
Autofahren kann mehr bedeuten als regelmäßig Strecken zurückzulegen oder Dinge zu transportieren oder gar Geschwindigkeit auszukosten. Es kann auch "leben" bedeuten, nämlich drinnen leben. Das ist dann die intensivste Nutzung eines fahrbaren Untersatzes, gewissermaßen das Gegenteil eines "Fahrrari".
Blick zurück: Die Geschichte des California begann mit dem Westfalia noch in einer ganz anderen Epoche. Schon 1950 wurde der erste VW-Bus, damals noch T1, ferientauglich gemacht – mit ein paar Einrichtungsgegenständen, die aus dem Lieferwagen einen Campingbus machten. Ein Klappdach folgte 1968 beim Nachfolgemodell T2. Stimmungsmäßig fuhr dann immer ein bissl Woodstock mit nach Griechenland, in die Türkei oder bis Marokko. Doch als sich die kiffende Prä-Boomer-Generation endlich Hotelzimmer leisten konnte und im Cabrio elegant mit kleinem Gepäck – also Zahnbürstl und Kreditkarte – verreiste, war es vorbei mit dem Campingbus. Mittlerweile sind die Cabrios wieder weitgehend verschwunden, bezahlt wird mit der Armbanduhr, und Camping ist allgemein wieder in.
Und hier sehen Sie das zeitgemäße Ergebnis dieses Trends. Der Campingbus ist zurück. Und zwar in Form des T6.1 California. (Der Campingbusspezialist Westfalia, der Erfinder dieses Fahrzeugtyps, gehörte zwischenzeitlich zu Daimler Chrysler und ist heute schon seit langem unter dem Dach des französischen Reisemobilherstellers Rapido erfolgreich. Baut mehrere Marken zu Campingbussen um, auch noch immer den VW T6.1 auf ähnliche Art unter dem Namen Joker.)

Autarkes Verreisen
Dieser unübersehbare Drang nach autarkem Verreisen, nach vorgegaukelter Naturnähe zwingt viele Menschen nun zu dieser Art des verschwenderischen Verzichts: schlafen im Auto. Vielleicht auch noch kochen im Auto oder noch ganz andere Handlungen, die sonst hauptsächlich in den vier Wänden vollzogen werden. Verschwenderisch, weil schon der VW-Bus allein den Preis einer gehobenen Limousine aufweist. Wenn er dann auch noch campingtauglich sein soll, wird es richtig teuer. Dieses Modell hier kostet 105.500 Euro. Der Basispreis lautet 88.728 Euro. Dabei kann man noch nicht einmal kochen drinnen und auch nicht aufs Klo gehen, doch davon später.
Ein riesiger Vorteil ist jedenfalls allgegenwärtig: Trotz des Klappdachs kommt man in jede normale Tiefgarage hinein und ums Eck und in den Parkplatz und auch wieder hinaus. Überhaupt ist der VW-Bus noch immer charakterlich hauptsächlich Pkw und kein Lieferwagen. Das ist zu loben. Also zur Not, wenn Ihnen das mit dem Camping dann doch nicht taugt, können Sie den Wagen auch ganz normal nutzen. Das Auto fährt grandios, bequem, sicher, handlich. Die 150 Diesel-PS sind nachgerade eine ideale Motorisierung, zumal selbst bei forscher Fahrweise selten über acht Liter Diesel auf 100 km verbrannt werden.
Zwei Erwachsene und zwei Kinder können in diesem Auto schlafen. Die Kinder oben unterm Klappdach, die Oldies auf den umgeklappten Sitzen. Man kann sogar als Erwachsener ganz bequem oben liegen, weil unter der dünnen Matratze Tellerfedern federn. Es gibt außerdem einen Campingtisch, der in die Schiebetür geklemmt ist, und zwei Campingsessel in der Hecktür (die Kinder können eh nicht still sitzen, die hüpfen sowieso immer irgendwo rum). Die Kurbel für die Markise hat keinen eigenen Platz, deshalb ist man dauernd auf der Suche nach ihr, um sie am Ende des Tages irgendwo in der Wiese liegenzulassen. Übrigens: Wo man auf einer Urlaubsreise dann das eigentliche Gepäck hinräumt, ist nicht so klar. Für zwei Personen schon schwierig, für vier erst recht.

Steigern von Beach bis Ocean
Eigentlich geht es hier, wie der Name Beach schon sagt, mehr um ein Picknick-Vehikel und weniger um einen Campingbus und schon gar nicht um ein Wohnmobil. In der Variante Beach Camper gibt’s immerhin auch einen Gasherd. Will man auch noch eine Abwasch, Platz fürs Besteck und eine Kompressorkühlbox, muss man zum noch deutlich teureren Modell Ocean greifen. Herd und Abwasch als einzelne Aufpreisextras gibt es nicht. Das lückenlose Aufrüsten erscheint allerdings aufgrund des begrenzten Platzangebots nur eingeschränkt sinnvoll. Eine Toilette gibt’s sowieso nicht. Wo sollte man sie auch hinstellen?
Eine bedeutende Investition in die nächtliche Ruhe und den großen Frieden auf dem Campingplatz stellen die Zuziehhilfen für die Schiebetür und die Heckklappe dar. Denn wie wir Camper alle wissen, sind Campingbusse, die dauernd ihre Schiebetüren mit heftigem Rumms zuknallen, so etwas wie eine Landplage. Wenn es nächtens still wird auf dem Campingplatz, hört man schließlich jeden Reißverschluss, der auf- oder zugezogen wird.
Wie immer beim großen Kapitel Reisemobil kommt es sehr darauf an, die eigenen Wünsche, Ziele und Bedürfnisse zu definieren, bevor man einfach alles ankreuzelt, koste es, was es wolle. Nicht nur weil der Spaß dann sehr teuer werden würde. (Rudolf Skarics, 8.8.2023)