Die Pilates-Methode soll die Muskeln stärken, für eine gute Haltung sorgen und das Körperbewusstsein steigern.

Foto: Getty Images/iStockphoto

An jeder zweiten Ecke in New York ist ein Pilates-Studio zu finden. Auch in Wien wird die Sportart in vielen Fitnessstudios, Wellnesszentren und Vereinen angeboten. Doch steckt hinter dem Erfolg auch eine ernstzunehmende Trainingsmethode?

Bislang sind gut gemachte Studien dazu rar. Eine Chochrane-Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015, in der die Daten von rund 500 Probanden berücksichtigt wurden, kommt zu dem Schluss, dass Pilates leichte Vorteile bei der Behandlung von Rückenschmerzen im Vergleich zu konservativen Methoden ohne körperliches Training bietet. Es sind allerdings mehr qualitativ hochwertige Studien zum Nachweis einer überlegenen Wirkung von Pilates im Vergleich zu anderen Trainings- und Behandlungsmethoden notwendig, so das Fazit der Forscher.

Vom Erfinder lernen

Vor rund 100 Jahren entwickelte Joseph Pilates sein Training nur für einen Zweck: um sich selbst zu stärken. Das schwächliche Kind aus Düsseldorf hatte das auch bitter nötig. Der Knabe litt an Rachitis, Asthma und rheumatischem Fieber. Er begann früh mit Gymnastik, Bodybuilding und Skifahren. Später studierte er auch östliche Trainingsmethoden wie Yoga und Zen-Meditation.

In den frühen 1920er-Jahren entwickelte der zu einem muskulösen Athleten herangereifte Pilates seine Trainingsmethode und emigrierte nach Amerika. Sein Studio faszinierte rasch die New Yorker Kreativszene. Schauspieler, Tänzer und Spitzenathleten schwörten auf seine Methode.

Ideal für untrainierte Menschen

Was einst die Trainingsmethode eines Einzelnen war, ist nun weltweit populär. Besonders für Unsportliche ist das Training geeignet, weil Pilates da ansetzt, wo der eigene Körper momentan steht. Ohne Druck, Schmerz und Überforderung.

Pilates ist eine Methode des ganzheitlichen Körpertrainings, bei dem vor allem die tiefliegenden, kleinen Muskelgruppen angesprochen werden. Das soll für eine gesunde Körperhaltung sorgen. Außerdem kommt einer tiefen Atmung eine große Bedeutung bei allen Übungen zu, die allesamt ruhig, fließend und sehr konzentriert ausgeführt werden. Dabei ist eine gute Koordination von Körper und Geist gefragt.

Der große Vorteil: Für das Training ist keine spezielle Ausrüstung notwendig. Eine legere, nicht einengende Sportbekleidung reicht. Ideal ist es, barfuß zu trainieren, dadurch wird auch die Fußmuskulatur beansprucht und gestärkt.

Beckenboden trainieren

Regelmäßig betriebene Übungen sollen dem Trainierenden nicht nur eine neue Haltung, sondern auch ein neues Körpergefühl verleihen. Auch Schwangeren wird die Methode empfohlen. Nach der Geburt ist es ratsam, eine mehrwöchige Pause einzulegen und dann wieder sanft zu beginnen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich diese Art von Training gut als Rückbildungsmethode eignet und die Beckenbodenmuskulatur stärkt.

Dabei ist wichtig, dass das Becken in die sogenannte neutrale Position (kein Hohlkreuz) gebracht wird – durch entsprechende Spannung des Beckenbodens und des tiefsten Bauchmuskels (Musculus transversus abdominis), des sogenannten großen Haltungsmuskels, der sich wie ein Korsett um den unteren Rücken schmiegt.

Aus dieser Grundposition wird dann von Kopf bis Fuß trainiert, in sanften, langsamen Bewegungen die Muskeln an Bauch, Bein und Po gestärkt. Verkürzte Muskeln werden dadurch gedehnt, ungenutzte Muskeln wieder aktiviert. (red, 5.5.2018)