
Es waren beschämende Szenen im Mestalla-Stadion. Lautstark dröhnten in Valencia Affenrufe von den Tribünen. Ziel der Anfeindungen war Real Madrids Stürmerstar Vinícius Júnior. Nicht zum ersten Mal wurde der Brasilianer in der spanischen Liga Opfer von Rassismus. "Heute gilt Spanien in Brasilien als Land der Rassisten", schrieb der 22-Jährige später in den sozialen Netzwerken.
Vor allem aus seinem Heimatland bekommt der Fußballer Unterstützung. So wurde die nächtliche Beleuchtung der Christusstatue in Rio de Janeiro für eine Stunde abgedreht. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva drückte dem 21-fachen Nationalspieler beim G7-Gipfel in Hiroshima seine Solidarität aus. Die Causa entwickelte sich über Nacht zur Staatsaffäre.
Vinícius José Paixão de Oliveira Júnior
Aufgewachsen ist das Fußballtalent, das mit vollem Namen Vinícius José Paixão de Oliveira Júnior heißt, in der Nähe von Rio in bescheidenen Verhältnissen. Seine Eltern taten sich auf Dauer schwer, ihn und seine drei Geschwister zu ernähren. Als das Geld bei der Familie knapper wurde, zog er zu seinem Onkel Ulysses nach São Paulo. Seine Anfänge machte er nicht im klassischen Fußball, sondern im Futsal, also dem Spiel in der Halle. Erst im Laufe der Jahre wechselte Vinícius auf den Rasen. Auf dem Fußballplatz fühlte sich der Filigrantechniker immer schon wohl. Nach Hause ging er nur zum Essen und Schlafen.
Am Mittwoch gegen Rayo Vallecano war Vinícius Júnior, weil leicht verletzt, nicht im Einsatz. Seine Teamkollegen sorgten hingegen für starke Gesten. Alle Spieler trugen vor Matchbeginn Trikots mit seiner Nummer 20. In der 20. Minute riefen die Fans seinen Namen und zogen Transparente mit der Nachricht "Wir sind alle Vinícius Júnior. Genug ist genug!" auf. "Ich liebe sie! Danke, danke, danke", twitterte Vinícius. Mit dem Gedanken, das Land oder den Verein zu verlassen, spielt der Stürmer nicht. Der Brasilianer zählt zu den Schlüsselspielern der Königlichen aus Madrid. 23 Tore und 21 Vorlagen gehen in dieser Saison auf sein Konto.
Beim Champions-League-Finale 2022 gegen Liverpool schoss er die Madrilenen mit dem entscheidenden Tor zum achten Erfolg in der Königsklasse. Bisher kickte Vinícius Júnior lediglich für zwei Vereine: Flamengo Rio de Janeiro und Real Madrid. 2018 wechselte er vom brasilianischen Traditionsklub für 45 Millionen Euro nach Spanien. Mittlerweile beträgt sein Marktwert 120 Millionen Euro. Tendenz: steigend. (Laura Rieger, 25.5.2023)