"Erinnerung ist nur eine Reifenspur im Sand“, sang einst Reinhard Fendrich treffend. Bereits nach kurzer Zeit ist davon nicht viel übrig, erst recht nicht nach dreißig Jahren. Freude und Enttäuschung gleichzeitig drückte ich im Gedenken an den 90. Geburtstag an Axel Corti aus. Enttäuschung, weil der ORF im Fernsehen mit einer mageren 30-minütigen Doku an den großen Regisseur erinnerte. Freude, weil ich mich an nachmittägliche Kaffeepausen im Kreise der Familie erinnerte, begleitet von Cortis Der Schalldämpfer.

Ob diese Runden tatsächlich so harmonisch und fröhlich abliefen, wie sie heute vor mir liegen, weiß ich nicht mehr. An Samstagen, wie beschrieben, können sie jedenfalls nicht gewesen sein. Der Schalldämpfer war Sonntagsprogramm. Nachzuschauen wäre kein Fehler gewesen, siehe Reifenspuren, Sand, und so.

"ZiB"-Watch

Bleiben wir im Verkehrsjargon: Einmal falsch abgebogen ist die große STANDARD-Grafik zur Jahresanalyse über die O-Töne von Politikerinnen und Politikern in den großen ORF-Newsshows. Und zwar leider an einem recht zentralen Punkt: Die Anteile an der Redezeit in ZiB 1 und ZiB 2 für ÖVP und Grüne wurden korrekt angeführt. Bei der Opposition aber waren die Werte der beiden Sendungen vertauscht. Was bei der SPÖ mit real 16,8 Prozent der Redezeit in der ZiB 1 und 17,8 in der ZiB 2 nicht so ins Gewicht fiel. Die FPÖ musste im Chart ihre 8,2 Prozent in der viel reichweitenstärkeren ZiB 1 mit den fünf Prozent in der ZiB 2 tauschen, die Neos indes bekamen ihre 8,2 aus der ZiB 2 auf 19.30 verlegt, wo es tatsächlich 5,2 waren.

Der vergangene Woche verstorbene Schauspielstar Helmut Berger drehte mit Regisseur Luchino Visconti drei Filme.
APA/dpa-Zentralbild/Jens Kalaene

Helmut Bergers Filme

Ein Leben ohne Bremse führte Helmut Berger. Der österreichische Schauspieler starb vergangene Woche im Alter von 78 Jahren. Wir riefen ihm würdig nach, unterschlugen dabei einen Film mit Luchino Visconti. Der Regisseur drehte mit Berger in Hauptrollen drei, nicht zwei Filme, in denen man die Geschichte Europas als Dekadenzphänomen sehen konnte: Die Verdammten (1969), Ludwig II. (1973) sowie Gewalt und Leidenschaft (1974). Berger selbst wäre die Unterlassung vermutlich egal gewesen. Dass wir den Autor des Textes, Bert Rebhandl, zu "Rebhand" machten, hätte ihn wahrscheinlich amüsiert. (Doris Priesching, 23.5.2023)