Zack Zack Zack, Gothic-Band
Das österreichisch-türkische Duo Zack Zack Zack führt von Wien aus die Tradition des Gothic Pop mit Humor und arabischen Einflüssen fort.
Ilkan Sucullu

Gerade eben hat in Kalifornien mit großem Erfolg das Festival Cruel World stattgefunden. Für Ticketpreise von bis zu 800 Dollar konnten Eltern ihren erwachsenen Kindern oder Enkerln zeigen, dass die Musik der späten 1970er- und frühen 1980er-Jahre nicht nur nicht ohne war. Die Gothic-Szene und die hierzulande Grufties genannten, sehr gern schwarzsehenden Leute und Bands strahlen bis heute aus oder sind wieder aktiv.

Siouxsie Sioux, die britische Punkveteranin und "Eiskönigin" der Szene, ist mit ihrer Band Siouxsie and the Banshees nach 15 Jahren Pause wieder auf umjubelter Tour. The Cure haben gerade eine erfolgreiche Welttournee absolviert. Und Acts wie Sisters of Mercy, Echo & The Bunnymen, Einstürzende Neubauten und Depeche Mode, die Großmeister des traurig in der Disco Tanzens, sind beliebt wie in ihren damaligen Hochzeiten.

Zu allen genannten Bands darf man selbstverständlich nicht sagen, dass man sie zum Gothic-Genre zählt. Die dunklen, düsteren, nichtsdestotrotz romantischen historischen Ursprünge sind mannigfaltig. Man findet sie unter anderem bei Friedrich Nietzsche, Charles Baudelaire und seinen Blumen des Bösen, Edgar Allan Poe, britischen Horrorfilmen aus den Hammer-Studios der Nachkriegsjahre, Clockwork Orange und den düsteren Seiten des Glam Rock oder den nachtschwarzen Texten von The Velvet Underground.

Zack Zack Zack

Sie werden aktuell in einer 500 Seiten starken Studie gebündelt. Zusätzlich mit Oral History und Porträts der die Szene mitbegründenden Bands versehen, beschreibt der britische Musiker und Journalist John Robb in The Art of Darkness – The History of Goth (Manchester University Press) eine Gothic-Szene, die ab Freitag über ein Wochenende lang beim "Wave-Gotik-Treffen" in Leipzig wieder ihr jährliches Hochamt im deutschsprachigen Raum feiert. Die Liste der auftretenden Künstlerinnen zählt weit mehr als hundert Namen auf, darunter einschlägige Kost: Der Fluch, Der Tod, Front 242, Suicide Commando, Deine Lakaien.

Gothic aus Wien

Hierzulande ist neben dem international bekanntesten Act, dem Wiener Duo L’Âme Immortelle, seit einiger Zeit auch das österreichisch-türkische, ursprünglich aus Izmir stammende Duo Zack Zack Zack aktiv. Mit Album 2 liegt nun auf dem Wiener Label Trost eine zweite Arbeit im Langformat vor. Nach einem etwas schwierigen Start während der Pandemie sehen sich die beiden Musiker Cemgil Demirtas und Yigit Bakkalbasi mit ihrer Musik in der glücklichen Lage, ein künstlerisches Alleinstellungsmerkmal zu besitzen.

Die stilistisch in den Heimathäfen Moll und Hallraum reichlich festgefahrene Szene bekommt ein wenig frischen Wind in den verschimmelten Keller geblasen. Zu deren Heiligtümern zählen frühe Platten von Siouxsie, Depeche Mode, Nick Cave oder der Nische Electronic Body Music. Das Ganze wird also bei aller Inszenierung "kalter" und zumindest harmonisch karger heutiger Synthesizermusik von Zack Zack Zack um diverse "Arabesken" erweitert. Zeitgenössischer Cold Wave in Gestalt des US-Duos Boy Harsher oder der tollen türkischen Bands Jakuzi mit ihrem Album Fantezi Müzik oder She Past Away mit Belirdi Gece wird von Zack Zack Zack als Vorbild genannt.

Mit Drumcomputer, Bass, Gitarre, elektrischer Saz und dreisprachigem Gesang, der mit seiner gutturalen Dringlichkeit ein wenig an Rammstein erinnert, geht es in Songs wie Die Deutsche Bahn oder Österreichisches Erzeugnis durchaus auch humorig zu. Wenn man zum Lachen in den Keller geht, lacht man dort unten ja trotzdem. Die 1980er-Jahre werden niemals enden.

Dass Zack Zack Zack auch romantisch veranlagt sind, zeigt das Instrumental Wein. Das könnte auch auf den Soundtrack von Ennio Morricone für den Belmondo-Film Der Chef von 1972 passen: Chi Mai! (Christian Schachinger, 25.5.2023)