Wirbel im Tenniszirkus.

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Paris – Kurz vor Beginn der French Open ist eine neue Debatte über die Gleichbehandlung von Frauen und Männern im Tennis aufgekommen. Während vor allem von Frauenseite Kritik am Status quo herrscht, beschwichtigt Boris Becker. "Wenn wir die anderen Sportarten anschauen, sind wir fast Vorreiter, was die Gleichberechtigung angeht. Bei den meisten großen Turnieren gibt es gleiche Preisgelder, auch die Spielansetzungen sind fast identisch", sagte der 55-Jährige.

Zuletzt hatte es bei den parallelen Turnieren in Rom Kritik von Spielerinnen gegeben, da das Preisgeld bei den Männern mehr als doppelt so hoch wie bei den Frauen war. Beide Sandplatzveranstaltungen gehören der jeweils zweithöchsten Turnier-Kategorie an. Von 2025 an sollen die Prämien in Rom angeglichen werden. Bei den Grand Slams ist das Preisgeld für Spielerinnen und Spieler bereits gleich.

Werbemarkt und TV-Rechte

Für Wimbledon-Finalistin Ons Jabeur etwa ist das nicht genug. "Es ist wirklich frustrierend", sagte die Tunesierin der "New York Times". "Es ist Zeit für einen Wandel." 2022 berechnete die "Financial Times", dass abseits der Grand-Slam-Turniere auf der Männer-Tour gesamt 75 Prozent mehr Preisgeld als auf der der Frauen ausgeschüttet wird. WTA-Chef Steve Simon begründet die aktuellen Unterschiede mit der höheren Bewertung des Männer-Tennis am Werbemarkt und bei den TV-Rechten.

Doch auch kleinere Zeichen als das ganz große Geld erzürnen die Spielerinnen. Als in Madrid die Finalistinnen nach dem Doppelfinale nicht wie sonst üblich ihre Worte an das Publikum richten durften, räumten die Organisatoren anschließend einen "Fehler" ein. Für Aufregung sorgte auch ein Foto von Lokalmatador Carlos Alcaraz vor einer mehrstöckigen Geburtstagstorte neben dem Bild der belarussischen Weltranglisten-Zweiten Aryna Sabalenka mit einem deutlich kleineren Exemplar.

Turnierdirektor Feliciano López begründete den Unterschied, dass Alcaraz ja auf dem Centre Court in Spanien gewonnen habe. Auch der Däne Holger Rune habe sich über eine kleinere Torte gefreut.

Die Ansetzungen für die Abendspiele bei den French Open 2022 hatten ebenso für Kritik gesorgt, bei neun der zehn absolvierten Partien in der Night Session handelte es sich um Männer-Einzel. "Man muss dem Turnierveranstalter überlassen, wann er wen ansetzt", sagte Becker knapp eine Woche vor Beginn des Grand Slams im Stade Roland Garros. Turnier-Organisatorin Amelie Mauresmo meinte, sie habe jeden Tag nach einer Frauen-Partie für die Night Session gesucht: "Ich muss zugeben, das war schwierig." (APA, 23.5.2023)