Deutsche Medien berichten über angebliche neue Spuren im Fall der gesprengten Gaspipelines Nord Stream 1 und 2. Diese würden in die Ukraine führen, heißt es unisono in den höchst spekulativen Meldungen von "Süddeutscher Zeitung", NDR, WDR und deren internationalen Medienpartnern "Expressen" aus Schweden, "Berlingske" aus Dänemark und "Frontstory" aus Polen. Offizielle inhaltliche Stellungnahmen der ermittelnden Behörden aus Deutschland, Dänemark und Schweden erhielten die Medien nicht.

Die Medien spekulieren in ihren Berichten sowohl über eine Racheaktion für die russische Invasion in die Ukraine als Anschlagsmotiv als auch über eine geheimdienstliche False-Flag-Operation.

Briefkastenfirma

Im Zentrum der Nachforschungen deutscher Ermittler steht demnach das Segelboot Andromeda. Über die Anwesenheit der Andromeda in der Nähe des Anschlagsorts in zeitlicher Nähe des Vorfalls war bereits vor Monaten berichtet worden. Die Andromeda war im September 2022 von Rostock aus Richtung Anschlagsort aufgebrochen, sie wurde von einer polnischen Firma angemietet, die Ukrainern gehören soll.

Die Andromeda steht im Zentrum der neuen Medienspekulationen.
Foto: Reuters/Denzer

Bei dieser Firma soll es sich den neuen Berichten zufolge um ein Reisebüro handeln, bei dem es sich um eine Briefkastenfirma handeln dürfte – schließlich seien an derselben Adresse in einem Plattenbau in Warschau mehr als hundert Firmen gemeldet. Eine Frau, die in Kiew leben soll, ist als Präsidentin des Unternehmens registriert, beantwortet allerdings keine Anfragen der Medien.

Zumindest eine der Personen, die die Andromeda mieteten, soll Verbindungen zum ukrainischen Militär haben, wird in den Medienberichten spekuliert. Ein gewisser Stefan M. habe bei der Anmietung des Bootes einen rumänischen Pass vorgelegt. Diese Person soll tatsächlich existieren, zum fraglichen Zeitpunkt aber in Rumänien gewesen sein. Die Medien berufen sich auf deutsche Ermittler, die davon ausgehen sollen, dass es sich bei der Person auf dem Boot tatsächlich um einen Ukrainer handeln soll. Dieser soll in einer Infanterieeinheit gedient haben.

Russische Spionageflotte

Um die Explosionen, die die beiden Nord-Stream-Pipelines am 26. September des Vorjahrs zerstörten, ranken sich seit dem Vorfall zahlreiche Verschwörungstheorien, die den unterschiedlichsten Urhebern die Verantwortung für den Anschlag zuschieben wollen. Weitaus konkreter als die nunmehrigen Medienspekulationen waren zuletzt Berichte über eine Flotte russischer Spionageschiffe, die als Fischtrawler und Forschungsschiffe unterwegs sind. Diese Schiffe verfügen im Gegensatz zur Andromeda über eine technische Ausstattung, die derartige Sabotageakte möglich macht. (red, 22.5.2023)