Dina und Dominic Mohamed Aly-Wagentristl, beide 33 Jahre alt, haben 153 Hüpfburgen in der Größe von drei bis 35 Quadratmetern Hüpffläche in ihrer Halle in Gerasdorf lagern, wobei Dominic klassisch Wienerisch ("Hupf in Gatsch!") konsequent "Hupfburg" zu ihnen sagt. Aber egal, ob man hüpft oder hupft – für Kinder, die ihren Geburtstag der Schwerkraft trotzend feiern wollen, gleicht das hier dem Paradies. Wobei ja zur Hüpffläche längst die Rutsche hinzugekommen ist, an der die Kinder sich oben sammeln. Wenn alle "Papa! Mama! Schau!" gerufen haben, geht es – schreiend! – bei einem Gefälle von 60 Grad bis zu acht Meter hinunter. Und dann gleich wieder hinauf.

Dominic und Dina Mohamed Aly-Wagentristl und ihre Mitarbeiter liefern 50 Hüpfburgen pro Woche aus.
Foto: Regine Hendrich

Kindergeburtstage, erzählt Dina, seien mit 80 Prozent Umsatzanteil nach wie vor der Hauptgeschäftszweig. Die klassische Hüpfburggeburtstagskarriere beginne im Alter von drei Jahren, und dann, falls die Eltern ihrem Kind den Spaß Jahr für Jahr gönnen, hinauf bis zum zehnten Jubeltag. Man beginne mit einem kleinen Modell, bis man bei der Frage "Welches ist die größte?" landen würde. Der zehnte Geburtstag wäre dann meist der letzte, der auf einer Hupfburg gefeiert wird, spätestens danach verliere das Kind den Kampf gegen die Erdanziehung und wendet sich dem Handy zu.

Die Hüpfsaison

Die Saison beginnt im Frühling, nach einem langen Winter, während dem extreme Hüpfburgfans sich auch in ihrer Partyhalle eine Hüpfburg zunächst auswählen und dann aufblasen lassen, oder im G3-Shoppingcenter, wo sie einen Store betreiben, sogar eine kaufen können. Dann, ab Ende März, steigen mit jedem Grad zusätzlicher Außentemperatur auch die Outdoor-Aufträge, und im Sommer bewegen sie wöchentlich 50 Hüpfburgen, die sie und ihre Mitarbeiter mit drei großen Transportern in Wien und im Umland ausliefern und wieder abholen.

"Das sind teils Stammkunden, teils Erstkunden", die nach dem ersten Mal aber meist Stammkunden werden. Denn eine Hüpfburg im Garten macht schon etwas her. Und man muss sie nicht mit anderen Geburtstagskindern teilen, wie das an öffentlichen Plätzen der Fall ist. Es sind dann meist Mütter, die ihren kleinen Recken die Idee schmackhaft machen, und die willigen natürlich gerne ein.

Auch aufblasbare "Himmelstänzer" gibt es.
Foto: Regine Hendrich

Deren Vorlieben umfassen in jeder Saison mehr oder weniger die gleichen Themen, die da sind: Prinzessinnen, Ritter, Superhelden. Wobei: "Je allgemeiner das Thema gehalten ist, desto besser kann man aktuelle Trends mitnehmen", erklärt Dina Mohamed Aly-Wagentristl. Das ewig beliebte "Schloss" nimmt also quasi den neueren Trend "Eiskönigin" mit, und die "Burg" bedient Vorstellungen von verschiedensten Märchen. Auch der Drache mit der Prinzessin im Turm sowie "Schrecken der Meere" oder "Frozen Palace" wissen immer zu begeistern. "Das Thema muss halt optisch gefallen", wissen beide, und wenn es darauf ankommt, das wissen sie auch, rutschen die Kinder lieber, als dass sie hüpfen.

Freude schenken

Momentan wäre die "Burg Hupfstein" der Renner – große Fläche, große Rutsche –, und zu einem Überraschungserfolg verhalfen den Aly-Wagentristls die eigenen Kinder, die als Testpersonen eines Tages um eine – für die Erwachsenen! – eher unscheinbare, eher niedrige, aber sehr längliche Raupe herumliefen und damit nicht mehr aufhörten: ein klarer Hinweis darauf, dass die Eltern die "Raupenspaß" stärker bewerben sollten, was sie seither mit großem Erfolg auch tun.

Größere Hupfburgen produzieren zu lassen wäre natürlich möglich, jedoch müssen sie als zusammengerollte Riesentrümmer mit einem Gewicht von bis zu 400 Kilo zu den Kunden gebracht, aufgestellt und wieder abgeholt werden. Ein geübter Lieferant schafft das in einer halben Stunde, wobei die Technik ausschlaggebend ist und nicht so sehr die Kraft: Man stelle sich das vor wie beim Traktorreifen-Wuchten, das gerade im Crossfit-Bereich sehr populär ist. Das Aufblasen mit 300- bis 2.400-Watt-Gebläsen erfolge dann quasi im Zeitraffer innerhalb von 30 Sekunden, und das wäre, so die beiden, noch immer das Schönste an ihrer Arbeit: die strahlenden Kinderaugen; die Fähigkeit der Kinder, sich noch überraschen zu lassen und Begeisterung zu zeigen, sprich: das Schenken von Freude.

Der Regen, der Feind

Dann, wenn alles mit entweder vier Sandsäcken (auf Asphalt) oder vier Heringen (im Garten) vorschriftsmäßig fixiert ist, gelten die AGBs und der Satz: Eltern haften für ihre Kinder. "Wir sind ein Verleih, liefern und holen ab. Was dazwischen passiert, ist nicht in unserer Verantwortung." Bei größeren Veranstaltungen bieten sie auch Betreuungspersonal (für die Burg, nicht die Kinder!), eine gewichtsabhängige "höchst zulässige Kinderzahl" gibt es auch. Die Mehrheit der Kunden nütze die Burgen dann vorschriftsmäßig, selten komme es zu Vandalenakten. Kinder hinterließen die üblichen Essens- und Getränkereste, Sand und Gras und Erde picken dran. Der mit Abstand größte Feind der Hüpfburg ist der Regen: Da kommen gleich 100 Kilo Gewicht dazu, wenn der Lieferant sie wieder in den Transporter wuchten muss.

Das Aufblasen mit 300- bis 2.400-Watt-Gebläsen erfolgt quasi im Zeitraffer innerhalb von 30 Sekunden.
Foto: Regine Hendrich

Die Reinigung der Burgen erfolgt in der Halle. Sie werden ausgesaugt, mit einem speziellen PVC-Reiniger abgewischt und zum Schluss auf Hochglanz gebracht, denn über die Jahre werde die Farbe stumpf. Danach werden die Burgen wieder hinausgebracht zu den Kindern, wie das seit 1959 fast überall auf der Welt der Fall ist.

Damals fabrizierte Nasa-Mitarbeiter John Scurlock aus PVC aufblasbare Schilder und Abdeckungen für Tennisplätze oder Schwimmbäder, und eines Tages sah er ein paar kindische Mitarbeiter darauf herumhüpfen. Er dachte sich wohl: super Sache! Und nannte seine erste Hüpfburg für Kinder "Space Walk". Seither kennt man sie als "Luftburg", "Springburg" oder "Partyburg", als "Moon Bounce", "Boingalow" oder "Jolly Jump", "Spacewalk" oder "Brinca Brinca", was auf Spanisch "Springen Springen" heißt. Oder eben, wenn man gerade in Wien ist, als "Hupfburg". (Manfred Rebhandl, 23.5.2023)