Bachstelzen auf dem Dach
Mama Bachstelze wird auf dem Dach schon von einem hungrigen Ästling erwartet. (Belichtungszeit 1/1000 Sek., Blende f10, Lichtempfindlichkeit ISO 320, Brennweite 550 mm am APS-C-Sensor entspricht Bildwirkung v. 825 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)
Michael Simoner

Wenn Kinder ausziehen, ist die größte Sorge der Eltern, wovon sich die Sprösslinge künftig ernähren sollen. Pizza, Döner, Tofu? OMG! Um kulinarische Katastrophen zu verhindern, wurden verschließbare Gefäße erfunden, mit denen sich Mamas und Papas Kochkünste von dahoam in die weite Welt exportieren lassen. Aufwärmen, fertig!

So ähnlich kümmern sich Vögel um ihren Nachwuchs. Haben die Jungvögel das Nest verlassen, werden sie noch eine Zeitlang weiter mit Leckereien versorgt. Dazu versammeln sich die hungrigen Ästlinge, wie die Juniors in dieser Phase genannt werden, häufig auf exponierten Plätzen, wo sie relativ leicht wiedergefunden werden können. Bei uns im Garten lassen sich derzeit vor allem kleine Kohlmeisen und Blaumeisen von ihren Eltern durchfüttern. Eine Bachstelzen-Familie hat sich das Dach des Nachbarhauses als Bühne für die Fütterung ausgesucht. Seither schauen wir dauernd (auch mit dem Fernglas) rüber, hoffentlich glauben uns die Nachbarn, dass wir nur die Vogerln stalken.

Zur Brutzeit auch in Gärten

Auf der Speisekarte der kleinen Bachstelzen steht alles, was der Garten derzeit so zu bieten hat: Fliegen, Libellen, Käfer, Raupen, sogar eine große Holzbiene verschwand schon in einem weit aufgerissenen Schnabel. Nach rund einer Woche beenden die Erziehungsberechtigten ihren anstrengenden Fliegerando-Service, die Kids müssen fortan selbst auf die Jagd gehen.

Dass überhaupt Bachstelzen (Motacilla alba) bei uns aufgetaucht sind, hat uns überrascht. Wir hätten die Singvögel aus der Familie der Stelzen und Pieper eher in der Nähe von Gewässern vermutet, und der nächste Bach ist mehr als einen Kilometer entfernt. Doch mittlerweile gehören Bachstelzen zu den sogenannten Kulturfolgern, vor allem zur Brutzeit sind sie auch in Gärten und Siedlungen anzutreffen. Mit ihrem hübschen, schwarzweißen Gefieder, ihren langen Beinen und dem langen, wippenden Schwanz ist die Bachstelze leicht zu erkennen.

Im Herbst ab in den Süden

Bachstelzen sind Zugvögel, wenn es im Herbst huschi wird, geht es ab in den Süden. Ihre Routen sind gut erforscht: Die mitteleuropäische Population überwintert im westlichen Mittelmeerraum und im westlichen Afrika, die Vögel Nord- und Osteuropas zieht es eher in den östlichen Mittelmeerraum, nach Ostafrika und auf die Arabische Halbinsel. Bis zu ihrer ersten großen Reise im Oktober haben die kleinen Bachstelzen noch genügend Zeit, sich einen Speckvorrat anzufressen. (Michael Simoner, 31.5.2023)

Bachstelzen auf dem Dach
Die kleine Bachstelze ist angesichts der reichen Beute im Schnabel der Mutter außer sich. (1/1000 Sek., f8, ISO 220, 600 mm APS-C)
Michael Simoner
Bachstelzen auf dem Dach
Der Jungvogel schreit ziemlich laut, wartet aber brav, bis er ausgewählt wird. (1/1000 Sek., f10, ISO 320, 600 mm APS-C)
Michael Simoner
Bachstelzen auf dem Dach
Geschickt platziert die Mutter die Insekten im Schlund des Sprösslings. (1/1000 Sek., f10, ISO 320, 600 mm APS-C)
Michael Simoner
Bachstelzen auf dem Dach
Das putzige Bachstelzen-Trio hat gerade das Nest verlassen. (1/800 Sek., f5.6, ISO 320, 300 mm plus 1,4-Telekonverter am 1-Zoll-Sensor entspricht Bildwirkung von 1134 mm im Kleinbildformat )
Andrea Zlatarits / Michael Simoner
Bachstelzen auf dem Dach
Schau genau: Die kleine Bachstelze im Vordergrund hätte ich fast übersehen. (1/1000 Sek., f8, ISO 250, 600 mm APS-C)
Michael Simoner
Bachstelzen auf dem Dach
Und los geht's. Frisch gestärkt kann das Bachstelzerl die Welt erkunden. (1/1250 Sek., f10, ISO 560, 600 mm APS-C)
Michael Simoner