Als André Heller von Wien kommend zum ersten Mal das Klassenzimmer in Bad Aussee betrat, sagte Wilhelm Höttl zu den Mitschülern: "Das ist der Heller, setzt euch nicht neben ihn, der hat böses Blut. Er meinte wohl meinen jüdischen Anteil an meinen Chromosomen", sinniert Heller über die frühen Schultage in den 50er-Jahren.

Der ehemalige SS-Obersturmbannführer Höttl hatte sich bald nach dem Krieg in Bad Aussee mit einer Privatschule gemütlich eingerichtet. Mit Heller besuchten auch Schüler wie Jochen Rindt oder Thomas Prinzhorn die Höttl-Mittelschule.

Höttl hatte eine steile NS-Karriere hinter sich. Leiter des Nachrichtendienstes der SS in Wien, 1942 trat er der Waffen-SS bei, wurde bald "enger persönlicher Freund" Ernst Kaltenbrunners, des Chefs des allmächtigen Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Er machte Höttl zum Spionagechef für den Südosten.

Kurz vor Kriegsende kooperierte Höttl mit dem US-Geheimdienst. Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess trat er als Kronzeuge der Anklage auf und kam dadurch glimpflich davon.

1952 gründete Höttl sein Privatgymnasium. Der Ex-SS-Hauptsturmführer und hochrangige NS-Geheimdienstfunktionär erhielt 1995 trotz lauten Protestes der "Lagergemeinschaft Mauthausen" das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark verliehen. Nie aber hatte sich eruieren lassen, wer diese höchste Ehrung des Landes veranlasst hatte. Der damalige Landeshauptmann Josef Krainer würdigte Höttl als Historiker und Ausseer Schulgründer. SPÖ-Landeshauptmann-Vize Peter Schachner-Blazizek enthielt sich damals jeglichen Kommentars. Auch er hatte Höttls Maturaschule besucht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. 4. 2005)