Ein Zweikampf bei Hartberg - Ried.
Ried tritt die Reise in die Zweite Liga an.
APA/ERWIN SCHERIAU

Hartberg/Altach - Die SV Ried ist zum dritten Mal nach 2003 und 2017 aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen. Die Innviertler mussten sich am Samstag beim TSV Hartberg mit 0:2 (0:0) geschlagen geben und können SCR Altach in der letzten Runde nicht mehr einholen. Hartberg gewann dank Treffer von Ruben Providence (65.) und Donis Avdijaj (76.) hoch verdient und wahrte die Chance auf das Europacup-Play-off.

Ried-Trainer Maximilian Senft musste seinen verletzten Abwehrchef Tin Plavotic vorgeben und nahm für das Spiel der letzten Chance fünf Umstellungen vor. Die Oberösterreicher taten sich aber schwer, Chancen herauszuspielen. Einzig ein zurecht wegen Abseits aberkannter Mikic-Treffer (15.) brachte in der ersten Halbzeit wirklich Gefahr. Zudem musste Marcel Ziegl, der in dieser Saison wegen einer Knie-Arthroskopie sieben Monate ausgefallen war, in der 33. Minute mit neuerlichen Problemen im verletzten Knie vom Feld.

Hartberg war klar besser und machte das Spiel, im Abschluss klappte es aber eine Stunde lange nicht. Mamadou Sangare (3.), Providence ins Zusammenspiel mit Dominik Frieser (15.), Frieser (39.) und wieder Providence (45.+2) brachten den Ball nicht im Tor unter.

Hartberg-Trainer Markus Schopp reagierte in der Pause mit einem Dreifachtausch, brachte den starken Avdijaj, Mario Tadic und Manfred Gollner. Die erste große Chance nach dem Wechsel hatte aber Ried, TSV-Torhüter Raphael Sallinger war gegen Leo Mikic auf dem Posten (50.). Danach hatte Hartberg aber wieder alles im Griff. Jürgen Heil (51.) und Providence (54.) vergaben noch, ehe Providence doch zuschlug. Nach Avidjaj-Pass spielte der Franzose seine Schnelligkeit aus und schoss zum 1:0 ein (65.).

Mit einer ähnlichen Szene in umgekehrten Rollen machte der TSV alles klar. Providence schickte Avdijaj, der souverän zum Endstand einschoss (76.). Damit hat Hartberg am kommenden Freitag in Lustenau ein direktes Duell um Rang zwei in der Qualifikationsgruppe, der einen Platz im Halbfinale des Play-off bringt.

Altach mit Remis gerettet

Der SCR Altach bleibt erstklassig. Dem Team von Trainer Klaus Schmidt reichtevor 8.500 Fans in der ausverkauften Heim-Arena gegen die Lustenauer Austria ein 1:1 (1:0). Amir Abdijanovic hatte die Gastgeber in Führung gebracht (34.), Yadaly Diaby (60.) sicherte den Gästen aus Lustenau einen Punkt. Lustenau bleibt mit 26 Punkten Zweiter und darf sich weiter Hoffnungen auf einen Platz im Europacup-Play-off der Liga machen. Zum Saison-Kehraus empfängt die Mannschaft von Trainer Markus Mader Hartberg, während Altach zur WSG nach Tirol reist.

Der SCR präsentierte sich im Derby als die aktivere Mannschaft, allerdings ohne zunächst große Chancen zu kreieren. Stattdessen wurden Nickligkeiten ausgetauscht. So ging zunächst Lukas Gugganig mit dem Ellbogen gegen das Gesicht von Stefano Surdanovic zu Werke, der sich wenig später mit einer Watschn gegen einen Altacher revanchierte. Beide sahen Gelb, wobei speziell Gugganig damit gut bedient war. Felix Strauss musste derweil verletzt vom Feld (21.).

Fußball gespielt wurde auch noch, die Rheindörfler blieben am Drücker. Scheiterte Gugganig per Kopf noch an Austria-Goalie Ammar Helac (24.), machte es zehn Minuten später Abdijanovic aus der Distanz besser. Sein Schuss schlug platziert im unteren Eck zur Führung der Gastgeber ein. Es war der erste Bundesliga-Treffer des 22-Jährigen.

Mader brachte zur Pause Diaby, der sorgte für frischen Wind bei den Gästen und erzielte nach einer Stunde den Ausgleich. Die Altacher Verteidiger sahen bei dem Gegenstoß der Lustenauer alles andere als gut aus. Anderson bediente Diaby, der aus kurzer Distanz einnetzte. Im Gegenzug parierte Helac gegen Csaba Bukta, den Nachschuss setzte Lukas Jäger neben das Tor (62.).

Zwar suchten die Kontrahenten in der Folge ihr Heil in einem möglichen "lucky punch", am Ende blieb es aber bei der Punkteteilung, mit der beide Vorarlberger Vereine zufrieden sein können. Für Altach ist die Saison damit gerettet, während Lustenau mit drei Siegen und einem Remis im Ländle die klare Nummer eins ist.

WAC fixiert Play-off-Teilnahme

Der WAC hat die Teilnahme am Europacup-Play-off fixiert. Die Kärntner feierten gegen die WSG Tirol durch einen Doppelpack von Thierno Ballo (33., 42.) einen 2:0-Heimsieg und sind damit schon eine Runde vor dem Ende nicht mehr aus den Top zwei der Qualifikationsgruppe zu verdrängen. Die viertplatzierten Tiroler hingegen haben keine Chance mehr auf das Play-off-Ticket.

Die Partie begann gemächlich, beide Teams nahmen vorerst kein großes Risiko und zeigten sich im Spielaufbau teilweise fehleranfällig. Die erste halbwegs gefährliche Aktion ging auf das Konto der Gastgeber - Ballo schoss nach Vorlage von Jonathan Scherzer über das Tor (18.).

Eine Viertelstunde später durfte der Ex-Rapidler erstmals jubeln. WSG-Goalie Benjamin Ozegovic ließ einen Lupfer von Augustine Boakye zwischen seine Beine durchrutschen und Ballo schob aus kurzer Distanz ein. Beim 2:0 kam der ÖFB-U21-Teamspieler durch einen abgeblockten Schuss von Maurice Malone zum Ball, ließ WSG-Verteidiger Alexander Ranacher ins Leere fahren und überwand auch Ozegovic.

Mit dem Vorsprung im Rücken hatten die Wolfsberger alles unter Kontrolle und kamen nach dem Seitenwechsel dem dritten Tor einige Male nahe. Ein Freistoß von Mario Leitgeb verfehlte nur knapp das Ziel (49.), Tai Baribo scheiterte an Ozegovic (68.) und Nikolas Veratschnig beförderte den Ball nach einem Solo aus der eigenen Hälfte allein vor Ozegovic am kurzen Eck vorbei (84.). Die WSG machte während der gesamten Partie in der Offensive nur einmal wirklich auf sich aufmerksam - WAC-Goalie Hendrik Bonmann wehrte einen Freistoß von Bror Blume mit den Fingerspitzen an die Latte (70.).

Danach brachten die Hausherren die drei Punkte souverän über die Ziellinie und sind bereits seit sieben Partien ungeschlagen. Im Gegensatz dazu gelang den Tirolern in den vergangenen sieben Runden nur ein voller Erfolg. (APA, 27.5.2023)

Ergebnisse:

TSV Hartberg - SV Ried 2:0 (0:0)
Hartberg, Profertil Arena, 2.339, SR Gishamer.

Tore:
1:0 (65.) Providence
2:0 (76.) Avdijaj

Hartberg: Sallinger (89. Faist) - Schantl (46. Tadic), Sonnleitner, Steinwender (46. Gollner), Pfeifer (67. Diakite) - Kainz - Frieser (46. Avdijaj), Sangare, Heil, Fadinger - Providence

Ried: Sahin-Radlinger - Turi (67. Stosic), Lackner, Ziegl (33. Wiesinger) - Gragger (56. Lutovac), Madritsch, Ungar, Pomer - Lang, Mikic (67. Chabbi), Diomande (67. Monschein)

Gelbe Karten: Providence bzw. Madritsch, Lang

Stimmen:

Maximilian Senft (Trainer Ried): "Große Leere, große Enttäuschung. Der Abstieg ist das Schlimmste, was einem im Mannschaftssport passieren kann. Beim Abstieg ist der Misserfolg vielschichtig, aber zweifellos haben wir zu wenige Tore geschossen. Natürlich schmerzen in so einem Spiel wie heute die Ausfälle von Stefan Nutz und Tin Plavotic besonders. Auch der Ausfall von Marcel Ziegl schmerzt extrem."

Nach dem Match sind vereinzelt Ried-Fans auf das Feld gestürmt, wurden aber Security und Polizei schnell in den Griff gekriegt. Senft: "Wir verstehen, dass die Fans unzufrieden sind. Wir sind zum Fanblock gegangen und haben uns den Fans gestellt."

Roland Daxl (Club-Präsident Ried): "Es ist eine extreme Leere. Ich erinnere mich, wie wir extrem gekämpft haben, um aufzusteigen. Dann haben wir mit Corona gekämpft, kamen aber in die Bundesliga zurück. Schweren Herzens werde ich einen schuldenfreien Verein an einen Nachfolger übergeben. Ich habe erlebt, welche Kraft man haben muss, um in der 2. Liga reüssieren zu können, die, so glaube ich, ich nicht aufbringen kann. Die Zeit mit allen Verantwortlichen im Team war von einer sehr feinen Zusammenarbeit geprägt."

Markus Lackner (Ried-Spieler): "Ich empfinde eine unglaubliche Leere. Das alles ist schwer in Worte zu fassen. Es ist der bitterste sportliche Moment für mich. Es sind viele Teile in Ried zusammengekommen, man kann aber nicht von Pech reden. Wir haben die wenigsten Punkte und es wäre im Endeffekt nicht verdient, oben zu bleiben. Die Mannschaft und auch ich, wir müssen uns selbst hinterfragen, was wir hätten besser machen können."

Markus Schopp (Trainer Hartberg): "Wir hatten es in der ersten Halbzeit mit einem sehr gut organisierten Gegner zu tun, waren nicht klar und sauber genug, um die Chancen zu nützen. Es ist uns nicht gelungen, die 'Dose zu öffnen'. Wir haben in der Pause einige Umstellungen vorgenommen, und ich fühlte, dass es nur eine Frage der Zeit ist, um uns zu belohnen. Wir haben ein Zeichen gesetzt, dass wir dieses Endspiel in Lustenau (um das Europacup-Play-off/Anm.) unbedingt wollten."

SCR Altach - Austria Lustenau 1:1 (1:0)
Altach, Cashpoint Arena, 8.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Kijas

Tor:
1:0 (34.) Abdijanovic
1:1 (60.) Diaby

Altach: Casali - Strauss (21. Aigner), L. Gugganig, Ndiaye, Herold - Jäger, Haudum - Bukta (72. Nuhiu), Abdijanovic, Balic (57. Zwischenbrugger) - Bischof (72. Ja. Jurcec)

Lustenau: Helac - Maak, Hugonet, Grujcic (85. Berger) - Gmeiner, Rhein (63. Tiefenbach), Grabher, Guenouche (46. Diaby) - Surdanovic - Anderson (63. Schmid), Fridrikas (89. Motika)

Gelbe Karten: Gugganig, Ndiaye, Nuhiu bzw. Surdanovic

Stimmen:

Klaus Schmidt (Altach-Trainer): "Es ist ein unglaubliches Gefühl, unser Ziel erreicht zu haben. Es waren wirklich harte Wochen und Monate, jetzt fällt uns allen ein richtig großer Brocken vom Herzen. Das Remis geht in Ordnung, wir waren vor allem die ersten 30 Minuten gut im Spiel. In der zweiten Halbzeit konnten wir aber nicht mehr viel zusetzen.

Markus Mader (Lustenau-Coach): "Wir haben leider zu wenig Torchancen kreiert, um die Partie zu gewinnen. Das wollten wir eigentlich, um das Ticket für das Play-off zu sichern. Jetzt haben wir ein Finale am letzten Spieltag gegen Hartberg. Erste Halbzeit waren wir zu inaktiv, zweite Halbzeit hatten wir mehr vom Spiel, aber eben zu wenig Chancen. Es ist sicher positiv, dass wir gegen Altach in dieser Saison ungeschlagen blieben."

WAC - WSG Tirol 2:0 (2:0)
Wolfsberg, Lavanttal Arena, 4.200, SR Harkam

Tore:
1:0 (33.) Ballo
2:0 (42.) Ballo

WAC: Bonmann - Oermann, Piesinger, Baumgartner - Novak (65. Veratschnig), Omic, Leitgeb, Scherzer (75. Jasic) - Ballo (80. Kerschbaumer), Malone (65. Baribo), Boakye (65. Röcher)

WSG: Ozegovic - Ranacher (67. Jaunegg), Bacher, Behounek, Stumberger (59. Geris) - Müller, Üstündag - Naschberger (46. Okungbowa), Blume, Ertlthaler (46. Tomic) - Forst (46. Prica)

Gelbe Karten: Keine bzw. Üstündag, Okungbowa

Stimmen zu WAC-WSG:

Manfred Schmid (WAC-Trainer): "Wir haben einen großen Schritt gemacht. Es wäre sehr schön, wenn wir uns für den Europacup qualifizieren würden."

Dominik Baumgartner (WAC-Verteidiger): "Wir haben es sehr souverän runtergespielt. Es war zuerst von beiden Seiten ein Abtasten, nach dem 1:0 haben wir aber zielstrebig nach vorne gespielt und verdient gewonnen. Wir werden alles reinlegen und versuchen, den Europacup-Platz zu holen."

Thomas Silberberger (WSG-Tirol-Trainer): "Ob wir Zehnter, Elfter oder Neunter werden, spielt keine Rolle. Wir haben unser großes Ziel Klassenerhalt mit Bravour erreicht. Natürlich wäre es schöner gewesen, einen Schritt weiter zu gehen, aber unsere Saison ist absolut okay."

Benjamin Ozegovic (WSG-Tirol-Tormann): "Das 0:1 geht auf meine Kappe. Fehler gehören dazu, ich glaube, sonst habe ich es gut gemacht. Das Play-off wäre ein Zuckerl gewesen, aber wir haben das große Ziel Klassenerhalt geschafft."