Nan Goldin
Nan Goldin Doku 'All the Beauty and the Bloodshed'

Brainwashed

Das amerikanische Kino war lange eindeutig Männersache. Und so sehen die Filme auch aus, vor allem wie Frauen darin gezeigt werden. Es gibt dazu längst zahlreiche Untersuchungen. Aber was Nina Menkes mit ihrem Dokumentarfilm Brainwashed zutage fördert, ist trotzdem geradezu verblüffend augenöffnend: Sie versammelt eine lange Reihe von sehr eindeutigen Filmbeispielen, in denen weibliche Körper mit der Kamera quasi ausgezogen, abgetastet, befummelt und de facto auch missbraucht werden. Sichtbar wird eine Machtbeziehung, die noch tiefer verwurzelt ist als die Verhältnisse, gegen die Metoo sich wendet. Wenn Männer im Kino sexy sind, sind sie Subjekte. Frauen aber sind fast immer Sexualobjekte. (reb) Im Kino

Bewertung 5/5

All the Beauty and the Bloodshed

Zwischen berührenden Schicksalserzählungen, poetischer Zeitreise und politischem Engagement pendelt die preisgekrönte Dokumentation All the Beauty and the Bloodshed der US-Regisseurin Laura Poitras. Dieser 2022 bei den Filmfestspielen Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete und Oscar-nominierte Film erzählt schonungslos und bildgewaltig die Biografie von Fotografin und Aktivistin Nan Goldin. Mit harten Sprüngen zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird einerseits ihr hartnäckiger Kampf gegen die Pharmadynastie Sackler und deren schwindende Präsenz in der Kunstwelt gezeigt. Und andererseits ihre ikonisch-intimen Porträts der queeren Szene im New York der Achtziger. Große Empfehlung! (kr) Im Kino

Bewertung 5/5

HBO

Arielle, die Meerjungfrau

Ein Mensch zu sein: Das wünschte sich Meerjungfrau Arielle schon 1989 im Disney-Animationsklassiker. Nun hat sich das Material ebenfalls dem Live-Action-Adaptionszyklus unterwerfen müssen. Erneut rettet die auf die Menschen neugierige Unterwasserprinzessin (Halle Bailey) Prinz Eric, um dann von der Meerhexe Ursula im Austausch für ihre Stimme und eine dreitägige Deadline für der wahren Liebe Kuss Beine zu erlangen. Regisseur Rob Marshall gelingt mit neuen inhaltlichen und visuellen Ideen die eigenständigste Realverfilmung seit langem. Dennoch bleibt das halbgare Endprodukt gefangen zwischen seiner Bindung an das übermächtige Original und dem Wunsch, seine Existenz als Neuinterpretation zu legitimieren. (sgo) Im Kino

Bewertung 3/5

Disney Deutschland

Mamma ante portas

Die Schauspielerin Josiane Balasko ist einer der großen Stars des französischen Kinos. Sie spielt seit den 70er-Jahren sowohl im künstlerischen wie im eher populären Fach. In Mamma ante portas (Un tour chez ma fille) sieht man sie in einer Paraderolle als umtriebige Mutter mit zwei Kindern und einem Schwiegersohn. Während sie ihre Wohnung renovieren lässt, ist Jacqueline vorübergehend quasi obdachlos. Sie quartiert sich "für ein paar Tage" bei Carole und Nicolas ein, die gerade eine Paartherapie machen und ihr erotisches Leben wiederbeleben wollen. Eric Lavaine schließt an Willkommen im Hotel Mama (Retour chez ma mére, 2016) an und schafft eine passabel heitere Komödie mit attraktiven Locations. (reb) Im Kino

Bewertung 3/5

Filmladen Filmverleih

Renfield

Nicolas Cage durfte als Spezialist für Overacting für die Blutsaugerkomödie Renfield von Chris McKay endlich in eine absolute Traumrolle schlüpfen. Als narzisstisch schwer gestörter Graf Dracula hat sich der von einem Exorzisten fast getötete Blutsauger schwer lädiert ins New Orleans von heute geflüchtet. Dort bekommt er Probleme mit dem Personal. Sein zur Erlangung von Superkräften lebende Insekten verspeisender Diener Renfield, dargestellt von Nicholas Hoult, findet sich auf der Suche nach stärkendem Frischfleisch für seinen Meister in einer Selbsthilfegruppe für Opfer toxischer Beziehungen wieder. Zudem gibt es blutige Probleme mit der Mafia und herrliches Schmierentheater von Mr. Cage. (schach) Im Kino

Bewertung 4/5

Universal Pictures Germany

(26.5.2023)