmeter den Endstand.

Wenige Stunden zuvor wurde der Abstieg von Hertha BSC besiegelt. Das Schlusslicht aus Berlin kann nach einem Heim-1:1 gegen den VfL Bochum nicht mehr das rettende Ufer erreichen. Erstklassig bleibt hingegen Hoffenheim durch ein 4:2 vor eigenem Publikum gegen Union Berlin. Auf dem Relegationsplatz liegt Schalke nach einem 2:2 daheim gegen Eintracht Frankfurt, Bochum hat einen Punkt mehr auf dem Konto.

Werder Bremen und der 1. FC Köln trennten sich 1:1, wobei Romano Schmid das Tor der Hanseaten erzielte und damit erstmals in der Bundesliga anschrieb. Bereits am Freitag hatte sich Freiburg vor eigenem Publikum gegen Wolfsburg mit 2:0 durchgesetzt.

Leipzig dreht Spiel in München

Lange Zeit hatten die Bayern eine Hand an der Meisterschale. Vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena sorgte Serge Gnabry in der 25. Minute mit einem scharfen Schuss ins kurze Eck via Stange für das 1:0. Die Bayern hatten Spiel und Gegner im Griff – bis Leipzig knallhart zurückschlug. Der mutmaßliche Bayern-Zugang und ÖFB-Teamspieler Laimer erzielte bei einem Konter nach einem abgewehrten Münchner Eckball den Ausgleich (65.).

Und es kam noch ärger für den Tabellenführer: Nkunku verwandelte nach einem Foul seines Landmanns Benjamin Pavard an ihm den fälligen Elfmeter (76.). Und es folgte noch ein Strafstoß. Diesmal verwandelte Szoboszlai nach einem Handspiel von Bayern-Verteidiger Noussair Mazraoui (85.). Leipzig löste mit dem Sieg vorzeitig als Tabellendritter das Champions-League-Ticket.

Leipzigs Konrad Laimer (Mitte) lässt sich nach seinem Treffer von seinen Teamkollegen feiern.
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Danach meinte Laimer im "Sky"-Interview: "Wir sind nicht gut gestartet, aber haben dann gemerkt, dass wir zu unseren Chancen kommen. Die haben wir dann gemacht und nicht unverdient gewonnen." Auf die Frage, ob er nach dieser Saison zu den Bayern wechsle, sagte der ÖFB-Internationale: "Schauen wir mal."

Bayern Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn zeigte sich kämpferisch. "Mein Glaube ist immer da. Ich werde den Teufel tun und hier irgendwas abschenken", sagte der Ex-Goalie. "Es ist bitter. Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand. Aber noch ist es nicht vorbei. Es ist vorbei, wenn der Schiedsrichter unser Spiel am kommenden Samstag in Köln abgepfiffen hat."

Trainer Thomas Tuchel wirkte ratlos. "Ich habe keine Erklärung, wie so etwas passieren kann." Er prangerte das Verhalten der Spieler wie beim ersten Gegentreffer an. "Wenn du in New York über die Straße gehst, gehst du anders, als wenn du in Bogenhausen über die Straße gehst. Wenn du ohne zu gucken gehst, wirst du überfahren", so Tuchel.

Hertha-Herz in der 94. Minute gebrochen

Die Hertha durfte dank des 1:0 von Lucas Tousart (63.) lange hoffen. In der 94. Minute jedoch besiegelte ein Kopfball von Bochums Keven Schlotterbeck nach Eckball von Kevin Stöger den siebenten Abstieg des Hauptstadt-Clubs. Der VfL hat nun einen Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Letztmals hatte Hertha in der Saison 2011/12 den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen. In der Vorsaison hatte sich die Alte Dame erst über die Relegation gerettet. Der Abstieg verschärft die großen strukturellen Probleme des Vereins. Aufgrund der bedrohlichen Finanzlage bei Hertha ist aktuell die Lizenz in Gefahr. Bis zum 7. Juni muss der Verein bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Finanzierung für die kommende Saison nachweisen.

Enttäuschung bei Herthas Dodi Lukebakio.
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In Sinsheim schoss Ihlas Bebou die Gastgeber in der 22. Minute in Führung. 14 Minuten später holte Christoph Baumgartner einen Elfmeter heraus, den Andrej Kramaric (36.) zum 2:0 im Tor unterbrachte. Beim 1:2-Anschlusstreffer der Berliner durch Danilho Doekhi (45.+4) besorgte Christopher Trimmel per Corner die Vorarbeit. Der Burgenländer war bis zur 69. Minute im Einsatz, Baumgartner wurde vier Minuten früher ausgetauscht. Er sah im Finish weitere Tore von Kramaric (89.) und Munas Dabbur (99.) beziehungsweise Aissa Laidouni (95.).

Assistmaschine Kainz

Baumgartners ÖFB-Teamkollege Florian Kainz bereitete in Bremen mit einer Maßflanke von der rechten Seite die Kölner Führung durch Steffen Tigges (36.) vor. Dejan Ljubicic war zu diesem Zeitpunkt wegen der eminenten Gefahr einer Gelb-Roten Karte bereits ausgewechselt. Kainz hat nun in jedem seiner jüngsten drei Bundesliga-Einsätze einen Assist verbucht. Laut dem Datenanbieter Opta erreichte der in der 78. Minute ausgewechselte Steirer als erster Köln-Profi seit Beginn der Datenerfassung 2004/05 die Marke von zehn Assists in einer Saison.

Für den Ausgleich sorgte der zur Pause eingetauschte Schmid in der 73. Minute aus kurzer Distanz und spitzem Winkel. Der Österreicher, dessen Clubkollege Marco Friedl über die komplette Matchdauer im Einsatz war, jubelte über sein erstes Bundesliga-Tor überhaupt.

Ebenfalls unentschieden endete das Aufeinandertreffen zwischen Schalke und Oliver Glasners Eintracht. Die "Königsblauen" retteten nach Treffern von Simon Terodde (1.) und Sebastian Polter (85.) beziehungsweise Daichi Kamada (21.) und Tuta (59.) vor Heimpublikum ein 2:2 und hatten Glück, dass beim Stand von 1:2 ein Elfmeter für die Gäste vom VAR aus zweifelhaften Gründen zurückgenommen wurde. Schalke rangiert auf dem Relegationsplatz, einen Punkt hinter Bochum und zwei Zähler vor dem Vorletzten Stuttgart, der am Sonntag in Mainz antritt.

Darmstadt steigt auf

In der 2. Bundesliga hatte Darmstadt am Freitag durch ein 1:0 gegen Magdeburg die Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. Der Zweite Heidenheim gewann am Samstag am vorletzten Spieltag gegen den nunmehrigen Fixabsteiger SV Sandhausen mit 1:0 und liegt damit weiterhin einen Punkt vor dem einzigen Verfolger HSV, der im Abendspiel SpVgg Greuther Fürth daheim mit 2:1 bezwang. Platz zwei bedeutet den Fixaufstieg, Platz drei die Relegation. (APA, sid, red, 20.5.2023)

Ergebnisse Deutschland – Bundesliga – 33. Runde:

Freitag
SC Freiburg – VfL Wolfsburg 2:0 (0:0)
Freiburg: mit Lienhart, Gregoritsch Ersatz; Wolfsburg: Wimmer bis 57., Pervan Ersatz

Samstag
Hertha BSC – VfL Bochum 1:1 (0:0)
Bochum: mit Stöger

Schalke 04 – Eintracht Frankfurt 2:2 (1:1)
Schalke: Langer Ersatz, ohne Greiml; Frankfurt: Trainer Glasner

Werder Bremen – 1. FC Köln 1:1 (0:1)
Bremen: mit Friedl, Schmid ab 46., Tor zum 1:1/73.; Köln: Kainz bis 78., Ljubicic bis 33.

TSG Hoffenheim – Union Berlin 4:2 (2:1)
Hoffenheim: Baumgartner bis 65.; Union: Trimmel bis 69.

Bayern München – RB Leipzig 1:3 (1:0)
Leipzig: mit Laimer (Tor zum 1:1/64.), Schlager Ersatz

Sonntag
FSV Mainz 05 – VfB Stuttgart 15.30
FC Augsburg – Borussia Dortmund 17.30
Bayer Leverkusen – Borussia Mönchengladbach 19.30