Washington/Leipzig - Ein etwa 36.000 Jahre alter Schädel aus Afrika liefert einen weiteren starken Beleg für die Theorie, dass die Vorfahren des modernen Menschen aus Afrika stammen. Die Form des Fossils zeigt "überraschend große" Ähnlichkeiten mit etwa gleich alten Schädeln aus Europa, teilte die Max-Planck-Gesellschaft mit.

Der afrikanische Schädel wurde zwar bereits vor 50 Jahren entdeckt - bisher war es aber unmöglich, sein Alter zu bestimmen. Das hat sich nun durch die Arbeit einer Gruppe um Frederick Grine von der Universität Stony Brook (US-Staat New York) geändert. Die neuen Resultate sind im Journal "Science" (Bd. 315, S. 226) veröffentlicht.

Out-of-Africa-Theorie

Bisher stützt sich die so genannte Out-of-Africa-Theorie, derzufolge die Vorfahren des modernen Menschen vor rund 40.000 Jahren von Afrika aus die Welt besiedelten, vor allem auf genetische Untersuchungen heute lebender Menschen. Der nun im Detail untersuchte afrikanische Schädel ist nach Einschätzung der Max-Planck-Gesellschaft der erste fossile Beweis für diese Theorie.

Er wurde 1952 nahe der Stadt Hofmeyr in der südafrikanischen Provinz Oskap gefunden. Weil er nicht mehr genügend Informationen für eine herkömmliche Altersbestimmung enthielt, musste ein anderes Verfahren entwickelt werden. Dafür wurde bestimmt, wie viel radioaktive Strahlung von den Sandkörnern, die den Hofmeyr-Schädel ausfüllten, absorbiert worden war. Resultat: Der Schädel ist etwa 36.000 Jahre alt.

Mitautorin Katharina Harvati vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie verglich die Form des Schädels daraufhin mit zahlreichen anderen, etwa gleich alten fossilen Schädeln. Zudem wurde die Schädelform heutiger Menschen aus Eurasien und Afrika südlich der Sahara berücksichtigt. Dabei ergab sich überraschend, dass sich das vor einem halben Jahrhundert entdeckte Fossil von afrikanischen Schädeln unterscheidet und stattdessen eher Funden aus Europa gleicht.

Hintergrund

Evolutionsforscher rätseln seit langer Zeit darüber, wie der moderne Mensch die Welt besiedelte. Eine Reihe genetischer Untersuchungen weist darauf hin, dass er sich im südlichen Afrika entwickelte und vor etwa 65.000 bis 25.000 Jahren aufbrach. Weitere Experten schließen nicht aus, dass auch andere, nicht-afrikanische Gruppen wie zum Beispiel der Neandertaler einen Beitrag zum Erbgut des modernen Menschen lieferten.

Bisher ließen sich diese beiden Thesen nicht durch paläontologische Funde testen, heißt es bei der Max-Planck-Gesellschaft. Dazu hätten die passenden Fossilien aus dem Süden Afrikas gefehlt. Das habe sich durch den nun datierten Hofmeyr-Schädel geändert. (APA/dpa)